In einer Rundfahrt durch Waiblingen weisen Fahrradfahrer in plastischer Weise auf die geltenden Abstandsregeln beim Überholen hin.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Waiblingen - Wissen Sie, welche Antwort am häufigsten auf die Frage gegeben wird, warum Leute ihr Fahrrad im Alltagsverkehr nicht benutzen?“, fragt Andreas Schwager. Sein Oberbürgermeister in Waiblingen sage da, weil es hier zu hügelig sei – aber das sei höchstens ein winzig kleiner Teil der Wahrheit. „Weil ich mich nicht sicher fühle“, sei das mit Abstand häufigste Argument für den Verzicht auf das ökologisch sinnvolle Fortbewegungsmittel im Alltagsverkehr, sagt der politische Sprecher des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) im Rems-Murr-Kreis. „Wenn wir also den Radverkehrsanteil erhöhen wollen, dann müssen wir zuerst einmal das Sicherheitsempfinden der Radfahrer verbessern.“

 

1,50 Meter ist das Mindestmaß

Daran haben Schwager und ein knappes Dutzend Mitstreiter vom ADFC am Freitagnachmittag einmal mehr mit einer Kampagne gearbeitet – mit Schwimmnudeln. Die elastischen Schaumstoffstäbe, die normalerweise beim Anfängerschwimmen oder zu Aquafitness genutzt werden, sind von den Fahrradaktivisten ganz bewusst so an ihren Drahteseln befestigt worden, dass sie rund 1,50 Meter nach links über den Gepäckträger hinausragten. Denn genau das ist der Mindestabstand, den Autofahrer in geschlossenen Ortschaften auf Deutschlands Straßen neuerdings beim Überholen von Radfahrern einhalten müssen.

Obwohl dies seit April in der Straßenverkehrsordnung (StVO) festgehalten ist, halte sich noch kaum jemand daran, sagt Andreas Schwager. Er selbst muss einräumen, beim Erhalt seines Autoführerscheins vor rund 35 Jahren zwar unterschrieben zu haben, sich über Änderungen der StVO auf dem Laufenden zu halten, doch sicherlich nicht jede Neuerung sei da gleich durchgedrungen. Die bunten Poolnudeln seien deshalb nicht nur geeignet, die Autofahrer ganz praktisch auf Distanz zu halten, sondern auch auf ihre neuen Pflichten aufmerksam zu machen.

Je mehr Radfahrer, desto sicherer

Bei der Rundfahrt am Freitagnachmittag habe es für das Nudel-Team freilich nicht nur Daumen-hoch-Reaktionen gegeben. Doch das sei auch nicht zu erwarten gewesen. Schwager, der pro Jahr rund 10 000 Kilometer mit dem Fahrrad zurücklegt, für Transporte oder andere Gelegenheiten aber auch ein Auto in der Garage stehen hat, ist überzeugt, die Belange der Radfahrer wieder ein Stück mehr ins Bewusstsein der Verkehrsteilnehmer gebracht zu haben. Die Kampagne sei schließlich nur ein Baustein in dem Dauerbemühen, mehr Menschen zum Radeln zu bewegen. Denn dies habe nicht nur einen ökologischen Aspekt. Statistiken, etwa aus den Niederlanden oder Dänemark, zeigten: Je mehr Fahrradfahrer im Alltagsverkehr unterwegs seien, desto sicherer werde dieser für jeden Einzelnen.