Wortgewandt, durchsetzungsfähig, engagiert: so beschreiben Weggefährten den scheidenden Gerlinger Stadtbaumeister Rolf Eberhart. 13 Jahre war er in der Stadt – nun wurde er verabschiedet.

Gerlingen - Die Schlange, die sich vor dem Sitzungssaal gebildet hat, ist lang. Sie ist so lang, dass die Menschen bis nach unten auf der Treppe stehen, und sie ist so lang, dass der Festakt eine halbe Stunde später beginnen wird als geplant. Rund 150 Wegbegleiter, frühere Kollegen und geschäftliche Bekannte sind am Montagabend ins Gerlinger Rathaus gekommen, um sich nach 13 Jahren vom Stadtbaumeister zu verabschieden. Rolf Eberhart begrüßte sie alle persönlich.

 

Vor etwas mehr als 13 Jahren hatte er seinen ersten Auftritt in der Stadt. Damals war der gebürtige Westfale zum Bewerbungsgespräch im Rathaus, noch am selben Abend stellte er sich – für ihn unverhofft – als einer der letzten drei Kandidaten dem Gemeinderat vor. „Dann hieß es: Ja oder Nein“, erzählte Eberhart am Montag. Er hat dann zugesagt, ohne zuvor die Chance gehabt zu haben, mit seiner Frau zu sprechen. Die neue Stelle sollte einen Einschnitt für das Ehepaar bedeuten. Während die Familie weiterhin in Kehl lebte, bezog Eberhart eine Wohnung in Gerlingen und fuhr nur am Wochenende nach Hause. Nun kehrt er, offiziell im Ruhestand, in seine Wahlheimat in Baden zurück. Langeweile wird wohl nicht aufkommen: Eberhart hat bereits angekündigt, wieder als Architekt und Stadtplaner arbeiten zu wollen – nach mehr als 45 Jahren in der öffentlichen Verwaltung in der freien Wirtschaft.

Überstunden und schwierige Verhandlungen

Am Montag würdigten ihn die Redner als wortgewandt, sie zeichneten das Bild von einem, der weiß, was er will, und der sich nicht scheut, sich dafür einzusetzen. Von einer „vereinnahmenden Rhetorik“ sprach der Bürgermeister Georg Brenner, und fügte hinzu, „werben und trommeln“ gehöre zum Geschäft eines „selbstbewussten Stadtbaumeisters“ eben auch dazu. Kompromisse, so erzählte es der Vorsitzende des Gutachterausschusses, Karl Grob, sei Eberhart nur ungern eingegangen.

Der scheidende Stadtbaumeister, so klang es an, war ein fleißiger Arbeiter, unermüdlich im Einsatz für die Stadt. Karl Grob nannte ihn einen „Glücksfall“ für Gerlingen; mit seiner Handschrift habe er der Stadt eine Strahlkraft gegeben. Der CDU-Stadtrat Rudolf Sickinger sprach von „vielen Überstunden, Verhandlungen mit Bürgern und denen, die alles besser wussten“. Der Bürgermeister zählte Projekte auf, die Eberhart auf den Weg gebracht hat – etwa die Umgestaltung des Träuble-Areals, der nicht unumstrittene Rathausplatz, die Generalsanierung des Robert-Bosch-Gymnasiums. Ab und an jedoch, sagte Brenner, hätte er sich gewünscht, dass der Stadtbaumeister „die Fäden mal ein wenig lockerer lässt“. Diese Zeit ist nun gekommen. Eberhart hat angekündigt, Gerlingen noch den einen oder anderen Besuch abstatten zu wollen – schon allein, um zu sehen, wie Projekte vorankommen.