Auf diese Prüfungen haben die Schüler wochenlang gelernt – am Dienstag geht es endlich los.

Leonberg - In dieser Woche wird es für die Schüler in Leonberg ernst. In allen Schularten stehen die Abschlussprüfungen an. Den Anfang machen heute, Dienstag, die Hauptschüler im Fach Deutsch. Von Mittwoch, 18. April Werkrealschüler und Gymnasiasten gefordert, die ebenfalls mit den Deutschprüfungen beginnen. Die für Mittwoch geplante Deutschprüfung an Realschulen wird auf den 27. April verschoben. Wie am Montagabend bekannt wurde, hatten Unbekannte an einer Schule in Bad Urach den Umschlag mit den Prüfungsaufgaben geöffnet.

 

Ein wenig aufgeregt sind aber auch stets die Lehrer, die die Teilnehmer ihrer Kurse intensiv auf die Prüfungen vorbereitet haben. Einer von ihnen ist Philipp Küfer, der am Albert-Schweitzer-Gymnasium Sport und Geografie unterrichtet. Zum dritten Mal begleitet er einen Sportkurs durch das Abitur, doch von Aufregung frei machen kann er sich nicht, wenn am 23. April seine 15 Jungen und Mädchen ihre Sportklausur schreiben. „Ich fiebere bei jedem meiner Kurse mit. Zu Sportlern hat man einfach ein besonders nahes Verhältnis“, erzählt der 40-Jährige, der seit zehn Jahren am ASG unterrichtet.

Welche Sportart wird abgefragt?

Bei den diesjährigen Abiturienten hat er dennoch ein gutes Gefühl. „Sie waren von Anfang an gut dabei, auch wenn zuletzt natürlich ein bisschen Nervosität aufgekommen ist“, sagt der Sportlehrer. Darüber hinaus stünden im Juni die praktischen Prüfungen an. „Da werden alle ihre Note noch nach oben treiben, das sind alle Vereinssportler“, ist sich Philipp Küfer sicher.

Doch zuvor steht am 23. April die theoretische Prüfung an. Die Abiturienten müssen Aufgaben aus den Bereichen Trainingslehre (Kraft, Ausdauer, Beweglichkeit, Schnelligkeit) und Bewegungslehre (aus dem Bereich Laufen) lösen. „In der Regel wird in der Aufgabe eine Sportart detailliert beschrieben, und dann werden gezielte Fragen gestellt, welche Kraftfähigkeiten dabei dominieren“, nennt Philipp Küfer ein Beispiel. In den vergangenen Jahren seien Fragen aus den Bereichen Freeclimbing, rhythmische Sportgymnastik und Triathlon in den Prüfungen vorgekommen. „Einmal mussten die Abiturienten auch den Abwurf von Manuel Neuer anhand einer Bilderfolge analysieren“, weiß Küfer noch.

Glückskäfer für alle Abiturienten

Zwischen 7 und 7.30 Uhr wird er am kommenden Montag an seinem Gymnasium erscheinen und den Umschlag mit den Prüfungsaufgaben öffnen. „Dann sehe ich, ob ich mit der Vorbereitung richtig gelegen bin“, sagt er. Anschließend wird er jedem seiner Schüler einen Glückskäfer aus Schokolade auf den Platz legen. „Mit den Schülern sprechen darf ich dann nicht mehr.“

Während der Prüfung gibt es strenge Kontrollen. Die Toiletten werden schon vorher auf versteckte Spickzettel untersucht, während der Prüfung darf jeder nur einzeln aufs Klo. Die Handys müssen alle Schüler abgeben, sie werden in einen gesonderten Raum gebracht, der abgeschlossen wird. „Wenn einer mit dem Handy erwischt wird, wird das als Täuschungsversuch gewertet“, erklärt Küfer. Darüber hinaus gebe es eine extra Aufsicht auf den Gängen.

Den sogenannten fachpraktischen Teil ihrer Sportprüfung legen die ASG-Abiturienten am 11. und 12. Juni ab. Alle haben die Wahl zwischen den Individualsportarten Leichtathletik, Schwimmen, Geräteturnen und Gymnastik/Tanz. „Die meisten haben sich für Leichtathletik entschieden“, berichtet Küfer. Bei den Mannschaftssportarten, die zu 40 Prozent ins Prüfungsergebnis einfließen, können sich die Jungen und Mädchen zwischen Fußball, Handball, Basketball und Volleyball entscheiden. Dritter Teil der Prüfung ist dann eine Ausdauerleistung: Hier gibt es die Wahl zwischen zwölf und 30 Minuten Laufen oder zwölf Minuten Schwimmen.

Die letzten Prüfungen von Gerhard Kicherer

Alle reden über das Abitur. Dabei schwitzen ab heute auch die Hauptschüler, berichtet Gerhard Kicherer, der Rektor der FriedrichSchiller-Schule in Renningen.

Herr Kicherer, mit welchen Gefühlen begleiten Sie Ihre letzten Abschlussprüfungen?
Ja, vieles, was ich derzeit tue, mache ich ein letztes Mal – so auch diese Prüfungen. Da ist ein Stückchen Wehmut natürlich schon dabei. Aber ich bin jetzt 29 Jahre Schulleiter, irgendwann muss man eben seinen Hut nehmen.
Der Hauptschulabschluss steht nicht ganz so im Fokus der Öffentlichkeit wie etwa das Abitur. Für Ihre Schüler ist er aber trotzdem eine Herausforderung, oder?
Klar, mit Sicherheit. Für unsere Schüler ist es ganz wichtig, dass sie in Stufe 9 eine Prüfung ablegen. In der Realschule und im Gymnasium bekommen die Schüler ja automatisch einen gleichwertigen Abschluss, wenn sie eine Versetzung von der 9. in die 10. Klasse bekommen.
Welche Fähigkeiten sind da besonders gefordert?
Zum einen zählen alle Noten der Klasse 9. Ab Dienstag folgt dann die Abschlussprüfung in Deutsch, Mathe und Englisch. Gegebenenfalls können die Schüler anschließend freiwillig noch ins Mündliche gehen. In die Note fließt außerdem auch eine themenorientierte Projektprüfung ein, für die sich die Schüler ein Thema aussuchen und in der Gruppe bearbeiten, zum Beispiel zum Vulkanismus oder zu einem geschichtlichen Thema. Außerdem findet während des Schuljahres eine dezentrale Englischprüfung statt, bei der die Schüler einen Partnerdialog führen.
Der Hauptschulabschluss hat nicht den besten Ruf.
Das stimmt, aber auch diese Schüler sollten eine Möglichkeit haben, ins Berufsleben einsteigen zu können. Dafür ist der Hauptschulabschluss da.
Geschenkt wird er niemandem, oder?
Nein. Das bestätigen uns auch Realschüler, die jedes Jahr zu uns kommen, um bei uns ihren Hauptschulabschluss abzulegen. Das machen sie, wenn sie zum Beispiel innerhalb von zwei Jahren dreimal sitzengeblieben sind. Wenn sie nun auch in die 10. Klasse nicht versetzt werden würden, würden sie ohne Abschluss von der Schule fliegen. Daher kommen auch in diesem Jahr wieder elf Schüler zu uns, um hier ihre Prüfungen abzulegen, damit sie in diesem Fall wenigstens den Hauptschulabschluss haben. Einige Realschüler springen aber auch wieder ab, wenn sie erfahren, was für den Hauptschulabschluss alles gefordert wird.
Welche Chancen hat man denn heute noch mit einem Hauptschulabschluss?
Ich würde sagen, dass ein guter Hauptschulabschluss mehr wert ist als ein schlechter Realschulabschluss. Das ist mit dem Abitur aber das gleiche: Sind die Noten gut, hat man viele Möglichkeiten, sind die Noten schlecht, hat man weniger gute Chancen.
Wie viele Schüler gehen nach der Hauptschule gleich in den Beruf?
Wenige. Die Jugendlichen sind in der 9.  Klasse gerade mal 15 Jahre alt. Viele Betriebe stellen Minderjährige noch gar nicht ein, weil da der Jugendschutz noch gilt. Deshalb gehen nur durchschnittlich 20  Prozent unserer Schüler nach dem Hauptschulabschluss direkt in den Beruf. 30 Prozent machen die zweijährige Berufsfachschule an der Leonberger Berufsschule und 50 Prozent bleiben bei uns hier in der 10.  Klasse und machen den mittleren Bildungsabschluss.
Hand aufs Herz: Bei Ihrem eigenen Abitur damals – hatten Sie einen Spickzettel?
Ich hab nie mit Spickzetteln gearbeitet. Ich kenne aber alle Tricks der Schüler. Ich bin eigentlich auch kein Typ, der bei Prüfungen aufgeregt ist. Vorbereitung ist eben alles, das gilt für meine Arbeit auch heute noch: Wenn ich unvorbereitet bin, dann ist Adrenalin unterwegs. Wenn ich meine Prüfungen und meine Tage umsichtig plane, dann kann ich beruhigt sein.

Prüfungen und Themen

Hauptschulen
An den Hauptschulen findet am 17. April die Deutschprüfung statt. Eine Woche später, am 24. April, stehen die Mathematikklausuren an. Die Abschlussprüfungen in Englisch sind für den 3. Mai angesetzt, die Prüfungen in den Sonderfremdsprachen beziehungsweise Herkunftssprachen sind auf den 15. Mai terminiert.

Werkrealschulen
Die Abschlussprüfungen in Deutsch sind am 18. April, die Mathematikklausuren am 25. April und die schriftlichen Aufgaben in Englisch am 4. Mai.

Realschulen
An den Realschulen finden die Prüfungen innerhalb einer Woche statt. Die Mathematikklausuren werden am 20. April, an. Die Pflichtfremdsprache Englisch ist auf den 24. April terminiert, die Pflichtfremdsprache Französisch auf den 25. April. Deutsch wird nun am 27. April geschrieben.

Gymnasien
Traditionellerweise starten auch die Gymnasien mit der Deutschprüfung – diesmal am 18. April. Am 19. April steht die Hebraicum-Prüfung auf dem Programm, am 20. April sind die Abiturienten im Fach Englisch gefragt. Großkampftag an den Gymnasien ist der 23. April. An diesem Tag finden die Prüfungen in nicht weniger als in 13 Fächern statt: Biologie, Chemie, Physik, Sport, Musik, Geschichte, Bildende Kunst, Gemeinschaftskunde, Geografie, Religion, Ethik, Wirtschaft und Informatik. Der 24. April ist den romanischen Sprachen gewidmet: Geprüft wird in Spanisch, Italienisch und Portugiesisch. Am 25. April schreiben die Abiturienten ihre Französischprüfungen. Latein wird am 26. April geprüft, am 27. April müssen die Abiturienten ran, die sich für Griechisch, Russisch oder Chinesisch als Prüfungsfach entschieden haben. Den Abschluss bildet das Fach Mathematik: Hier finden die Prüfungen am 2. Mai statt.

Abi-Schwerpunktthemen
Zu den Schwerpunktthemen in Deutsch gehört Literatur, die schon seit Jahren Prüfungsstoff ist. Pflichtlektüren sind Dantons Tod von Georg Büchner, Homo faber von Max Frisch und Agnes von Peter Stamm. Das Leitthema Lyrik lautet Natur und Mensch in der deutschsprachigen Lyrik vom Sturm und Drang bis zur Gegenwart. In  Mathematik müssen die Abiturienten Aufgaben aus den Bereichen Analysis, analytische Geometrie und Stochastik lösen.