Das Stadtkind Matthias Straub hat ein neues Steckenpferd: The Opéra, ein jährlich erscheinendes Fotobuch, Thema Aktfotografie. Einen geeigneten Verlag zu finden, sei etwas schwieriger gewesen.

Stuttgart - Matthias Straub ist ein ziemlich umtriebiger und vielseitiger Mensch. Einst werkelte er beim Rocker 33 mit, feierte Erfolge mit dem DJ-Duo Lesotho Brothers oder solo unter dem Namen Gordon 3000. Später leitete er von Stuttgart aus die Redaktion des Schweizer Magazins Kinki, das aber im zurückliegenden Sommer wegen Insolvenz des Verlages vorerst eingestellt wurde.

 

Langweilig wird es einem Straub trotzdem nicht: Neben etlichen anderen journalistischen Tätigkeiten bringt er inzwischen das sehr konzeptlastige Lotto Magazin heraus - und hat jetzt ein neues Steckenpferd: The Opéra, ein jährlich erscheinendes Fotobuch, Thema Aktfotografie.

Bevor die XXX-Alarmglocken läuten: Alles harmlos. Und alles ziemlich ästhetisch. Nach dem eher nerdigen und schweren Lotto Magazin wollte Straub ein Produkt schaffen, „das einfach nur schön ist“, wie er sagt. „Mir war es wichtig, das Thema deutlich außerhalb jeder Obszönität zu platzieren. Im Fotobuch sind keinerlei explizit und eindeutig sexuell konnotierten Arbeiten zu finden - das würde nicht dem Konzept entsprechen.“ Die Bilder sollten bei einem reduzierten Layout für sich sprechen, erklärt Straub seine Arbeit. The Opéra hat gleichermaßen Männer wie Frauen als Zielgruppe.

Von Anrüchigkeit und Pornografie keine Spur

Diese Zielvorgaben wurden, auch dank tatkräftiger Unterstützung von den Graphikern Jakob Wessinger und Yuan Peng, einwandfrei und puristisch umgesetzt. Nackte weibliche wie männliche Körper unterschiedlicher Hautfarben fesseln den Betrachter - von Anrüchigkeit und Pornografie keine Spur. Aktfotografie eben. Wie der Magazin-Titel schon andeutet, ist das Werk wie eine Oper in fünf Akten (Exposition, Komplikation, Peripetie, Retardation und Katastrophe) strukturiert, erklärt Straub. Die Idee dazu kam ihm 2010 „in einem der vielen Buchläden in Paris“.

Für das Material schrieb der Stuttgarter einfach seine Lieblingsfotografen aus aller Welt an. „Die meisten haben sofort zugesagt, da es nur sehr wenige Publikationen gibt, die Aktfotografie in einem anspruchsvollen und künstlerischen Kontext präsentieren“, sagt Straub. Viele Aufnahmen seien exklusiv für The Opéra entstanden. Außerdem war ihm wichtig, dass ein breites Spektrum der Aktfotografie präsentiert wird, „von jungen bis etablierten Künstlern, von sehr klassischer bis experimenteller Fotografie, von Schnappschüssen bis aufwendigen Inszenierungen.“

Gibt es eigentlich bei derartigen Veröffentlichungen gewisse Hürden, was Jugendschutz oder ähnliches angeht? „Da sich The Opéra in einem hochwertigen Umfeld fernab von pornografischen Darstellungen bewegt, war zu keinem Zeitpunkt eine Jugendgefährdung gegeben“, antwortet Straub. Einen geeigneten Verlag zu finden, sei da schon etwas schwieriger gewesen. Bei Kerber sei man aber nun gut aufgehoben. Der Bielefelder Verlag hat schon Bildbände von Anton Corbijn oder Roger Ballen herausgebracht.