Der Airport Stuttgart will gegen das Parkchaos vor den Terminals vorgehen, geplant sind strengere Regeln, aber auch Gratistickets für den öffentlichen Nahverkehr. Letzteres allerdings nur vorübergehend, was manchen nicht weit genug geht.

Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)

Filder - Fluggäste, die vom kommenden Frühjahr an ab Stuttgart in den Urlaub oder zu einem Geschäftstermin fliegen wollen, müssen sich auf Veränderungen einstellen. Der Flughafen hat vor Kurzem angekündigt, die Zufahrt für Autos vor die Terminals strenger zu regeln. Der Grund ist, dass es dort – vor allem zu Stoßzeiten – immer wieder zu chaotischen Szenen komme. Nicht alle hielten sich an die geltenden Regeln. Erlaubt sei es, auf der Abflugebene für drei Minuten zu halten, in der Praxis blieben viele länger stehen, weshalb sich dort Schlangen bildeten und alles verstopft sei. Dies bringe Probleme für Rettungsfahrzeuge mit sich, die dann nicht mehr durchkämen. Das solle sich nun ändern.

 

Was plant der Flughafen?

Voraussichtlich zwischen März und Mai 2020 an ist es vorbei damit, dass auf die freiwillige Regeltreue von Autofahrern in der sogenannten Kiss&Fly-Zone gesetzt wird. Die Flughafengesellschaft will Schranken installieren. Wer Flugpassagiere zum Airport kutschiert, hat dann zwar acht statt bisher drei Minuten Zeit und darf in dieser Zeit weiterhin kostenlos vor den Terminals halten. Wer die acht Minuten allerdings überzieht, muss künftig zahlen. Die ersten fünf Zusatzminuten sollen demnach fünf Euro kosten, für alle weiteren fünf Minuten fallen jeweils drei Euro an. Alle müssen in Zukunft Tickets an den Schranken ziehen, dies hilft bei der Überwachung der neuen Regelung.

Allerdings soll es für Fluggäste nicht nur ungemütlicher werden, die Flughafengesellschaft plant parallel zur neuen Regel nämlich zudem, dass in Stuttgart gelandete Fluggäste ein Gratisticket für den öffentlichen Nahverkehr im VVS-Netz erhalten. Dies soll allerdings nicht dauerhaft der Fall sein, sondern voraussichtlich für zwei oder drei Monate.

Warum gibt’s die Gratistickets nicht dauerhaft und nicht bei Abflügen?

Bei den Gratistickets für ankommende Passagiere handele es sich um einen Test, teilt die Flughafensprecherin Beate Schleicher auf Anfrage mit. „Um auszuloten, ob das Angebot auch tatsächlich die gewünschte Wirkung hat.“ Ziel sei es, dass mehr Menschen auf Bus und Bahn umsteigen. „Wie lange das Testangebot laufen wird, ist noch offen“, sagt Schleicher. Nach der Interimsphase soll entschieden werden, ob das Angebot beibehalten und vielleicht sogar ausgeweitet wird – also auch auf abfliegende Passagiere. „Da wir der erste Flughafen in Deutschland sind, der ein solches Angebot plant, können wir nicht auf Erfahrungswerte von anderen deutschen Standorten zurückgreifen.“

Wie handhaben es andere Airports?

Der Flughafen in Genf beispielsweise bietet Flugreisenden einen kostenlosen Shuttleservice, Aérobus genannt, an. Dem Busfahrer muss nur der Boardingpass oder ein gültiges Flugticket gezeigt werden. Zudem bietet der Flughafen ankommenden Flugpassagieren ein Gratis-Ticket für den öffentlichen Nahverkehr an. Damit wolle man Gäste willkommen heißen, erklärt eine Sprecherin auf Nachfrage unserer Zeitung. Zudem wolle Genf – wie nun Stuttgart – Reisende ermuntern, auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen.

Was schlagen die Sozialdemokraten aus Filderstadt vor?

Die SPD in Filderstadt hat jüngst einen Antrag formuliert, in dem sie auf die geplanten Neuerungen am Stuttgarter Flughafen eingeht. Gefordert wird, „dass die Verwaltung mit der Geschäftsleitung der Flughafengesellschaft und dem Land Baden-Württemberg dahingehend Verhandlungen aufnimmt, dass in Zukunft grundsätzlich bei Flugtickets die ÖPNV-Fahrten von und zum Landesflughafen innerhalb Baden-Württembergs im Flugpreis inbegriffen sind“, heißt es. Die SPD sieht darin die Chance, nicht nur die Gegend um den Flughafen, sondern die gesamte Region vom Verkehrsaufkommen zu entlasten.

Welche Alternativen haben Fluggäste in Stuttgart heute zum Auto?

Wer jemanden zum Terminal bringt oder von dort abholt, hat bereits heute die Möglichkeit, seinen Wagen auf dem Parkplatz P0 kostenlos abzustellen. Das gilt für eine Stunde, und daran soll sich auch im nächsten Jahr nichts ändern. Wer näher an den Terminals parken will, kann eines der dortigen Parkhäuser – kostenpflichtig – nutzen. Messegäste haben übrigens bereits heute die Möglichkeit, kostenlos mit dem öffentlichen Nahverkehr auf die Filder zu fahren. Denn im Eintrittsticket ist auch eine Fahrkarte für Bus und Bahn enthalten. Diese Kombitickets bekommt man im Onlineshop der Messe, es gibt sie aber auch bei Easy-Ticket, Toto-Lotto-Verkaufsstellen im VVS-Gebiet und an VVS-Automaten.