Das Hilfswerk Open Doors hat eine Studie über Geflüchtete veröffentlicht, die zum christlichen Glauben übergetreten sind. Demnach droht ihnen bei Abschiebung Lebensgefahr.

Kelkheim, Berlin - Das Hilfswerk Open Doors wirft den deutschen Behörden vor, Tausenden von christlichen Konvertiten in Deutschland den Asylschutz zu verweigern. Vielen drohe die Abschiebung in Länder, in denen die Abkehr vom Islam als todeswürdiges Verbrechen gelte, erklärte die Organisation für verfolgte Christen am Montag im hessischen Kelkheim. Zuvor hatte die Tageszeitung „Die Welt“ über die Open-Doors-Studie zur asylrechtlichen Situation von 5.207 christlichen Konvertiten in Deutschland berichtet.

 

In der repräsentativen Erhebung „Missachtung der Menschenwürde von Flüchtlingen in Deutschland“ wurden laut Open Doors Daten aus 133 Kirchengemeinden ausgewertet. Die größte Gruppe der Konvertiten komme aus dem Iran. „Gerade dort nimmt die Bedrohung durch Verfolgung weiter zu“, betonte das Hilfswerk. Trotz Verfolgung durch das iranische Regime „wenden sich seit Jahren immer mehr Menschen dem christlichen Glauben zu. Sie tun dies nicht, um Asylschutz in Europa zu erhalten, denn die meisten bleiben trotz schwerer Verfolgung und Androhung von Haft im Land.“

Misstrauen der Behörden

Aus dem Iran Geflüchtete erhielten immer seltener Schutz, hieß es weiter. So hat das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) nach Angaben von Open Doors im Jahr 2017 insgesamt 50,6 Prozent von ihnen einen Schutzstatus verweigert. In den Jahren bis 2020 stieg dieser Anteil den Berechnungen des Hilfswerks zufolge auf 77,3 Prozent und bis Mai 2021 auf 76,2 Prozent. „Darunter waren Tausende von Konvertiten - denn deutlich über 30 Prozent von ihnen hatten sich bei ihrer BAMF-Anhörung als Christen bezeichnet“, hieß es. Laut offiziellen Zahlen seien jedoch rund 99 Prozent der Bevölkerung im Iran Muslime.

Die Behörden in Deutschland verdächtigten viele Konvertiten, ihren Wechsel zum christlichen Glauben nur vorzutäuschen, kritisiert Open Doors. Dasselbe Misstrauen werde Pastorinnen und Pastoren entgegengebracht, die den Geflüchteten ihren Glauben bescheinigen. „Behördenmitarbeiter ignorieren also in vielen Fällen bewusst die von Sachverständigen in Glaubensfragen vorgelegten Dokumente und stellen ihre von persönlichen Ansichten geleitete Einschätzung darüber“, erklärte das Hilfswerk. Als Folge davon müssten zahlreiche Konvertierte zurück in Länder, die ihnen verbieten, sich zu Christus zu bekennen.

Ablehnungsquote variiert je nach Land

Im Vergleich der Bundesländer zeige sich zudem ein „signifikant uneinheitliches Bild“ hinsichtlich der Anerkennung von Konvertiten durch das BAMF und durch Verwaltungsgerichte, erklärte Open Doors. Diese sehr stark variierenden Ablehnungsquoten ließen auf subjektive Prüfverfahren schließen. Fallbeispiele in der Erhebung stützten diesen Verdacht.

Das Vertrauen der politisch Verantwortlichen zu den Geistlichen aller Kirchen und zu den christlichen Konvertiten müsse gestärkt werden, erklärte der Leiter von Open Doors Deutschland, Markus Rode: „Christen werden weltweit zunehmend verfolgt. Hier haben Politiker sowie Richter und BAMF-Entscheider eine hohe Verantwortung für den Schutz der Menschenwürde.“