Der Mainzer Bischof Kardinal Karl Lehmann hat schwere Vorwürfe gegen den Augsburger Bischof Walter Mixa erhoben.

Mainz - Der Mainzer Bischof Kardinal Karl Lehmann hat die zügige Absetzung des Augsburger Bischofs Walter Mixa begrüßt. "So etwas habe ich in 27 Jahren noch nicht erlebt", sagte Lehmann in einem Interview des ZDF-"heute journals". Es gebe leider immer wieder Menschen, die ihren Aufgaben in der Kirche nicht genügten. "Es bleibt eine erhebliche Verletzung des Vertrauens". Papst Benedikt XVI. schmerzte es sicher sehr, dass es sich ausgerechnet um einen Bischof aus Bayern handele, sagte der ehemalige Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz.

Auf die Frage, ob schon die Berufung Mixas zum Bischof ein Fehler gewesen sei, wies der Kardinal eine Verantwortung der Deutschen Bischofskonferenz zurück. "Da ist unmittelbar der Papst über den Apostolischen Nuntius zuständig, und da wird es schwer, das bis ins Einzelne zu kontrollieren". Er selbst müsse gestehen, von Gerüchten über Mixas Lebenswandel gehört zu haben, aber "die waren in Teilen so unbestimmt und verunglimpfend, dass ich mir selbst kein Bild machen konnte."

Den Vorschlag des Bamberger Erzbischofs Ludwig Schick, den Pflichtzölibat für Weltpriester abzuschaffen, bezeichnete der Kardinal als bedenkenswert. Allerdings sei dies der falsche Zeitpunkt für eine derartige Debatte. Im Moment werde zu vieles in der Diskussion über die Kirche miteinander vermischt. Zunächst müssten alle Vorwürfe gegen Walter Mixa geklärt werden. Zu einem späteren Zeitpunkt seien diese Fragen zu bedenken. "Dann sollte man vor nichts Angst haben." Auf die Frage, ob Benedikt XVI. willens sei, über das Thema Zölibat nachzudenken, antwortete Lehmann: "Ich glaube, dass er längst nachdenkt."

Papst Benedikt XVI. hatte den Rücktritt des umstrittenen Augsburger Bischofs am Samstag angenommen. Der 69-Jährige bleibt damit zwar formell geweihter Bischof auf Lebenszeit, hat aber keine Diözese mehr und ist auch nicht länger Militärbischof der Bundeswehr. Nach wochenlanger Kritik und Gewaltvorwürfen früherer Heimkinder hatte Mixa am 21. April Rom seinen Rücktritt angeboten.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Robert Zollitsch, begrüßte die zügige Entscheidung des Papstes. Auch die Reformbewegung "Wir sind Kirche" zeigte sich von der Entscheidung des Papser erleichtert. Weihbischof Josef Grünwald wird das Augsburger Bistum vorläufig leiten.