Die Stadt Filderstadt hatte mit einem Investor ein Neubaukonzept besprochen, der Bauherr will jetzt allerdings etwas ganz anderes realisieren. Und nun?

Lange Gesichter beim Ersten Bürgermeister Falk-Udo Beck, beim Team des Amts für Stadtplanung und Stadtentwicklung und bei den Stadträten in Filderstadt: Aus den Plänen, die es für das Areal rund ums Gebäude Aicher Straße 36 gab, wird augenscheinlich erst mal nichts. Das Bebauungsplanverfahren, das eine Neuordnung des Geländes an prominenter Stelle in Bernhausen zum Ziel gehabt hätte, soll eingestellt werden. Der Technische Ausschluss des Gemeinderats hat in seiner jüngsten Sitzung mehrheitlich zugestimmt, am 25. Juli wird das Gesamtgremium entscheiden.

 

Dabei hatte es an der Stelle so gut ausgesehen. Im März 2020 war im Gremium der Aufstellungsbeschluss für einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan gefasst worden. Es gab konkrete Pläne. Bereits 2017 war der Eigentümer der betreffenden Flurstücke mit ersten Nutzungsüberlegungen an die Stadt herangetreten. Das damalige Konzept hatte eine reine Hotelnutzung entlang der Aicher Straße sowie eine Wohnnutzung an der Tübinger Straße vorgesehen.

Deshalb war das Konzept überarbeitet worden

Der Technische Ausschuss hatte aber klargemacht, dass mehr Wohnraum gebraucht werde, daher war das Konzept überarbeitet worden. Ergebnis: eine Mischnutzung aus Praxen, Gastronomie und Büros mit Wohnungen, teils auch Sozialwohnungen. Dies gefiel, und das Planverfahren wurde daraufhin in die Wege geleitet.

Nun aber der Stopp. Warum? Die Verwaltung beschreibt es so: „Der Vorhabenträger wünscht inzwischen ohne Angabe von Gründen eine grundlegende Revision seiner bisherigen Planungsvorstellungen, hat ohne Rücksprache mit der Verwaltung einen Entwurf für ein Seniorenzentrum durch ein anderes Architekturbüro in Auftrag gegeben und zugleich mitteilen lassen, dass eine Rückkehr zum bis dahin gemeinsam verfolgten und von der Stadtverwaltung konstruktiv unterstützten Konzept für ihn nicht in Betracht kommt.“

Nur einer konnte der Idee etwas abgewinnen

Falk-Udo Beck drückte in der jüngsten Ausschusssitzung sein Missfallen darüber aus. „Er ist nicht kompromissbereit“, sagte er über den Investor. Die Stadt habe versucht zu kommunizieren, „aber der Karren auf der anderen Seite ist festgefahren“. Da etwas ganz anderes geplant gewesen sei, könne man das vorhabenbezogene Bebauungsplanverfahren formal nicht mehr aufrechthalten. Das neue Konzept widerspricht den Zielen des Aufstellungsbeschlusses nämlich sehr eindeutig.

Die Enttäuschung war den Räten anzumerken. „Das, was geplant ist, möchte ich da nicht haben“, betonte Frank Schwemmle (SPD). „Sehr ärgerlich“ nannte Catherine Kalarrytou (Grüne) den Vorgang. Die Fläche sei aktuell „kein schöner Anblick“, es sei daher wichtig, dass es vor Ort rasch weitergehe, mahnte Richard Briem (Freie Wähler). Dieter Weinmann (CDU) stellte klar, dass es wichtig sei, dass es eine gute Lösung für alle Beteiligten gebe. Einzig Jörg Alberth (FDP) konnte der Idee des Bauherrn etwas abgewinnen. „Wir brauchen auch Wohnraum für Senioren“, sagte er.

Und nun? Sofern der Gemeinderat für die Einstellung des Verfahrens stimmt, geht alles wieder auf Anfang. Ein neues Verfahren könne jederzeit gestartet werden, betonte Bernd Lahr, der Leiter des Amts für Stadtplanung und Stadtentwicklung. Er stellte klar: „Dem Gemeinderat sind alle Möglichkeiten offen. Sie sind völlig frei.“