Mit dem Abzug der Bundeswehr steigt die Gefahr für ihre afghanischen Mitarbeiter. Die Bundesregierung verspricht den Ortskräften Unterstützung. Die Regeln für eine Aufnahme in Deutschland sind jedoch streng.

Berlin - Wenn der letzte Bundeswehrsoldat Afghanistan verlassen haben wird, dürften die politisch Verantwortlichen erleichtert sein. In keinem Auslandseinsatz starben so viele deutsche Soldaten – insgesamt 59 – wie in den vergangenen zwei Jahrzehnten am Hindukusch. Für die afghanischen Mitarbeiter der Bundeswehr wächst mit dem Abzug jedoch die Gefahr, wegen ihrer Tätigkeit für die ausländischen Truppen Racheakten islamistischer Gruppen zum Opfer zu fallen. „Sie sind nach einem Abzug der Truppen massiv gefährdet, von Taliban oder IS getötet zu werden“, befürchtet die Tübinger Linken-Bundestagsabgeordnete Heike Hänsel. Tausende Afghanen standen seit Beginn des internationalen Militäreinsatzes im Dienst der ausländischen Truppen und brachten damit sich selbst und ihre Familien in Gefahr, denn den Taliban gelten sie als Kollaborateure und Verräter. Als Dolmetscher begleiteten sie die fremden Soldaten auf gefährlichen Einsätzen, andere arbeiteten als Fahrer oder als Putzkräfte und Wachpersonal in den Camps der internationalen Truppen. Seit 2013 gaben allein 1614 Ortskräfte der Bundeswehr an, sich wegen ihrer Arbeit in Gefahr zu sehen. Aber nur 660 von ihnen durften zusammen mit ihren engsten Angehörigen nach Deutschland kommen, wie das Bundesverteidigungsministerium auf eine Anfrage Hänsels mitteilt.Demnach hatte die Bundeswehr zuletzt noch 301 afghanische Helfer unter Vertrag, davon zwei in der Hauptstadt Kabul und 299 am Bundeswehrstandort Masar-i-Scharif. Angesichts des baldigen Truppenabzugs, der bis Anfang Juli abgeschlossen werden soll, bekommen die örtlichen Mitarbeiter nun nach und nach die Kündigung und stehen damit vor der Frage, wie es für sie weitergeht. „Von den gegenwärtig noch 301 afghanischen Ortskräften haben aktuell 41 Ortskräfte eine individuelle Gefährdung angezeigt“, heißt es in der Antwort des Verteidigungsministeriums.