Ein finanzielles Defizit von rund 300 000 Euro innerhalb von drei Jahren sind dem Unternehmen Cool-Tours, das den Welt-Weihnachtsmarkt im Auftrag der Altstadt Cannstatt organisiert, zu viel.

Bad Cannstatt - Schöne Stände in einer adventlich geschmückten Marktstraße mit Tannenbäumen und Giebelbeleuchtung. Die Firma Cool Tours hat im Auftrag des Vereins Die Altstadt Bad Cannstatt (DABC) definitiv einen sehenswerten Welt-Weihnachtsmarkt zwischen Erbsenbrunnen, Weinpresse und entlang der Stadtkirche errichtet. Davon überzeugen konnten sich die Mitglieder des Bezirksbeirats bei einer kurzen Führung, zu der Geschäftsführer Stefan Sendelbach und DABC-Vorstandsmitglied Tom Blair vor der Sitzung eingeladen hatten.

 

Dennoch: Bis auf den Bereich vor dem Alten Rathaus, wo etliche Besucher in bester Feierabendstimmung Glühwein tranken, kam keine richtige Adventsstimmung auf. Das lag sicher nicht, und da waren sich die Bezirksbeiräte einig, an schlechtem Glühwein, miesem Essen oder gar lieblosen Billighütten. „Die Beschicker geben ihr Bestes und teilweise sehr viel Geld aus“, erklärte Stefan Sendelbach und nannte Summen von 60 000 und 80 000 Euro für neue Hütten, die eigens für den Welt-Weihnachtsmarkt gebaut wurden.

Dass etwas geschehen muss, war den Teilnehmern des Rundgangs klar. Doch was? Worte wie „finanzielle Unterstützung“ und „Bezirksbeiratsbudget“ machten vor der Sitzung die Runde.

Einfach nicht finanzierbar

Doch wohin der Hase laufen soll, machten Tom Blair und Stefan Sendelbach den Fraktionen in einer Brandrede klar: „So, wie sich der Markt heute in der Fußgängerzone präsentiert, wird es ihn 2019 nicht mehr geben“, nannte Blair das Kind beim Namen. Er sei beim besten Willen nicht mehr finanzierbar. Zur Untermauerung nannte Sendelbach erschreckende Bilanzzahlen: „Wir haben das Minus zwar reduzieren können, doch allein 2016 und 2017 beliefen sich die Verluste auf rund 230 000 Euro.“ Da Cool-Tours in diesem Jahr auf „eingekaufte“ Musiker verzichtet hatte, die zwei Bühnen von Musikvereinen bespielen lässt und somit keine Gema-Gebühren mehr anfallen, konnte das prognostizierte Minus für 2018 auf etwa 58 000 Euro gemindert werden. Unterm Strich bleibt ein Verlust von fast 300 000 Euro bei drei Veranstaltungen – zu viel, so Sendelbach und Blair. Um den Markt zu retten, erwarten beide jedoch keinen Zuschuss, sondern die Bereitschaft der Wochenmarktbeschicker, den Marktplatz für die Veranstaltung zur Verfügung zu stellen.

Streit um Wochenmarkt

„Wir wissen natürlich, wie wichtig der Wochenmarkt für Bad Cannstatt ist“, so der Altstadtsprecher. Aber es müsse doch möglich sein, drei Wochen lang auf einen Alternativstandort zu wechseln. Platz dafür bietet laut Sendelbach der Holzmarkt bei der Stadtkirche sowie bei Bedarf auch noch ein Bereich in der Fußgängerzone. „Eine Probeaufstellung hat gezeigt, dass es möglich ist, auch Polizei und Feuerwehr haben grünes Licht gegeben “, so der Geschäftsführer, der zusammen mit Blair dem Bezirksbeirat einen Welt-Weihnachtsmarkt auf dem Marktplatz nach ihren Vorstellungen präsentierte: Zwei Eingangsportale, eine zentrale Veranstaltungs- und Musikbühne, eine kleine Eislaufbahn und eine große Weihnachtspyramide. „Vor allem mehr Stände, denn mit 29 Buden wie dieses Jahr kann kein Markt finanziert werden,“ so Sendelbach. Bezirksvorsteher Bernd-Marcel Löffler, der sich angesichts der harschen Worte schon „etwas überrascht“ zeigte, erinnerte sich daran, dass das Licht damals nicht ganz so grün gewesen sei, wie eben geschildert. „Wir werden als Bezirksbeirat natürlich das Thema und die Wünsche mit dem Marktamt besprechen“. Die Fraktionen versprachen ebenfalls, die Zukunft des Weihnachtsmarkts intern zu diskutieren. Generell wird eine Zentrierung auf dem Marktplatz natürlich begrüßt, allerdings gelte es, so Roland Schmid (CDU), die Belange der Wochenmarktbeschicker dabei nicht zu vergessen. Auch Peter Mielert (Die Grünen) plädierte dafür, das Thema „gemeinsam anzugehen.“