Das 17. Afrikafestival hat mit Vielfalt gelockt. So einfach kann die Begegnung zwischen den Kulturen sein.

S-Süd - Wo wart ihr?“ fragt Pape Samory Seck die zehn Männer und Frauen, die sich im Saal des Alten Feuerwehrhauses um ihn versammelt haben. Alle haben sie eine Djembe vor sich. Der Trommel die richtigen Rhythmen zu entlocken, ist gar nicht so einfach. „Ihr müsst das von hier aus machen“, erklärt Seck und deutet mit einer Geste die Einheit von Körper und Geist an. „Ihr seid nicht im Büro.“

 

„Ich fand es toll, wie sich beim Trommeln eine kollektive Energie einstellt“, versucht Jonas (25) hinterher seine Erfahrung beim Workshop im Rahmen des 17. Afrikafestivals auf dem Erwin-Schoettle-Platz in Worte zu fassen.

Teigtaschen aus Kamerun, Falafel aus Marokko

Ulrich ist am Samstag zum ersten Mal auf der Traditionsveranstaltung im Stuttgarter Süden und gerade dabei, sich zu orientieren. Einen ersten Kauf hat er bereits getätigt: ein farbenfrohes Hemd. „Hier gibt es eine große Auswahl verschiedener Angebote, gerade was Kleidung angeht“, zeigt sich der 43-Jährige, der mit einer Kenianerin verheiratet ist, angetan. „Jetzt, wo die Sonne scheint, ist alles perfekt.“ Auch Moustapha (31) ist froh, dass das Wetter besser geworden ist. Die Geschäfte seien wegen des vormittäglichen Regens eher schleppend gelaufen, stellt er fest. Moustapha bietet Gold- und Silberschmuck aus dem Senegal feil, den seine Familie bereits seit vier Generationen selbst gestaltet.

Neben der Festivalbühne, die mit Modenschau, Percussion-Show und Bandkonzerten einen Publikumsmagneten bildet, herrscht vor allem an den zahlreichen Ständen mit kulinarischen Spezialitäten großer Andrang. Sambusa, Teigtaschen aus Kamerun, Falafel aus Marokko, Rind in Erdnusssoße aus Westafrika – da fällt die Wahl nicht leicht. „Ich überlege grade, ob ich zwei Sachen auf einmal nehmen soll“, gesteht Sonja (23). Sie ist mit ihren Entscheidungsschwierigkeiten nicht allein. Die meisten Gastronomen servieren auch gemischte Probierteller für Neugierige.

Wie ein Wochenende in Afrika

Bovick kennt die afrikanische Küche gut. Der 54-Jährige aus der Demokratischen Republik Kongo ist mit Ehefrau Renate aus Zwiefalten zum Festival gekommen. „Ich koche selbst sehr gerne“, verrät er. „Auch selbst gemachte Maultaschen, Kässpätzle oder Linsen. Schließlich lebe ich im Schwabenland.“ Der Mann im prächtigen Gewand ist Stammgast auf dem Erwin-Schoettle-Platz. „Das ist ein bisschen wie ein Wochenende in Afrika“, sagt er. „Natürlich ist es einerseits anders, aber das Flair ist schon spürbar.“ Bovick hat kein Problem mit der Kombination verschiedener Kulturen. „Mein Hut stammt aus Ghana, das Gewand von den Dogon aus Mali und die Hose darunter aus Deutschland“, erklärt er und lacht.

Wie leichtfertig Afrika als einheitliches Gebilde gedacht wird, zeigt sich an einem Pavillon, in dem man sein Wissen bei einem Quiz testen kann. Auf einer Karte erscheint der schwarze Kontinent ganz in weiß. Nur die Staatsgrenzen sind eingezeichnet. Bei der Entscheidung, wo welches Land liegt, wird es für die Meisten schnell eng. So regt das Markttreiben auch diskret dazu an, sich näher mit afrikanischer Geografie und der Vielfalt afrikanischer Kulturen zu befassen. Wer mag kann freilich auch einfach zwischen Kunsthandwerk, Keramik, exotischen Muscheln und Gewürzen herumstöbern oder seinem Haar mit einem eingeflochtenen Zöpfchen eine neue Note verleihen. „Das schöne hier ist, dass das Gelände mitten in der Stadt liegt“, so Bovick. „Es ist für jeden offen, der vorüber kommt. So begegnen sich die Menschen. Und das ist wichtig.“