Unsere Börsenexperten blicken auf die kommende Woche. Ein Ende der Turbulenzen ist nicht in Sicht – doch langfristig orientierte Anleger sollten am Ball bleiben.

Korrespondenten: Barbara Schäder (bsa)

Nach den Kursturbulenzen der vergangenen Woche wird sich mancher Anleger fragen, ob an der alten Börsenweisheit über den Monat Mai nicht doch etwas dran ist: „Sell in May and go away“ lautet der Rat, also dass man im Mai seine Aktien verkaufen soll.

 

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Die Regel stammt allerdings aus dem 18. Jahrhundert, als die damals noch wenigen britischen Aktionäre sich in den Sommermonaten aufs Land zurückzogen – und der Börse wortwörtlich den Rücken kehrten. Heutzutage sei es wenig sinnvoll, die Regel zu beherzigen, meint Robert Halver von der Baader Bank: „An der Börse wird nicht geklingelt wie auf dem Schulhof, um zu wissen, wann die Pause beginnt und wann sie vorbei ist. Ansonsten gäbe es an der Börse nur noch Millionäre.“

Rein statistisch gesehen gäbe es nach nunmehr vier schlechten Börsenmonaten in Folge sogar Grund zur Zuversicht: In der bald 34-jährigen Geschichte des Deutschen Aktienindex (Dax) habe es noch nie mehr als fünf aufeinanderfolgende Verlustmonate gegeben, schreibt die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). Gleichzeitig warnt LBBW-Analyst Uwe Streich aber davor, auf eine baldige Kurserholung zu setzen: Auf lange Abwärtsbewegungen sei in der Vergangenheit meistens nur „eine Seitwärtsbewegung unter hoher Nervosität und erratischen Schwankungen“ gefolgt.

Rund ein Dutzend Dax-Konzerne öffnen ihre Bücher

Aussagekräftiger als Börsenweisheiten sind Quartalsbilanzen – und von denen stehen einige an: Montag öffnet Infineon seine Bücher. Dienstag sind die Holding-Gesellschaft Porsche SE, Bayer und die Münchner Rück dran. Mittwoch berichten Brenntag, Eon, Continental und Heidelberg Cement über das zurückliegende Quartal; am Donnerstag die Allianz, Merck, RWE und Siemens. Den Abschluss macht am Freitag die Deutsche Telekom.

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Wie nach dem Auftaktquartal das restliche Jahr verlaufen wird, darüber können freilich auch die Finanzchefs der Dax-Konzerne nur Mutmaßungen anstellen. Kleiner Trost: Den perfekten Zeitpunkt für den Kauf oder Verkauf von Aktien abzupassen, ist praktisch unmöglich. Das VZ Vermögenszentrum hat nachgerechnet: Wer in den vergangenen 40 Jahren monatlich einen festen Betrag in den US-Aktienindex S&P 500 investierte, stand am Ende besser da als ein Anleger, der nach den größten Kurseinbrüchen der vergangenen Jahrzehnte extrem günstig zukaufte. „Konsequent am Ball bleiben“, sei der beste Rat, folgern die Experten.