Zwölf Jahre lang hat Hansjörg Schühle das Kreismedienzentrum Rems-Murr geleitet und zudem als Realschullehrer gearbeitet – und zwar gerne unter Einsatz von Medien. An diesem Mittwoch wird er offiziell aus seinem Amt verabschiedet.

Waiblingen - Ab in den Ruhestand – und dann morgens schön lange ausschlafen? Hansjörg Schühle, der an diesem Mittwoch als Leiter des Kreismedienzentrums verabschiedet wird, hat ganz andere Pläne. Er freut sich darauf, früh aufzustehen, am besten bevor es dämmert, und durch die noch menschenleeren Straßen in den Tag hineinzuspazieren: erst einen Blick zu den Sternen zu wagen und dann den Sonnenaufgang zu genießen.

 

Zwölf Jahre hat Hansjörg Schühle das Kreismedienzentrum geleitet, zwei Drittel seiner Arbeitszeit sind in diese Tätigkeit geflossen. Das restliche Drittel hat der demnächst 60-Jährige als Lehrer an der Salierrealschule in Waiblingen verbracht. Seine Schwerpunktfächer waren Religion und Chemie. Eine Kombination, die bewirkte, dass es in Schühles Unterricht im wahrsten Sinne des Wortes um „Gott und die Welt“ ging.

Auch Privatleute können Geräte und Filme ausleihen

Als Leiter des Kreismedienzentrums hat Hansjörg Schühle mit dafür gesorgt, dass die Schulen im Landkreis für ihren Unterricht auf viele moderne Gerätschaften zurückgreifen können. Im Verleih sind beispielsweise auch 50 Tabletrechner – nach Hansjörg Schühles Ansicht das ideale Werkzeug für einen schülerorientierten Unterricht. Zudem hat das Kreismedienzentrum Beamer und Großbildwände, ipods, Diascanner und Digitalkameras im Angebot, natürlich auch unzählige DVDs und Videos – und sogar noch einige 16-Millimeter-Filme, „damit man Schülern zeigen kann, wie das einst aussah“. Auch jeder Rems-Murr-Bürger kann sich hochwertige Geräte ausleihen und in deren Gebrauch einweisen lassen – die Palette reicht vom Schallpegelmessgerät über Wärmebildkameras, Beamer, und Digitalkameras bis zu Endoskopen. „Die Möglichkeit ist leider viel zu wenigen Bürgern bekannt“, bedauert Schühle.

Der Beruf als Berufung

„Mein Beruf war eine Berufung“, sagt der technikbegeisterte Pädagoge – und das, obwohl er nach dem Abitur genau wusste, was er nicht werden wollte: Lehrer. Wieso? „Damals wollten unglaublich viele Lehrer werden, das passte mir nicht.“

Der in Bad Liebenzell geborene Sohn eines Stadtkämmerers ging also bei einem Schreiner in die Lehre, darauf folgte ein Abstecher an die Sporthochschule Köln und der Beschluss, „irgendwas mit Sport“ zu machen. Irgendwann wurde dem jungen Studenten klar, dass der Lehrerberuf einfach sein Ding war. Er wechselte an die Pädagogische Hochschule Reutlingen und studierte Chemie und Religion, weil seine eigentliche Wunschkombination Sport und Religion nicht zulässig war.

Als absoluter Jungspund kam Hansjörg Schühle direkt nach dem Referendariat an die Friedensschule in Waiblingen-Neustadt. 22 Jahre ist er geblieben und dort wie auch an der Salierrealschule, an die er im Jahr 2005 wechselte, war ihm immer eines wichtig: „Glaubhaft zu sein und den Schülern etwas mitgeben zu können. Etwas, das sie vielleicht ein Stück weiter bringt.“ Er wollte nie ein Lehrer sein, der stets vorne steht und spricht, der Stoff statt Schüler unterrichtet. Reine Zeitverschwendung – das Gefühl habe er in seiner eigenen Schulzeit sehr oft gehabt, sagt Hansjörg Schühle: „Das wollte ich in meinem Unterricht unter allen Umständen vermeiden.“

Lernen im eigenen Tempo

Deshalb habe er immer versucht, Themen an der Lebenswelt der Schüler festzumachen – und den Unterricht auch durch den Einsatz von Medien attraktiver und interessanter zu machen. Videokameras, Tonbandgeräte und Soundanlagen waren es früher, später oft tragbare Tabletcomputer. „Individuelles Lernen ist mit diesem Werkzeug viel leichter möglich. Jeder Schüler kann in der Stunde im eigenen Tempo und nach eigener Begabung lernen“, sagt Schühle, der überzeugt ist, dass es neue Konzepte braucht, welche die Schüler ins Zentrum der Aktivität rücken.

Die Voraussetzung für diesen Unterricht sei, dass der Lehrer das benötigte Lernmaterial auswähle und zur Verfügung stelle. Im Unterricht bleibe so mehr Zeit, auf einzelne Schüler einzugehen. Bei aller Affinität zu digitalen Medien legt Hansjörg Schühle dennoch Wert auf Handarbeit: „Ihre Erkenntnisse mussten die Schüler bei mir immer von Hand aufschreiben.“

Bis zuletzt hat ihm seine Arbeit Spaß gemacht. Lieber aufhören, so lange es Freude macht, hat er sich gedacht. Drei angesparte Sabbatjahre verschaffen ihm die Möglichkeit, sich früher aus dem Berufsleben zurückzuziehen und mehr Zeit für Familie und seine Hobbys zu haben: Klavierspielen, Singen in der Winnender Kantorei, Fotografieren, Filmen und Lesen – „und zwar mal nicht nur Fachbücher“.