Adel Tawil hat auf der Freilichtbühne Killesberg in Stuttgart die Open-Air-Saison eröffnet. Allein das Neue, das sein Albumtitel verspricht, ist er schuldig geblieben

Stuttgart - Gott steh mir bei!“, singt Adel Tawil, schlägt die Hände vor die Brust. Das Stück gleichen Titels findet sich auf seinem jüngsten, zweiten Soloalbum, erschienen vor etwas mehr als einem Jahr. Der Sänger war gemeinsam mit Annette Humpe das überaus erfolgreiche Pop-Duo Ich + Ich. „So schön anders“ heißt das neue Werk, aber Tawil bleibt sich darauf selbst treu, streut Emotionen aus mit vibratosatter Schmachtstimme wie eh und je. Dennoch, oder gerade deshalb, brachte es das Album die Spitze der Hitparade. Am Samstag eröffnet Tawil die Open-Air-Saison vor 4500 Zuschauern auf der ausverkauften Freilichtbühne Killesberg.

 

Dabei hat er eine vorzügliche Gruppe, die Tawils Songs mit fernen Erinnerungen ans große Vorbilder umgibt. „Flutlicht“ heißt das Stück, das Tawil vor Tagen erst dem Fußball widmete, mit dem er den WM-Hit 2018 landen möchte – die Gitarren dürfen hier einmal rocken, der Text jedoch bleibt ganz dem üblichen Pathos verhaftet. Das funktioniert bei anderen Titeln besser. Und am besten immer noch bei jenen, die Tawil mit Annette Humpe sang.

Das Neue, das sein Albumtitel verspricht, ist er schuldig geblieben

Vor allem zu Beginn des Konzertes präsentiert Adel Tawil die Stücke seines neuen Albums. „Wo die Liebe hinfällt“ sang einst Humpe, das singt er nun selbst, erinnert zuvor sehr herzlich an seine einstige Duett-Partnerin, die sich längst von der Bühne verabschiedet hat. Bei „Stadt“, seinem Hit mit Cassandra Steen, überlässt er das Mikrofon Maria Helmin, die mit viel Seele singt, dann wieder in die zweite Reihe tritt. Eine Annette Humpe kann sie nicht ersetzen; als Tawil später dann „Vom selben Stern“ singt, den großen Ich + Ich-Hit, bringt sie jedoch charmant summend eine andere, viel ältere Humpe-Produktion in Erinnerung, lässt Codo im Sauseschritt, den NDW-Hit von 1983, noch einmal auferstehen.

Mit Songs wie „Stark“, „Lieder“ und „So soll es sein“ hat er seine Fans mitgerissen. Allein das Neue, das sein Albumtitel verspricht, ist er schuldig geblieben: einer der erfolgreichsten deutschen Pop-Sänger kehrt zurück und macht genau dort weiter, wo er aufgehört hat.