Wegen der alarmierenden Coronalage sind einige Bälle abgesagt, andere stehen auf der Kippe – nicht nur in Stuttgart.

Stuttgart - Kein roter Teppich, kein Eröffnungswalzer, kein Stargast, keine Tombola – am Freitag, 12. November, steht stattdessen ein „x“ im Programm des Kultur- und Kongresszentrums Liederhalle. Der Landespresseball, einer der größten seiner Art in Deutschland, wird auch dieses Jahr anders als ursprünglich geplant wegen der Coronapandemie nicht stattfinden können. „Wir werden definitiv am 11.11.2022 den 61. Landespresseball feiern“, sagt die Chef-Organisatorin Simone Schüle. Das ist kein Karnevalsscherz, sondern Optimismus pur.

 

Der herrschte noch in diesem Sommer, als die Veranstalter angesichts des endlich auf breiter Basis verfügbaren Impfstoffes „extrem hoffnungsvoll“ waren, den Ball bespielen zu können, wie es die Vorsitzende der Ballkommission ausdrückt. Anfang September allerdings wendete sich das Blatt, und die Pressestiftung Baden-Württemberg entschied sich, das gesellschaftliche Großereignis erneut abzusagen. „Wir konnten uns einfach nicht vorstellen, dass die Gäste mit Maske tanzen wollen“, begründet Simone Schüle diesen Entschluss.

Balljournal wird verschickt

Die Veranstalter hatten überlegt, statt eines Balls eine Gala zu veranstalten, mit nur 700 bis 800 statt 2200 Gästen und nur im Beethovensaal. Da man aber den Anspruch an die Qualität habe beibehalten wollen, sei das finanzielle Risiko zu hoch gewesen, zumal für eine Stiftung, so Simone Schüle. Stattdessen hat ihr Team auch im zweiten Jahr ohne Ball ein Balljournal auf die Beine gestellt, mit Anzeigen gefüllt und mit Fotos aus den vergangenen Jahren bestückt. Ende der Woche soll es verschickt werden – und Spenden für in Not geratene Journalisten generieren.

Absage, die zweite: Auch der Weihnachtsball der Aids-Hilfe Stuttgart, geplant für den 4. Dezember 2021 in der Alten Reithalle des Maritim-Hotels, wird nicht stattfinden. Die fünfte Ausgabe wurde auf den 2. Dezember 2022 verlegt – es ist inzwischen der vierte Termin, nachdem eine Valentins-Edition dieses Jahr ebenfalls abgesagt werden musste. Der Entschluss sei „vor ein paar Wochen“ gefallen, sagt Franz Kibler, der Geschäftsführer der Aids-Hilfe. Da sei klar gewesen, dass die Vorbereitungszeit zu knapp werde. Außerdem habe man sich nicht vorstellen können, dass sich die Ballgäste trotz der Maskenpflicht wohlgefühlt hätten.

Nicht nur auf Gewinn aus

Gekaufte Karten behalten ihre Gültigkeit, und Kibler hofft, dass die Solidarität der Gäste wie die Flexibilität aller Beteiligten anhalten. Schließlich sei man kein kommerzieller Anbieter, der auf Gewinn aus sei, sondern nutze die Veranstaltung dafür, „unterschiedliche Lebenswelten miteinander in Kontakt zu bringen“.

In anderen Städten stehen die Veranstalter von Charity-Bällen vor demselben Dilemma wie die Stuttgarter. Ein Beispiel ist Augsburg, wo statt des Presseballs mit rund 3000 Gästen ein Benefiz-Dinner mit 2 G im kleinen Rahmen lange geplant war. Die Charity-Gala mit Dreigangmenü hätte am 13. November stattfinden sollen – wurde jedoch drei Tage vorher ebenfalls abgesagt. „Wir sind von der dramatischen Entwicklung des Infektionsgeschehens in dieser Woche überrollt worden“, berichtet Kai Löbert, der den Ball zugunsten der Stiftung Kartei in der Not für die Augsburger Presse-Druck- und Verlags-GmbH organisiert.

Einladungen noch nicht verschickt

Der Bundespresseball soll nach aktuellem Stand am 21. Januar 2022 in Berlin stattfinden. In den Jahren vor Corona feierte im Hotel Adlon eine vergleichbare Zahl an Gästen wie in Stuttgart. Bisher sind die Einladungen allerdings noch nicht verschickt worden. „Die Vorbereitungen des Bundespresseballs laufen auf Hochtouren. In Absprache mit den Berliner Behörden planen wir derzeit den Bundespresseball unter strenger Beachtung der 2-G-Regeln“, sagt die Organisationschefin Nadja Meister. Die Bundespressekonferenz als Veranstalterin des Balles beobachte die Entwicklung der Pandemie aufmerksam und voller Sorge. „Sollte die Lage eine Verschiebung erzwingen, werden wir rechtzeitig entscheiden.“

In Stuttgart ist die Ballkommision inzwischen erleichtert, rechtzeitig die Reißleine gezogen zu haben. So erspart man sich Schlagzeilen wie jene in der „Frankfurter Neuen Presse“ am Tag nach dem Deutschen Sportpresseball, der noch am 6. November in der Alten Oper in Frankfurt stattgefunden hat. Dort hieß es: „Ein Fest der gemischten Gefühle“.