Der Absturz von 1860 München in die dritte Liga hängt vor allem mit dem Investor Hasan Ismaik zusammen, unter dem die Löwen ein seelenloser Club geworden sind, meint unser Autor Thomas Haid.

Stuttgart - Der TSV 1860 München hat den Tiefpunkt erreicht. Nach der von Zuschauerausschreitungen überschatteten 0:2-Niederlage am Dienstag im Relegationsrückspiel gegen Jahn Regensburg ist der Abstieg in die dritte Liga besiegelt. Dabei haben die Löwen aber in den vergangenen Monaten und Jahren nicht nur viele Partien auf dem Platz verloren. Begleitet wurde der sportliche Niedergang von einem Prozess, in dem die Würde und die Identität des einst so stolzen Traditionsvereins auf der Strecke geblieben sind – und diese Entwicklung hängt dann wiederum vor allem mit einer Person zusammen: mit Hasan Ismaik.

 

Der jordanische Geschäftsmann ist 2011 als Investor bei 1860 eingestiegen und hat seitdem viele Millionen Euro in den Club gepumpt – Geld, das sich jedoch als Fluch und nicht als Segen erwiesen hat. Insofern könnten die Löwen ein abschreckendes Beispiel für manch andere Vereine sein, die nach immer mehr Einnahmen schielen und vielleicht einen ähnlichen Weg anstreben. Ismaik wollte 1860 in die Champions League führen, aber das Ergebnis lautet nun: dritte Liga. Im Zuge seines finanziellen Engagements bestimmte Ismaik die Vereinspolitik auf entscheidende Weise mit. Vermutlich weiß er selbst nicht mehr, wie viele Präsidenten, Sportdirektoren und Trainer er in seiner Zeit in München gefeuert hat. Dadurch wurde jedoch nichts besser, sondern alles nur noch schlimmer.

Hinzu kommt, dass die Rolle von Ismaik rechtlich zumindest grenzwertig ist, weil es die Statuten der Deutschen Fußball-Liga DFL nicht gestatten, dass ein Verein von einem Investor regiert wird. Mit Argusaugen hat der Ligaverband verfolgt, was bei 1860 passiert – und das Problem ist auch nach dem Absturz in die dritte Liga nicht gelöst.

Unabhängig davon steht fest, dass aus den früher mal so volkstümlichen Löwen inzwischen seelenlose Löwen geworden sind – mit frustrierten Fans, was in den Aggressionen am Dienstagabend zum Ausdruck gekommen ist. Mehrere Polizisten wurden leicht verletzt, 1860 droht eine harte Strafe. Unter dem Eindruck der Ereignisse sind der Präsident Peter Cassalette und der Geschäftsführer Ian Ayre bereits zurückgetreten. Aber Ismaik will weitermachen.