Seit vergangenem August funktioniert bei Renate Klöckler der Internet- und Festnetzanschluss nicht mehr. Vodafone räumte der Rentnerin ein Sonderkündigungsrecht ein, macht die Leitung aber nicht frei.

Riedenberg - Mindestens zwei Menschen im Stadtbezirk Sillenbuch haben zurzeit eine ziemliche Wut auf Vodafone. „Es ist einfach eine Sauerei“, sagt Renate Klöckler aus Riedenberg, und ihr Anwalt Thomas Golibrzuch ist in seinem Urteil über das Telekommunikationsunternehmen nicht gnädiger: „Die haben doch einen an der Waffel.“

 

Tatsächlich zeigt sich das Unternehmen mit Sitz in Düsseldorf Renate Klöckler gegenüber nicht gerade von seiner kundenfreundlichsten Seite: Seit einem Stromausfall an ihrer Straße am 27. August des vergangenen Jahres funktionieren bei der 73-Jährigen weder Festnetz noch Internet. Sie hörte sich bei den Nachbarn um, aber bei denen schien alles wie gewohnt zu laufen.

Prepaid statt Festnetz

Klöckler setzte sich mit Vodafone in Verbindung, doch zahlreiche Anrufe und Schreiben hatten dasselbe Ergebnis wie Besuche des Kundendienstes und der Austausch des Routers: keines. Oder zumindest keines, das Klöckler in die Lage versetzt hätte, wieder übers Festnetz Telefonate führen oder E-Mails lesen und verschicken zu können. Immerhin räumte der Kommunikationsriese der Rentnerin ein Sonderkündigungsrecht ein. Um sie allerdings danach darüber in Kenntnis zu setzen, dass ihr Vertrag erst am 19. März 2015 ausläuft. Solange aber der Vertrag mit Vodafone noch besteht, Vodafone also die Leitung quasi blockiert, kann der Vertrag mit der Telekom, den Klöckler inzwischen abgeschlossen hat, nicht in Kraft treten – und Renate Klöckler muss weiterhin alle drei bis vier Tage ihr Prepaid-Handy aufladen. „Auf den Computer könnte ich ja eventuell noch verzichten, aber das Festnetz schmerzt sehr“, sagt sie und erklärt, dass viele ihrer Kontakte gezwungenermaßen ruhen, weil „viele keine Flatrate haben und dann nicht auf dem Handy anrufen“.

Nun hat Vodafone in der ehemaligen Kinderkrankenschwester keinen leichten Gegner: Statt sich von Warteschleifen und Vertröstungen zermürben zu lassen, nahm sich Renate Klöckler über ihre Rechtsschutzversicherung einen Anwalt. Doch auch Thomas Golibrzuch ist inzwischen einigermaßen ratlos, wie Vodafone beizukommen ist. Zweimal schon hat er eine fristlose Kündigung für seine Mandantin eingereicht – und dreimal das gleiche Antwortschreiben erhalten: „Zur Prüfung des geschilderten Sachverhalts benötigen wir noch etwas Zeit“, schrieb Vodafone am 20. November, am 10. Dezember und zum letzten Mal vergangene Woche.

„Was soll der Quatsch?“

Auch für den Rechtsanwalt, dem immer wieder solche Fälle unterkommen, ist die Situation unbefriedigend, denn rechtlich habe er keine Möglichkeiten mehr. Und dass der Bundesgerichtshof am 24. Januar 2013 urteilte, bei Internetausfall bestünde Anspruch auf Schadenersatz, „bringt einem“, so Golibrzuch, „in der Praxis gar nichts“, da die Summe, die herauskäme, verschwindend gering sei– vor allem im Vergleich zum Ärger vorher. An Vodafone wird er sinngemäß antworten: „Was soll der Quatsch? Geben Sie endlich die Leitung frei.“

Allerdings könnte es sein, dass er dann eine ähnliche Antwort bekommt, wie sie Volker Petendorf, Pressesprecher des Unternehmens, auf Anfrage gibt: „Das Problem liegt beim Zusammenspiel mit der Telekom.“ So, wie Petendorf den Fall schildert, hätte Vodafone die Leitung längst freigemacht. Doch die Telekom habe die Portierung, also die Rufnummerübertragung, erst für das offizielle Vertragsende am 19. März angefragt. Laut Petendorf gab es mehrfach Versuche, die Telekom darauf hinzuweisen, dass „sie das auch früher haben können“. Die Zeit, um die Anwalt Golibrzuch schriftlich gebeten wurde, habe Vodafone gebraucht, um sich mit der Telekom kurzzuschließen. Wie die Telekom dazu steht, konnte bis zum Redaktionsschluss nicht in Erfahrung gebracht werden.

Vodafone kündigt Entschädigung an

Dass nach Erkenntnissen von Vodafone selbst sowohl Leitung als auch Router funktionsfähig sind, ein Kundendienst das Problem vor Ort also vielleicht schnell hätte beheben können, war für das Unternehmen nach der Kündigung übrigens zweitrangig: „Wir haben uns dann auf den Wunsch nach Sonderkündigung spezialisiert“, sagt Petendorf. Nun will Vodafone mit Renate Klöckler über eine Wiedergutmachung sprechen. Vielleicht klingelt es dann wenigstens in ihrem Geldbeutel.