Eine Frau aus Kaltental wirft einem DHL-Boten vor, Pakete mutwillig nicht auszuliefern. Auch in ihrer Nachbarschaft hat es Vorfälle gegeben, Sendungen sind unerlaubterweise vor dem Haus abgestellt worden. Die Post hat nun Konsequenzen gezogen.

Kaltental - Anja Maier weiß genau, dass sie an diesem Tag in November zu Hause war. Sie ist krank auf dem Sofa im Wohnzimmer gelegen, den ganzen Tag. Ihre Türklingel hat ganz sicher nicht geläutet. „Laut Sendungsverfolgung soll es an diesem Freitag aber einen Zustellversuch gegeben haben“, erzählt sie. Am nächsten Tag habe der DHL-Bote das Paket dann gebracht. „Ich habe ihn gefragt, warum er es mir nicht schon am Tag davor gegeben hat“, schildert sie. Seine Antwort habe gelautet: Weil er es in seinem Wagen nicht gefunden habe. Nun habe sie es ja erhalten. „Es klang so wie: Ich solle mich doch nicht so anstellen wegen dieser kleinen Verzögerung“, sagt Anja Maier erbost.

 

Fahrer gibt gescheiterten Zustellversuch vor

Einen Monat später ein weiterer Vorfall: „Am 24. Dezember gab es den ersten Zustellversuch, da war ich tatsächlich weg“, erzählt sie. Jedoch am 27. Dezember, laut der Online-Sendungsverfolgung der zweite Versuch, sei sie „definitiv zu Hause“ gewesen, sagt sie. Am 28. Dezember soll ein neuer Zustellversuch passieren, erfährt Maier auf der Internetseite. Was an diesem Tag geschieht, kann die Kaltentalerin kaum fassen. „Ich stand mit Bekannten vor meinem Haus auf der Straße, trotz Regens unterhielten wir uns eine Weile“, berichtet sie. Sie habe den Boten kommen sehen und darauf gewartet, dass er das Päckchen bringe. Dieser habe jedoch beim Nachbarn geparkt und sei nicht ausgestiegen. „Wir sind dann reingegangen und wollten einkaufen gehen. Also habe ich meinen Sohn daheim gelassen, damit er das Paket annimmt“, erzählt sie. „Ich habe ja gedacht, jetzt muss es kommen.“ Tat es aber nicht. Ein weiterer Blick in die Sendungsverfolgung und Anja Maier erfährt: ein gescheiterter Zustellversuch um 13.26 Uhr. „Zu diesem Zeitpunkt standen wir aber noch auf der Straße. Wir haben nämlich extra noch auf die Uhr gesehen“, sagt sie.

Pakete sind auf die Straße geplumpst

Am Montag darauf hat Maier den DHL-Mitarbeiter an der Ruhesteinstraße zufällig getroffen und ihn gebeten, ihr das Päckchen zu geben. Sein Wagen sei zu voll, habe die Antwort gelautet, sie müsse warten. „Ich habe also vor meinem Haus gewartet und eine Weile später ist er gekommen und hat gut hundert Sendungen für eine Firma ausgeladen. Dabei sind mehrere Päckchen auf die Straße geplumpst“, kritisiert sie. Schließlich habe er ihr ihre Sendung überreicht – und sie dann aber nicht dafür unterschreiben lassen. „Das hat mich sehr gewundert“, sagt sie.

Nachbarn berichten von ähnlichen Vorfällen

Weil sie sich so sehr über den Zusteller ärgerte, hat Maier in ihrer Nachbarschaft herumgefragt und von weiteren Vorfällen erfahren. „Der Bote hat ein Paket mit einer teuren Videospielkonsole einfach vor irgendeinem Haus an der Schwarzwaldstraße abgelegt. Dieser Nachbar hat es dem eigentlichen Empfänger, der ein ganzes Stück entfernt wohnt, freundlicherweise gebracht. Er hätte es ja auch einfach behalten können“, sagt sie. Eine andere Nachbarin habe beim Verlassen ihres Hauses den Fahrer in seinem Wagen sitzen sehen. In dem Glauben, dass ihre Eltern das an die beiden adressierte Paket annehmen, habe sie ihn nicht angesprochen. Dies sei aber nicht geschehen. In der Sendungsverfolgung habe gestanden: gescheitert, weil Adresse unbekannt. Dabei sei er doch direkt vor dem Haus gestanden, sagt sie kopfschüttelnd.

Fahrer stehen unter hohem Zeitdruck

Eine Familie aus dem Hornisgrindenweg habe Anja Maier erzählt, dass ihre Pakete mehrmals einfach vor der Tür abgestellt worden seien. „Und dann hat der Bote einmal sogar seine Sackkarre bei mir vor dem Haus vergessen“, erzählt sie. Sicherlich stünden die Fahrer unter hohem Zeitdruck und würden nicht gerade gut bezahlt: „Aber das ist keine Entschuldigung für mangelnde Sorgfalt.“ Was, wenn jemand mitkriege, dass die Päckchen einfach so vor der Tür abgestellt werden? „Die kann man doch ganz einfach klauen“, sagt sie.

Dem Mitarbeiter ist gekündigt worden

Hugo Gimber von der Pressestelle der Deutschen Post DHL bestätigt, dass bereits mehrere Beschwerden über den besagten Fahrer bei ihnen eingegangen sind. „Der Zusteller arbeitet daher ab sofort nicht mehr für uns“, sagt er. „Wir müssen uns auf unsere Fahrer verlassen können.“ Vorzugeben, ein Zustellversuch sei misslungen, sei nicht zu akzeptieren.

Auch könne man nicht dulden, dass Pakete, die persönlich übergeben werden müssen, vor dem Haus abgelegt werden. Denn bei Verlust müsse die Post Schadenersatz leisten sofern es keinen ordentlichen Nachweis gebe, erklärt er. Dies wolle man selbstverständlich nicht. „Wir entschuldigen uns bei Frau Maier und anderen betroffenen Kunden“, so Gimber weiter. Ab sofort sei ein neuer Fahrer eingeteilt.