Bei einer Kundgebung der AfD in Herrenberg gibt es lautstarke Proteste von Antifa-Gruppen. Aber alles bleibt weitgehend friedlich.

Herrenberg - Laut ist es am Samstagnachmittag auf dem Herrenberger Marktplatz gewesen. Die AfD hatte dort erstmals zur Kundgebung geladen. Antifa-Gruppen aus Herrenberg und Umgebung versuchten, mit lautstarken Sprechchören und Sirenen die Veranstaltung zu stören.

 

Bereits um 14 Uhr versammeln sich die Demonstranten am unteren Ende des Marktplatzes, zwei Stunden vor dem Auftakt der AfD-Veranstaltung. Nicht nur die Herrenberger Antifa-Gruppe ist gekommen, sondern auch Vertreter aus Nürtingen, Böblingen und dem Rems-Murr-Kreis. Mit Flaggen und Plakaten positionieren sie sich und skandieren Slogans wie „AfD verpisst euch.“

„Wir stehen hier, um laut gegen jegliche Form von Rechts zu protestieren. Dies ist leider wieder mal nötig, da heute die AFD hier in Herrenberg Wahlkampf betreibt und die ansässige Nazikneipe Hüttengaudi ihr einjähriges Bestehen feiert“, sagt ein Redner. Seinen Namen möchte er der Zeitung nicht nennen, aus Furcht vor Angriffen von rechts. „Mehrere unserer Mitglieder haben vor ihrem Haus rechte Parolen vorgefunden“, sagt der Sprecher der Herrenberger Gruppe.

Großes Polizeiaufgebot

Die Polizei ist vor Ort mit einem großen Aufgebot an Beamten und Spezialkräften. Rund um den Marktplatz haben sie sich verteilt: auf dem Balkon des Rathauses steht eine Beamtin, andere riegeln sämtliche Zugänge des Marktplatzes ab. „Ich darf noch nicht mal auf den Marktplatz , um ein Eis zu essen. Dabei bin ich ein ganz normaler Bürger, auch wenn ich in der IG Metall bin“, empört sich über Mikrofon ein Redner auf der Seite der Antifa-Gruppe. „Der Kundgebungsplatz der Antifa ist am unteren Ende des Marktplatzes“, erklärt Klaus Feuersänger, der Einsatzleiter der Polizei.

200 Teilnehmer der AfD dürfen auf den Marktplatz. Die Zahl wird wohl nicht ganz erreicht. Die Anhänger stehen vor der Bühne, einige sitzen auch in den Cafés. Viele Neugierige sind zudem gekommen, darunter auch eindeutige Vertreter anderer politischer Richtungen. Neben Plakaten mit AfD-Slogans und Deutschland-Fahnen sind auch bunte Regenbogenflaggen und Schilder mit Botschaften wie „AfD gleich Fake“ zu sehen. Belebt ist der Marktplatz, die Polizei spricht von 400 Personen.

Lautstarker Protest

Um 16 Uhr tritt Markus Frohnmaier, der Bundestagsabgeordnete aus dem Kreis Böblingen, auf die Bühne. Es wird noch lauter, mit Sirenengeheul übertönen die Demonstranten die ersten Worte. Doch Frohnmaier kann sich durchsetzen. „Wir lassen uns nicht die Laune von den Freunden von der Antifa verderben“, sagt er, bevor er anfängt, gegen alle anderen Parteien im Bundestag auszuteilen. „Halt die Fresse, halt die Fresse!“, skandieren die Demonstranten.

Noch während Frohnmaier redet, trifft Alice Weidel ein, die Spitzenkandidatin der AfD im Bundestagswahlkampf und wohl bekanntestes Gesicht ihrer Partei. Begleitet wird sie von mehreren Personenschützern. Frohnmaier begrüßt sie – Beifall brandet auf und Buhrufe. Weidel scheint vor guter Laune zu sprühen und macht ein paar Selfies mit Fans, bevor sie selbst ans Mikrofon tritt.

Als einzige Hüterin der Demokratie präsentiert sie die AfD. . „Wir knüppeln Andersdenkende nicht nieder wie die Antifa, die als terroristische Vereinigung verboten gehört“, sagt sie und macht sich anschließend lustig über einen Gegner direkt vor der Bühne, weil er Socken in Sandalen trägt.

Die Stimmung bleibt weitgehend friedlich. Fast einträchtig stehen junge Leute mit Regenbogenflaggen neben AfD-Anhängern mit Deutschland-Fahne. Im Café klatschen einige Fans begeistert bei Weidels Rede. Direkt daneben sitzen erkennbar Menschen mit anderer Gesinnung, die keine Miene verziehen.