Der Aichwalder Bürgermeister Nicolas Fink rückt für den ausscheidenden Wolfgang Drexler für die SPD in den baden-württembergischen Landtag nach. In der Schurwaldgemeinde wird der Abgang des beliebten Schultes bedauert.

Aichwald - Eigentlich hat jeder damit gerechnet, nur der Zeitpunkt war noch offen. Seit Donnerstag steht es fest: Nicolas Fink, der 42 Jahre alte Bürgermeister von Aichwald, rückt nach dem Mandatsverzicht von Wolfgang Drexler (SPD) in den baden-württembergischen Landtag nach. Zum 31. Dezember räumt der beliebte Schultes nach zwölf Jahren seinen Schreibtisch im Rathaus von Aichwald.

 

In der rund 7500 Einwohner zählenden Schurwaldgemeinde hält sich die Überraschung denn auch in Grenzen. „Das war eigentlich nur eine Frage der Zeit“, sagt der CDU-Fraktionschef im Aichwalder Gemeinderat, Volker Haug. Für Haug, der nun als ehrenamtlicher Stellvertreter Finks die Geschäfte im Rathaus kommissarisch führen wird, bis ein Nachfolger oder eine Nachfolgerin gefunden ist, war schon früh klar, „dass ein Bürgermeister mit so viel Potenzial nicht in Aichwald in Ruhestand gehen wird“. Dass Fink, der auch als Oberbürgermeister in einer größeren Stadt eine gute Figur gemacht hätte, die vergleichsweise wackelige Option als Landtagsabgeordneter einer gebeutelten Partei gewählt hat, nötige ihm hohen Respekt ab. Er bedaure den Weggang des SPD-Bürgermeisters. „Und das sage ich ausdrücklich auch in meiner Funktion als Vorsitzender der CDU-Fraktion im Gemeinderat“, so Haug, der dem scheidenden Schultes eine professionelle und fachlich gute Arbeit bescheinigt. „Wir waren in der Gemeinde froh, so einen Bürgermeister zu haben“, sagt er.

Lob zum Abschied

„Ich war froh, so eine Gemeinde zu haben“, gibt Fink das Lob zurück und beruhigt: „Ich werde ja auch als Landtagsabgeordneter weiterhin für Aichwald zuständig sein.“ In den nächsten Wochen werde er ohnehin noch einmal Vollgas geben für die Gemeinde, verspricht der Schultes, der bei seiner Wiederwahl im Jahr 2015 mehr als 97 Prozent der Stimmen auf sich vereinigen konnte – bei einer Wahlbeteiligung von rekordverdächtigen 47 Prozent.

Die Gewissheit, dass die Schurwaldgemeinde mit ihrer 140 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zählenden Verwaltung hervorragend aufgestellt ist, habe ihn die Entscheidung für die neue Herausforderung ruhigen Gewissens treffen lassen. Ob er und seine Familie – Fink ist verheiratet und hat zwei Kinder im Alter von zehn und 13 Jahren – allerdings auf dem Schurwald wohnen bleiben wird, ist noch nicht ausgemacht. „Es macht als Landtagsabgeordneter sicherlich Sinn, nach Esslingen, in die größten Stadt des Wahlkreises, zu ziehen“, sagt der frisch gekürte Landespolitiker, der sich in einem an die Aichwalder Vereine und Organisationen gerichteten Schreiben für die „erfolgreiche und harmonische Zusammenarbeit“ bedankt.

Sein Mandat im Esslinger Kreistag, Fink ist dort stellvertretender Vorsitzender des SPD-Fraktion, werde er auf jeden Fall weiterhin wahrnehmen. Dagegen muss sich die Diakonie- und Sozialstation Schurwald wohl ebenso einen neuen ehrenamtlichen Vorsitzenden suchen, wie der Kranken- und Altenpflegeverein Aichwald.

Gegenwind als Herausforderung

Wo sein künftiger Platz in der SPD-Landtagsfraktion sein wird, weiß Fink noch nicht. „Ich stelle keine Ansprüche. Ich werde mit der Fraktionsführung gemeinsam ausloten, wo ich hinpasse und wo ich meine Stärken am besten einbringen kann“, sagt er. Den Gegenwind, dem sich die Sozialdemokraten bundesweit derzeit ausgesetzt sehen, sieht er als Herausforderung. „Die Sozialdemokratie erlebt gerade eine umfassende Phase des Umbruchs. Viele sprechen dabei schon davon, dass die SPD in ihrer Existenz bedroht sei. Insbesondere mit dem Blick auf die Sozialdemokratie im Wahlkreis Esslingen bin ich aber überzeugt, dass es Wege gibt, den Menschen mit großem Engagement und hoher Glaubwürdigkeit deutlich zu machen, weshalb sozialdemokratische Politik wichtig ist“, sagt er, auch schon im Hinblick auf die Landtagswahlen im Jahr 2021. Bis dahin will Fink vor allem durch harte Arbeit überzeugen und die Basis für seinen Wiedereinzug in den Landtag legen. In diesem Sinne ist wohl auch die Würdigung für seinen Vorgänger zu versehen. Wolfgang Drexler habe in mehr als 30 Jahren durch unermüdlichen Einsatz im Landtag von Baden-Württemberg den Wahlkreis Esslingen und das Land geprägt, wird Fink in einer Pressemitteilung zitiert. „Seine Nachfolge antreten zu dürfen, ist für mich Ehre und Herausforderung zugleich.“