Burladingens AfD-Bürgermeister Harry Ebert wollte Ende Oktober aufhören. Jetzt hat er doch andere Pläne.

Burladingen - Im Rathaus hat er seinen Mitarbeitern in einer Versammlung bereits im Juli Bescheid gesagt. Die Stadt Burladingen hat es damals bestätigt: Harry Ebert, einziger AfD-Bürgermeister im Land, tritt Ende Oktober zurück. Eine Ankündigung, die bisher ohne Folgen geblieben ist.

 

„Uns liegt nichts vor“, sagt Günther-Martin Pauli, Landrat des Zollernalbkreises, und ist irritiert über das Verhalten des Rathauschefs. „Ich erwarte von einem Bürgermeister, dass er zu seinem Wort steht.“ So etwas habe er noch nie erlebt, wundert sich Pauli. „Ich halte das für unverantwortlich.“ Auch die Gemeinderäte der 12 000-Einwohner-Stadt auf der Schwäbischen Alb erhalten auf Nachfrage keine konkreten Informationen. In einer Ratssitzung vergangenen September kündigte Ebert an, „wahrscheinlich aufzuhören“. Zu welchem Zeitpunkt, das ließ er gegenüber den Gemeinderäten jedoch offen. Offiziell könnte Ebert noch lange seinen Posten beibehalten. Er ist in seiner dritten Amtszeit und bis 2023 gewählt.

Die Fraktionen kritisieren das Versagen von Ebert

„Ist das nun ein Rücktritt vom Rücktritt?“, fragen sich einige Gemeinderäte und wünschen sich seit Langem eine Abwahlmöglichkeit ihres umstrittenen Bürgermeisters. Ein tiefer Graben hat sich zwischen dem Gremium und dem Bürgermeister aufgetan. Konstruktive Kommunalpolitik sei mit Ebert nicht mehr möglich. Das Verhältnis sei vollkommen zerrüttet, er sei ein Verhinderer, heißt es aus Kreisen der CDU. Auch Alexander Schülzle von den Freien Wählern kritisiert schon lange das Versagen des Bürgermeisters. Er schade dem Ansehen der Stadt, betont der frühere Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler, der aus Protest gegen Eberts Verhalten zurückgetreten war.

Vor allem durch seine fremdenfeindlichen und rassistischen Äußerungen zog Ebert Unmut auf sich. Er äußerte sich abfällig über eine Unterkunft für Flüchtlinge und verunglimpfte Stadträte unter anderem als „Landeier“. Immer wieder habe er das Amtsblatt von Burladingen für persönliche Meinungsäußerungen missbraucht, werfen ihm etliche Gemeinderäte vor. Ein von ihnen angestrebtes Disziplinverfahren gegen Harry Ebert endete mit einer Rüge des Landratsamts. Um die Freiheiten ihres Bürgermeisters einzuschränken, änderte das Gremium sogar die Hauptsatzung. In Personalangelegenheiten oder bei größeren Zuwendungen haben die Räte jetzt mehr zu entscheiden.

Von der CDU zu den Freien Wählern zur AfD

Parteiwechsel hat der frühere Polizist schon einige hinter sich. 1999 wurde Ebert parteilos mit CDU-Unterstützung Bürgermeister und stieß später zur CDU. Auch für die Freien Wähler saß er schon im Kreistag. Aus Unzufriedenheit mit der Regierungspolitik schloss er sich im März 2018 der AfD an. Ebert lässt eine schriftliche Anfrage unserer Zeitung zu seinen Plänen unbeantwortet, Treffen oder Telefonate lehnt er seit Jahren ab.

Seinen Rücktritt hatte Ebert aus gesundheitlichen Gründen angekündigt. Im Mai 2016 war er mit einem Mountainbike gestürzt, bei dem Unfall war er schwer verletzt worden und verbrachte anschließend mehrere Monate im Krankenstand. Angeblich habe er bis heute mit Spätfolgen des Sturzes zu kämpfen.