Ditzingen gestaltet das gesamte Bahnhofsareal neu. Das modernisierte Areal kann allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass sowohl die Bahnsteige, ein Aufzug und auch eine der Unterführungen alt, störanfällig und unansehnlich sind.

Der Ditzinger Bahnhof ist seit Monaten eine Großbaustelle. Nach und nach zeigt sich, wie das Areal grundlegend sein Gesicht verändern wird: Ein Neubau mit einem Einkaufszentrum, daneben ein Gebäude mit Dienstleistern, in dem unter anderem ein Notariat angesiedelt ist.

 

Wenig entfernt ein neues Parkhaus, das die Bevölkerung bisher nur zurückhaltend annimmt, aber doch den Parkdruck in der Kernstadt minimieren soll. Weitere Gebäude entstehen, das Gelände wird deutlich verdichtet, die Bebauung des Areals ist deutlich höher und dichter, als es zuvor gewesen ist. Das historische, deshalb geschützte Bahnhofsgebäude verschwindet fast dazwischen.

Nur ein Gebäude zeugt noch vom einstigen Dorf

Von der Anmutung des ehemaligen Dorfs, das die Kernstadt Ditzingens einst prägte, ist jedenfalls fast nichts mehr übrig. Einzig auf dem Bahnsteig selbst ist ganz offensichtlich die Zeit stehen geblieben: Zwischen Zug und Bahnsteigkante müssen die Fahrgäste immer noch einen großen Schritt machen und die gekachelte Unterführung zur Südseite versprüht den spröden Charme der über Jahre hinweg ungepflegten Abnutzung.

Daran wird sich auch nichts ändern, zumindest vorerst nicht. Daran jedenfalls ließ der Bürgermeister Ulrich Bahmer (CDU) in dieser Woche im Ausschuss für Technik und Umwelt keinen Zweifel. „Ein bissle frische Farbe haben sie gemacht, das war alles“ – mit diesen Worten fasste er das Engagement der Bahn zusammen.

Politiker-Einsatz zeigt keine Wirkung

Bahmer erinnerte daran, dass sich neben den beiden Landtagsabgeordneten zudem der Ludwigsburger Bundestagsabgeordnete Steffen Bilger (CDU) in seiner langjährigen Eigenschaft als Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium für den Bahnhof eingesetzt hatte. „Auch der ehemalige Staatssekretär hat nichts erreicht bei der Bahn.“ Die Verwaltung hätte es begrüßt, „wenn die Bahn mitmachen würde“ – nämlich den Bahnsteig zu erhöhen und „ihre Bahnunterführung zu machen“.

Um Bahnnutzern einen barrierefreien Ein- und Ausstieg zu ermöglichen, müssen die Bahnsteige in der Region um rund 20 Zentimeter erhöht werden. Wegen des hohen Fahrgastaufkommens hätten unter anderem die Stationen Kornwestheim, Stuttgart-Zuffenhausen, Stuttgart-Weilimdorf, Neuwirtshaus, Korntal und Ditzingen Vorrang, teilt die Bahn mit. „An diesen Stationen soll bis 2023 mit den Planungen begonnen werden.“ Und weiter: „Neben der Anpassung der Bahnsteighöhe auf die Einstiegshöhe der S-Bahn-Fahrzeuge sollen die Bahnsteigausstattung erneuert und das Bahnsteigdach saniert werden.“ Gebaut ist sie dann allerdings noch nicht – eine Aussage über den Baustart macht die Bahn nicht.

Die Unterführung ist in die Jahre gekommen

Gleichwohl sind die Bahnsteige nicht das einzige Relikt vergangener Zeiten. Auch die Bahnunterführung auf die Südseite – aus dem Gewerbegebiet – harrt ihrer Modernisierung. Auch dafür ist die Bahn mitverantwortlich – doch mit mehr als einem neuen Anstrich habe sich der Konzern laut Bahmer dort nicht eingebracht. Dabei ist dies die direkte Verbindung ins Gewerbegebiet, in dem unter anderem der Laserspezialist Trumpf seinen Sitz hat. Die Stadt verantwortet die Unterführung auf die Nordseite, in die Ortsmitte, dem merkantilen Zentrum. Die Unterquerung der Bahngleise stellte das Pendant zu jenem auf der Südseite dar.

Im Ausschuss war diskutiert worden, ob die Stadt die Unterführung nicht wenigstens aufhellen könnte. Die Antwort der Verwaltung war ernüchternd: An der Beleuchtung könne man wenig machen, ebenso wie an den Wänden, die vor Graffiti geschützt seien. Eigentlich hatte sich der Ausschuss mit dem Bahnhofsvorplatz befasst, der Gemeinderat entscheidet kommende Woche.