Im tiefsten Nevada hat Bob Perchetti in seinem Motel 600 Clownpuppen eine Bleibe gegeben. Seit Stephen Kings Horrorhit „Es“ rennen ihm die Leute die Bude ein. Jetzt will er verkaufen.

Tonopah - Im tiefsten Nevada hat Bob Perchetti in seinem Motel 600 Clownpuppen eine Bleibe gegeben. Daneben: ein Friedhof, in dem es nachts spuken soll. Seit Stephen Kings Horrorhit „Es“ rennen ihm die Leute die Bude ein. Trotzdem sucht er einen neuen Besitzer für das Motel.

 
Mr. Perchetti, wie läuft das Geschäft?
Sehr sehr gut, danke! Sie glauben gar nicht, wie viele Menschen bei uns übernachten wollen, nur weil wir das Clown-Motel sind. Vor allem seitdem dieser Film angelaufen ist, kommen immer mehr. Die erwarten sich irgendetwas Gruseliges hier. Aber es ist eigentlich nur ein Motel mit einem Clown-Thema.
Können Sie Ihr Motel beschreiben?
Klar, in unserem Clown Motel haben wir etwa 600 Clownpuppen, die meisten in der Lobby. Auf den Zimmern werden die oft geklaut. Wir haben 31 Zimmer, die Preise fangen bei 40 Dollar an. Ohne Frühstück. Ganz netten Gästen schenke ich schon mal beim Auschecken eine rote Clown-Nase. Tonopah hat 2500 Einwohner und liegt etwa vier Stunden von den nächsten größeren Orten, Las Vegas und Reno, entfernt. Wir haben ein Minenmuseum und die Auszeichnung „Sternengucker-Destination“, weil hier Astronomen wegen unserer stockdusteren Nachthimmels tolle Bedingungen finden. Also, hier kann man schon Urlaub machen.
Wo kommen denn all die Clowns her?
Als ich 1994 das Motel übernahm, hatte ich einen Geschäftspartner, der die Figuren sammelte. Ich habe ihm angeboten, dass die Puppen in das Motel einziehen können und wir das Motel nach den Clowns benennen könnten. Er fand das gut, ich auch, done deal! Weil wir aber inzwischen so berühmt sind, kommen fast jede Woche neue Clowns per Post an, oder Gäste lassen sie im Zimmer zurück. „Mein Clown braucht eine neue Heimat“, steht dann auf den Zetteln, die daneben liegen, oder „Meine Frau hat Angst vor Clowns und wollte diese Figur wegwerfen. Bitte nehmen Sie ihn im Motel auf.“ Es ist fast schon eine Art Tierheim.
Haben Sie Clowns einfach nur gern oder wollen Sie den Menschen auch Angst machen?
Ich liebe Clowns, ich hatte noch nie ein Problem mit Clowns. Ich verstehe nicht, was die Menschen gegen Clowns haben, dieser ganze „Böser-Clown-Boom“ ist mir ein Rätsel. Als ich jung war, hatte niemand Angst vor ihnen.
Viele Menschen fürchten Clowns. Verstehen Sie das?
Nicht wirklich, aber die Menschen tun mir leid. Es kommen immer wieder welche, die sagen, sie hätten schreckliche Angst vor Horrorclowns. Und dann checken sie bei uns ein. Das soll einer verstehen. Aber ich zwinge niemanden hier zu übernachten. An allen Zimmertüren und in den Zimmern hängen Bilder von Clowns. Auf Wunsch decken wir die Bilder ab, dann gucken die Gäste eben auf ein Handtuch.
Haben Sie den Film „Es“ gesehen?
Nein, ich mag keine Horrorfilme. Schon gar keine mit Clowns.
Letztlich ist der Film aber doch der Grund für den Erfolg ihres Hotels.
Er hat den Boom verstärkt. Vor allem seit hier 2015 eine Folge der Serie „Ghost Adventures“ gedreht wurde, kommen viele hierher, um im „gruseligsten Hotel Amerikas“ zu schlafen. In der Folge haben Geisterjäger im Hotel Gespenster aufgespürt. Es soll immer wieder in den Zimmern Erscheinungen geben, berichten Gäste und Zimmermädchen. Ich habe noch nie was bemerkt. Aber klar, in den letzten Monaten, seit dem „Es“ gestartet ist, kommen neue Gäste, die der Film irgendwie inspiriert hat.
Selbst, wenn man keine Angst vor Clowns hat: direkt neben dem Clown Motel liegt der örtliche Friedhof, auf dem es spuken soll. Stimmt das?
Ich kann das selbst nicht bestätigen, es würde mich aber nicht wundern. Hier liegen etwa 300 Seelen, die in Tonopah zwischen 1901 und 1911 gestorben sind. Grubenarbeiter, Cowboys, leichte Damen. Viele Leute sagen, dass Geister aus dem Friedhof nachts umgehen und auch im Motel auftauchen.
Jetzt wollen Sie Ihr Motel verkaufen. Warum?
Nun gut, ich bin 79 Jahre alt und mache das auch schon 23 Jahre. Ich habe fünf Töchter, drei Söhne und 14 Enkel. Denen möchte ich einfach ein bisschen mehr Zeit widmen. Das heißt aber nicht, dass ich die Clowns allein lasse. Meine Familie lebt hier schon seit vier Generationen und auch ich werde weiter hier im Ort wohnen bleiben und gelegentlich bei den Clowns vorbeischauen.
Sollte ich das Motel kaufen wollen, worauf muss ich mich einstellen?
Wie gesagt, es läuft gut, viele Gäste fahren schon mal sechs, sieben Stunden nach Tonopah, um eine Nacht hier zu verbringen. Eine gute Investition. Aber das Leben ist nicht ganz einfach hier, gestern musste ich eine kaputte Waschmaschine ersetzen und bin dann nach Reno gefahren, vier Stunden hin, eine Stunde einkaufen, vier Stunden zurück. Es ist manchmal schon ein wenig einsam. Aus dem Motel könnten Sie aber noch viel mehr machen, zum Beispiel einen Clown-Kongress veranstalten oder einen Minigolfplatz mit Clown-Thema bauen. Natürlich gibt es eine Bedingung für alle potenziellen Käufer: Der Name und die Clowns bleiben, schließlich habe ich 23 Jahre meines Lebens in das Motel investiert.