Ein paar Sekunden und man hätte die Bahn noch bekommen. Ärgerlich! Warum sprechen sich die Bus- und Bahnfahrer nicht besser untereinander ab – zum Beispiel mit eigens dafür entwickelten Systemen?

Digital Desk: Katrin Maier-Sohn (kms)

Filder - Werner Eberhardt kommt am Sonntag, 19. Januar, mit S-Bahnlinie S 3 aus Stuttgart um 16.41 Uhr am Bahnhof in Leinfelden an. Fünf Minuten später, als der Fahrplan verspricht. Der Bus 86 nach Stuttgart-Vaihingen soll genau zu dieser Uhrzeit vom Bahnhof abfahren – und das tut er auch. Eberhardt und die anderen Fahrgäste aus der S 3 rennen in Richtung Bus in der Hoffnung, dass der Fahrer auf sie wartet. Doch das tut er nicht. Was zurückbleibt, ist Frustration. „So etwas darf nicht sein“, empört sich Eberhardt. „Der Busfahrer hat die ankommende S-Bahn voll im Blickfeld und sieht uns rennen. Dann fährt er weg.“

 

Verärgerte Fahrgäste, die die fehlenden Absprachen zwischen Bus und Bahn bemängeln, sind keine Einzelfälle. So auch Beate H.. Auf ihrem Weg ins Geschäft verpasse sie regelmäßig die S-Bahn. „Wegen einer Minute, die der Bus in Bernhausen zu spät ankommt“, sagt sie. „Ich muss dann eine halbe Stunde auf die nächste Bahn warten, weil die S 2 teilweis nur alle halbe Stunde fährt.“ Auf ihrem Weg von Bernhausen bis an den Feuersee in Stuttgart braucht sie – wenn alles gut läuft – 45 Minuten. „Wenn ich aber eine Verbindung verpasse, werden aus der Dreiviertelstunde schnell anderthalb Stunden.“

SSB testet Infosystem

Sie wünscht sich, dass zukünftig bei den Fahrplänen des öffentlichen Nahverkehrs der Berufsverkehr auf den Straßen miteingerechnet wird. Außerdem solle es mehr Busspuren geben und die Ampeln frühzeitiger umschalten. „Stuttgart ist eine große Stadt, da muss der öffentliche Nahverkehr besser ausgebaut werden.“ Der Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) sind derlei Klagen bekannt. Bereits im November 2019 verkündete die SSB, dass aktuell ein Informationssystem in Stuttgart-Rohr getestet werde. Dieses soll die Busfahrer über die Ankunftszeit der S-Bahn informieren, sodass ein Anschluss eher ermöglicht werden kann. Der Test des Systems, das den Busfahrern sagt, ob und wie viel Verspätung die S-Bahn hat, läuft noch immer. „Wir sind nun in einer zweiten Stufe“, sagt SSB-Sprecherin Birte Schaper. „Wir prüfen aktuell, an welchen weiteren Haltestellen wir das System testen können.“ Welche Haltestellen dafür in Frage kommen und wie die bisherigen Testergebnisse aussehen, möchte die SSB allerdings noch nicht verraten.