Die Zachersmühle feiert an diesem Wochenende das 14. Open-Air-Swingfestival. Bevor die Besucher die Tanzfläche am Samstagabend stürmen, erzählt der Profitänzer Chester Whitmore die Geschichte des Swing.

Adelberg - Wer den Film „Swingkids“ gesehen hat, kann sich in etwa vorstellen, wie sich die Tänzer beim Lindy Hop bewegen. „Es gibt Raum zu improvisieren, das ist der besondere Reiz. Es hat viel mit Freiheit zu tun“, sagt die Zachersmühlenbetreiberin Angelika Holzer über den Lindy Hop. Die Begeisterung für den Tanz ist nicht zu überhören. Gemeinsam mit der Bewegungslehrerin Renate Fischinger hat sie den Lindy Hop vor 14 Jahren nach Adelberg geholt. Am Wochenende gibt es dort nun zum 14. Mal eine große Swing-Party. Die Musik dazu liefert die Lindy Kyei Swing Combo.

 

„Zwischen den Live-Sets der Band gibt es Tanzshows, auch von Chester Whitmore, der mit seinem Tanzstil und seiner Tanzfreude fast schon eine Legende ist“, sagen die Veranstalter voller Freude. Später unterhält DJ Kbirdy.

Seit Ende der 90er gibt es in der Zachersmühle Tanzkurse

Lindy Hop ist ein aus den USA stammender Tanz, der Anfang des 20. Jahrhunderts aufkam. Dass diesem Tanz einmal jährlich ein Festival in der Zachersmühle gewidmet ist, hat natürlich eine Vorgeschichte. Auf einem Festival in Schweden sei vor vielen Jahren der Funke übergesprungen, erinnert sich Renate Fischinger. Sie begeistert vor allem der sozial-kulturelle Hintergrund des Tanzes. Trotz der Diskriminierung der Afroamerikaner in den USA hätten sich die afrikanisch stämmigen Amerikaner in den 20er- und 30er-Jahren mit der weißen Bevölkerung im damals hauptsächlich von Afroamerikanern bewohnten New Yorker Stadtteil Harlem zum Tanzen getroffen. „Ich ziehe meinen Hut vor so viel Menschlichkeit“, sagt Fischinger. Der Tanz allein hätte sie wahrscheinlich nicht ausreichend begeistert, um ihn nach Schwaben zu holen, erinnert sich die Bewegungslehrerin. Vielmehr sei für sie das Besondere „das gute Miteinander, auch wenn die Menschen völlig unterschiedlich sind“.

Kulturveranstaltungen gebe es in der Zachersmühle schon seit Mitte der 1980er Jahre, erklärt Angelika Holzer. Im Jahr 1997 kamen Tanzangebote und -kurse sowie Feste hinzu. Im Fokus stand zunächst der Tango Argentino, daneben auch Salsa und Rumba. „Irgendwann ist es aber abgeflaut“, erinnert sie sich. Etwas Neues musste her, und da kam der Lindy Hop gerade recht – allerdings über den Umweg über Stuttgart.

In Stuttgart ist eine kleine Swingszene entstanden

Dort erhofften sich die Adelberger Tanzfreunde mehr Interessenten für ihre Kurse. Also gründeten sie in der Landeshauptstadt den Verein Swingkultur. Der Plan ging auf. „Das ist inzwischen eine umfangreiche Geschichte geworden“, erklärt Holzer. Und von Stuttgart und mit dem Verein Swingkultur kam der Lindy Hop mit dem Open-Air-Swing-Festival zurück in die Zachersmühle.

Getanzt wird paarweise oder allein, auch beim Linedance können die Figuren des Lindy Hop verwendet werden. Der Tanz beinhalte Elemente des Stepptanzes, des Charleston und des Balboa, erklärt Holzer. „Es ist auch eine besondere Herausforderung“, sagt sie. Die Musik, zu der getanzt wird, kann unter dem Begriff Jazz zusammengefasst werden.

Livemusik, Tanz und Geschichten aus der Welt des Swing

Neben dem Tanz steht bei dem Festival die Natur im Mittelpunkt. Bereits die Bezeichnung der Party als „Landy“, ein Zusammenschluss der Worte Land und Lindy, deutet darauf hin. „Wir wollen auch das Landleben vermitteln“, erklärt Holzer. Das Areal für die Tanzkurse befinde sich neben der Eselweide. Kinder könnten am Bach spielen. Ferner werde eine Kräuterwanderung angeboten. Den Kursteilnehmern werde auch das Angebot gemacht, zu zelten. „Es hat einen starken Freizeitcharakter“, sagt Holzer.

Vor der Party geht es am Samstag um 19 Uhr bei einem History Talk mit dem Tänzer Chester Whitmore um die Geschichte des Lindy Hop. „Er hat viel zu erzählen“, weiß Holzer. Von 19.45 Uhr an steigt dann die Party mit Liveband. Die Musik der Lindy Kyei Swing Combo wird von den Organisatoren als warm, knisternd, intensiv und immer locker jazzig beschrieben. Die vielen Tanzkursen sind längst ausgebucht. Doch zum Konzert am Samstagabend (Eintritt 15 Euro) kann man noch in die Zachersmühle kommen.