Im Weihergraben ist nur eine begrünte Böschung erlaubt. Deshalb drängt der Technische Ausschuss in Kernen auf einen Abriss der „indiskutablen Mauer“.

Rommelshausen - Deutliche Worte wählten manche Gemeinderäte im Technischen Ausschuss Kernen über den jüngsten Schwarzbau, eine ungenehmigte Mauer im Weihergraben: Andreas Stiene (OGL) fand sie „bissle krass“. „Das sieht furchtbar aus“, sagte der UFW-Vertreter Dieter Binder, und der CDU-Rat Volker Borck fühlte sich an das Aussehen eines Hundezwingers erinnert. Er wunderte sich, „dass jemand ein so teures Haus baut und in den Außenanlagen so den Geschmack verliert“.

 

Mit Bausündern verlieren Kernens Bürgervertretern allmählich die Geduld: Gemeinderat Andreas Pfänder kündigte gleich für die gesamte SPD-Fraktion an, einem Kompromissvorschlag der Verwaltung mit dem Bauherren die Gefolgschaft zu verweigern: „Wir können das nicht einfach jedes Mal abnicken.“ Der Bauherr in der Fellbacher Straße 71/2 hatte die Gartenflächen laut Verwaltungsansicht „in extremem Ausmaß“ aufgefüllt und mit einer „gestalterisch indiskutablen Mauer“ von 1,75 Meter Höhe abgefangen. Genehmigt war nur eine begrünte Böschung.

Laut dem Kompromissvorschlag hätten die Baurechtsbehörde und die Gemeindeverwaltung die Mauer nachträglich toleriert, wenn der Bauherr die oberen Reihen der Steine abnimmt, 75 Zentimeter Mauerhöhe um 90 Zentimeter zurücksetzt, das Gelände so etwas abtreppt sowie die restliche Mauer von noch einem Meter Höhe ebenso wie die zurückgesetzten 75 Zentimeter mit einer immergrünen Hecke aus heimischen Laubgehölzen wie Liguster eingrünt. „Dann wirkt das Bauwerk nicht so massiv“, sagte Bürgermeister Stefan Altenberger.

Die Mitglieder des Technischen Ausschusses wollten dagegen einhellig ihre harte Linie gegen Bausünder fahren: „Was genehmigt ist, so wollen wir’s“, formulierte Volker Borck. Sie hatten gute Argumente: Auf allen Grundstücken südlich der Fellbacher Straße sind die Grünflächen zum Weihergraben hin abgeböscht. Die ungenehmigte Mauer ist die einzige im langen Verlauf des dortigen Wegs. „Der Weihergraben zeigt ansonsten ein einheitliches Bild“, sagte Andreas Pfänder. Am Schluss zögerte selbst Bürgermeister Altenberger, bis er als einziger für den Verwaltungskompromiss seine Stimme abgab. Über Fraktionsgrenzen hinweg waren die übrigen acht Ausschussmitglieder bei einer Enthaltung von Heinz Heß (UFW) gegen den Antrag.

Die Blicke der Gemeinderäte richten sich jetzt auf die Baurechtsbehörde beim Landratsamt in Waiblingen, die bei früheren Verstößen gegen Baugenehmigungen nach eigener Ansicht „empfindliche“ Geldstrafen verhängte – aber selten den Abriss verlangte. Dies ist den Kernener Bürgervertretern zu weich im Umgang mit Bausündern. „ Ich habe die Sorge, dass uns das Landratsamt wieder in die Quere kommt“, sagte der UFW-Gemeinderat Dieter Binder. Diese Sorge hegte der Bürgermeister nicht: „Ich glaube nicht, dass das Landratsamt uns überstimmt.“