Die Ludwigsburger Vesperkirche muss neue Wege gehen: Wegen Corona gibt es nur Essen zum Mitnehmen. Und die Aktion startet schon im August.

Ludwigsburg - Die caritative Veranstaltung heißt auch dieses Jahr Vesperkirche – wie in den mehr als zehn Jahren zuvor. Doch statt einer spendenfinanzierten warmen Mahlzeit in der Kirche gibt es ein Essen-to-go für Inhaber eines Tafelausweises. Am Montag, 2. August, startet die sechswöchige Aktion der evangelischen Kirche Ludwigsburg und der Kreis-Diakonie. Nicht wie gewohnt im Winter. Daher wurde daraus die Sommer-Vesperkirche. Mehrmals verschob die Vesperkirchen-Organisatorin Bärbel Albrecht den Termin wegen immer wieder gestiegener Infektionszahlen. „Immer in der Hoffnung, dass sich die Situation verbessert.“ Vergeblich.

 

Essen für Bedürftige

Die Überlegung, die Vesperkirche in diesem Jahr komplett ausfallen zu lassen, haben die Veranstalter aber nach einiger Überlegung verworfen, wie Diakoniepfarrerin Gisela Vogt am Mittwoch bei der Vorstellung eines Plan B sagte. Essen für Bedürftige gibt es. Aber das Gemeinschaftsgefühl entfällt. „Das schmerzt“, bedauerten die Veranstalter im Gespräch. Es ist ihnen anzusehen, dass Plan B sie nicht glücklich macht. „Unsere Klienten zu enttäuschen, wäre auch keine Lösung gewesen.“

Früher kamen ganze Familien

Mehr als der Titel Vesperkirche ist vom gemeinsamen Mittagessen in der Friedenskirche an der Stuttgarter Straße allerdings nicht geblieben. Bisher war das so: „Menschen sitzen an einem Tisch, die sich so nie treffen würden“, erläuterte Kreisdiakonie-Geschäftsführer Martin Strecker. Menschen mit gutem Einkommen, die spenden, sitzen Menschen gegenüber, manchmal komplette Familien, die Hartz IV bekommen oder noch weniger haben. Das sind die Klienten, für die die Kirche Anlaufstelle ist.

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Das Gotteshaus wird in diesem Jahr nicht zum großen Speisesaal. Normalerweise kommen mehr als 300 Menschen täglich zum Essen in die Vesperkirche. „Auch wenn wir die Zahl radikal reduziert hätten, hätten wir die Hygienebedingungen niemals einhalten können“, zeigte sich Strecker überzeugt. Auch die 300 bis 400 Helfer, die während einer Vesperkirchen-Saison im Einsatz sind, werden dieses Jahr nicht gebraucht. Einige werden ihren Einsatz vermissen: „Für manche ist die Arbeit in der Kirche wie Ferien“, weiß Pfarrerin Vogt. „Sozusagen ein Urlaub all inclusive.“

Keine Chance für Schnorrer

Statt kirchliches Gemeinschaftsessen bietet die Kirche im Markt 8 direkt am Marktplatz Ludwigsburg montags bis donnerstags von elf bis zwölf Uhr Essensgutscheine zum Kauf für je 1,50 Euro an. Die können bei einem von sieben Gasthäusern für jeweils ein Tagesessen eingelöst werden. Das sind die Metzgerei Lemberger, der Ratskeller, die Weinstube Klingel, das Café Lutz, das Moro, Frida y diego sowie Kullman Diners. Um Schnorrer auszuschließen, müssen Käufer eines Bons einen Berechtigungsnachweis der Ludwigsburg Tafel vorweisen. Das Essen nimmt dann jeder für sich ein. Die Wirte erhalten die Differenz zwischen 1,50 Euro und dem Preis aus Spendengeldern.

Auf einen Schlag 10 000 Euro gespendet

Die Spenden seien auch in diesem Jahr nicht ausgeblieben, sagte Strecker. Anfang des Jahres gingen auf einen Schlag 10 000 Euro aufs Spendenkonto ein. Ein Mann, der nach eigener Auskunft von der Corona-Pandemie finanziell profitiert hat, wollte mit dem Geld auf diesem Weg Bedürftige an seinem beruflichen Erfolg teilhaben lassen.