Der Gemeinderat von Großbottwar hat die Grenzen des geplanten Areals mit Schildern abgesteckt. Die Standortidee trifft auf Fassungslosigkeit.

Ludwigsburg: Andreas Hennings (hen)

Noch ist unklar, ob die Pläne des Landkreises, bei Großbottwar eine Erddeponie anzulegen, Wirklichkeit werden. Klar ist aber: Sollte es so weit kommen, würde sich das Bottwartal grundlegend verändern. Um das zu verdeutlichen, hat der Gemeinderat von Großbottwar fraktionsübergreifend eine Aktion gestartet. Er markierte die Umrisse des angedachten Deponieareals mit 22 Schildern und möchte die Bürger damit über das Vorhaben aufklären. Denn wer nun zwischen Großbottwar, Sauserhof und Köchersberg von Schild zu Schild spaziert, bekommt eine Vorstellung vom Ausmaß.

 

Der Eindruck vor Ort sagt mehr aus als Worte oder Zahlen. Dennoch: Der Weg, der entlang von Feldern und Streuobstwiesen ums Gelände führt, ist viereinhalb Kilometer lang. Das Deponiegelände selbst würde 45  Hektar umfassen – so viel wie 63 Fußballfelder und mehr als die Bebauung von gesamt Winzerhausen. Die ist laut Bürgermeister Ralf Zimmermann 36 Hektar groß. Er spricht bei der AVL-Planung von einer Dimension, die nicht mehr vorstellbar und vermittelbar wäre. Von „Größenwahn“.

Zentrale Lage im grünen Bottwartal

Wer sich an den obersten Punkt der Geländegrenze stellt, sieht die Höhepunkte des Bottwartals: die Erhebungen Wunnenstein, Köchersberg und Forstkopf, den Langhans, die Burg Lichtenberg, dazu fast den ganzen Nachbarort Oberstenfeld. Überall von dort würde man die Deponie sehen. Ebenso, wenn man von der A-81-Ausfahrt Mundelsheim Richtung Großbottwar fährt. Der sich dabei öffnende „Toskanablick“, wie ihn Bürgermeister Zimmermann nennt, wäre zerstört. Er spricht also nicht ohne Sarkasmus von einem Traum-Deponiestandort. „Die Erde würde sich hier wohlfühlen.“

Der gesamte Gemeinderat, dessen Aktion sich Ralf Zimmermann anschloss, möchte mit den Schildern informieren. „Es gibt noch viel Unwissenheit, was Standort und Größe angeht“, sagt Stadträtin Angelika Maier. Dem möchte man Abhilfe schaffen. „Das ist sicher auch für die Bürger von Beilstein, Oberstenfeld oder Steinheim interessant“, ist Thomas Stigler überzeugt. Bei der Vorstellung des Schilderprojekts am Montag mit zehn Stadträten zeigte er auf, welche Felder und Streuobstwiesen weichen müssten. „Es ist die größte zusammenhängende Ackerfläche unserer Stadt.“ Die Anlage würde laut AVL bis 2080 betrieben werden. Das Thema betrifft also Generationen.

Viele Fragen sind noch offen

Bürgermeister Zimmermann und der Rat machten im Zuge der Projektvorstellung auch deutlich, dass sie sich eine bessere Informationspolitik von der AVL erhoffen. Die Fragen, warum aus den acht weiteren untersuchten Standorten neben Großbottwar und Hemmingen „ein Staatsgeheimnis“ (Zimmermann) gemacht werde, welches Material angeliefert würde und von wo aus die 30 Höhenmeter der Deponie gemessen werden, seien genauso unbeantwortet wie die Frage, nach welchen Kriterien der Standort ausgewählt wurde. „Wie die Verkehrssituation in Oberstenfeld und Großbottwar kann es der Landschaftsschutz nicht sein. Ein Drittel des Areals liegt im Landschaftsschutzgebiet“, stellt Ralf Zimmermann fest.

Apropos Natur: Groll hegt man aufgrund der Planung auch aus einem anderen Grund. So war es der Landkreis, der das von der Stadt erhoffte, dennoch umstrittene Gewerbegebiet am Holzweiler Hof ausgebremst hatte – aus Landschaftsschutzgründen. Jetzt wollen Landratsamt und Regierungspräsidium unweit eine vielfach größere Deponie anlegen. Thomas Stigler: „Das geht einfach nicht.“