Seit 2001 steht Peter Meyer als Präsident an der Spitze des Allgemeinen Deutschen Automobil-Clubs. Dort will er ausharren, allen aktuellen Skandalen zum Trotz. Schließlich hat er den ADAC zur Wirtschaftsmacht geformt.

Der Name klingt wie geschaffen für den möglicherweise deutschesten, fraglos aber mitgliederstärksten Verein der Republik. Seit 2001 steht Peter Meyer als Präsident an der Spitze des Allgemeinen Deutschen Automobil-Clubs (ADAC). Geht es nach dem Willen des 64-Jährigen, bleibt das auch so bis 2017, denn voriges Jahr wurde der gebürtige Nordrhein-Westfale für eine weitere Amtszeit an die Spitze des Clubs gewählt. Dort will er ausharren, allen aktuellen Skandalen zum Trotz. Diejenigen, die ihn kennen, wundert das nicht. Selbstkritik war noch nie ein herausragendes Merkmal des stets präsidial auftretenden ADAC-Chefs.

 

Mit anderen geht der Präsident wenig zimperlich um

„Ich habe die Situation anfänglich falsch eingeschätzt“, sagt der ehrenamtliche Präsident über sein Krisenmanagement. Mehr hat er sich nicht vorzuwerfen. Mit anderen gilt Meyer dagegen als wenig zimperlich. Seine politischen Äußerungen, vor allem wenn es um Themen wie ein Tempolimit auf deutschen Autobahnen geht, sind oft lautstark polternd. Nun sieht er sich als Garant einer angedachten ADAC-Reform, nicht als Teil einer problematischen Entwicklung. „Ich bin erschüttert“, sagt der Mann, der dem ADAC 1970 beigetreten ist, über die jüngsten Skandale. Die Frage, ob er sie verhindern hätte können oder sogar müssen, bleibt ihm fremd. Im Fall von Meyer und ADAC sind Person und Institution in vielem geradezu verräterisch deckungsgleich. Bildhaft machen lässt sich das durch die neue ADAC-Zentrale, die sich der Verein vor zwei Jahren in München gebaut hat und die viel über das Selbstverständnis des Clubs und seines Präsidiums verrät. Mehr als 300 Millionen Euro kostete das 90 Meter hohe Monstrum aus Glas und Beton, das für manchen Dax-Konzern überdimensioniert wäre. Jetzt prunkt es als architektonisches Zeugnis von Großmannssucht. Es spiegelt auch das Wirken Meyers wider.

Meyer machte den Verein zu einem Milliardenkonzern

In seiner Ära stieg nicht nur die Zahl der ADAC-Mitglieder von gut 14 auf knapp 19 Millionen; damit ist jeder vierte Deutsche Mitglied. Er machte den Verein auch zu einem Milliardenkonzern, denn der ADAC nimmt nicht nur über Mitgliedsbeiträge jährlich gut eine Milliarde Euro ein. Die gleiche Summe kommt noch einmal durch die wirtschaftlichen Aktivitäten des Clubs in die Kasse. Das sind Dutzende Tochterfirmen, die Versicherungen aller Art sowie Reisen oder Mietwagen verkaufen, vorzugsweise an die eigenen Mitglieder. Zuletzt freute sich Meyer über den Einstieg des ADAC zusammen mit der Post in den lukrativen Fernbusmarkt. Dieses oft kritisierte Zusammenspiel von Mitgliederverein und auf Profit ausgerichteter Wirtschaftsmacht hat der gelernte Speditionskaufmann nie als problematisch empfunden. Es sei vielmehr ein unschätzbarer Vorteil, dass der ADAC als bedeutende Verbraucherschutzorganisation finanziell so unabhängig von Dritten sei, meinte Meyer immer wieder. Das sei gut für die Glaubwürdigkeit.

Der Jaguar-Fahrer, der in Mühlheim lebt mit Zweitwohnsitz in der Schweiz, ein Speditionsunternehmen und ein Autohaus besitzt, genießt es sichtlich, als ADAC-Präsident mit Bundeskanzlern und Wirtschaftsbossen zu verkehren. Angst vor einem Mitgliederaufstand wegen der jüngsten Skandalserie ist ihm nicht anzumerken. Vermutlich schätzt Meyer seinen ADAC richtig ein.