Gerät ein Pilot mit seiner Maschine nahe der Filderebene in eine Notlage, schrillen bei Feuerwehrleuten von Filderstadt bis Degerloch die Einsatzpiepser. Sie müssen die Feuerwehr am Airport im Fall der Fälle unterstützen.

Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)

Filder - Um 13.34 Uhr klopft ein Pilot aus der Luft beim Flughafen Stuttgart an. Der Flugkapitän hat technische Auffälligkeiten an der Maschine bemerkt, nachdem er mit ihr in Zürich abgehoben ist. Er entscheidet sich deshalb für einen Zwischenstopp in Stuttgart. Das war am vergangenen Freitag. Derlei Vorfälle seien Standard, sagt Beate Schleicher, eine Sprecherin des Airports. Der Flugbetrieb sei nicht davon beeinträchtigt worden. „Es ist wie: Ihr Auto klappert und Sie fahren rechts ran, um danach zu schauen“, sagt sie. Um 14 Uhr war die Maschine aus Zürich sicher am Boden.

 

Doch bevor das Flugzeug in Echterdingen auf der Landebahn aufgesetzt hat, war auf den Fildern erst einmal einiges los. Mit viel Tatütata und Blaulicht sind etliche Feuerwehrleute aus der Umgebung zum Flughafen gebraust. Denn unplanmäßige Landungen wie jene am vergangenen Freitagmittag lösen einen Großalarm aus. Und Großalarm bedeutet, dass Feuerwehrleute aus Filderstadt, Degerloch, Plieningen, Leinfelden-Echterdingen, Neuhausen, Esslingen und von der Landesmesse angepiepst werden. „Es ist ein Glücksfall, dass wir all diese Feuerwehren in der Umgebung haben“, sagt die Flughafen-Sprecherin. Sie unterstützen die Flughafen-Feuerwehr.

All die Feuerwehren seien ein Glücksfall

Jochen Thorns war am vergangenen Freitag vor Ort. Er ist der Stadtbrandmeister in Filderstadt. Seine Wehr hat bei solchen Großalarmen die Aufgabe, die eingetroffenen Einsatzkräfte zu erfassen, zudem ist Filderstadt der Ansprechpartner, sowohl für die von den Fildern angerückten Kollegen als auch für den Flughafen. Die oberste technische Einsatzleitung obliegt im Ernstfall dem Direktionsdienst der Stuttgarter Berufsfeuerwehr.

Der Notfallplan hat vier Stufen

Der Notfallplan hat vier Stufen

Wie viel Feuerwehrleute aus der Umgebung zu Hilfe kommen müssen, steht in einem dezidierten Notfallplan. Demzufolge gibt es vier Stufen. Stufe eins: Die havarierte Maschine ist leichter als sieben Tonnen, dann löst die Flughafen-Feuerwehr das Problem allein. Stufe zwei: ein Flugzeug in einer Notlage. Stufe drei: ein Absturz. Stufe vier: ein Absturz mit mehr als 100 Menschen an Bord. In den drei letztgenannten Fällen würde es dann kurzzeitig richtig laut in den Filderkommunen.

Die Stufen drei und vier sind am Manfred-Rommel-Flughafen in Stuttgart bisher aber reine Theorie. Am vergangenen Freitag galt Stufe zwei. Die Notfall-Verstärkung von der Filderebene sammelt sich in solchen Fällen südlich vom Flughafen, beim Luftfrachtzentrum. Dort reihen sich die Wehren in fixe Positionen – und warten ab. Nach einer Entwarnung treten sie den Rückzug an.

Notlandung mit Müntefering

Großalarme wie jener Ende der vergangenen Woche kommen laut der Flughafen-Sprecherin Beate Schleicher etwa einmal im Monat vor. Und so gut wie jeder läuft so glimpflich ab wie das jüngste Beispiel. Ein spektakuläreres Ereignis, erinnert die Airport-Sprecherin, sei ein Vorkommnis im September 2009gewesen. Eine Maschine vom Typ Fokker 100 mit 87 Personen, darunter der damalige SPD-Chef Franz Müntefering, legte eine Notlandung auf einem Schaumteppich hin, bei der viele den Atem anhielten. Es gab Rauch und Flammen. Zwei Menschen wurden leicht verletzt.

Ansonsten geht es für die Rettungskräfte ruhig zu. Meldet der Flughafen einen Großalarm, dürften sich die meisten Feuerwehrleute also auf eine kurze Stippvisite am Rollfeld einstellen. Sind sie dann mental dennoch gewappnet für den Ernstfall? „Das ist unser Brot-und-Butter-Geschäft“, sagt der Filderstädter Stadtbrandmeister Thorns. „Wir wollen eine professionelle Dienstleistung bereitstellen.“ Deshalb seien die Feuerwehrleute bei der Sache. Der Einsatz als Dienstleistung? Ja, denn die jeweiligen Städte stellen ihn dem Flughafen hinterher in Rechnung.