Frauen oder Männer mit langen Haaren können am 13. März etwas Gutes tun: Wenn sie sich in Stuttgart-Degerloch die Haare abschneiden lassen und den Zopf spenden, helfen sie Krebskranken. Das Umstyling gibt es umsonst.

Klima und Nachhaltigkeit: Julia Bosch (jub)

Degerloch - Die emotionalsten Stunden am Tag sind immer die letzten ein, zwei, bevor Manuela Overmann-Frey am Abend ihren Friseursalon zuschließt. Rund 120 an Krebs erkrankte Erwachsene und Kinder kommen jedes Jahr zu ihr. Die Friseurmeisterin legt diese Termine bewusst an das Tagesende, damit sie keinen Zeitdruck hat, wenn sie die Menschen zu Perücken berät und Schminktipps gibt – etwa wie sie Augenbrauen nachzeichnen oder ausfallende Wimpern mit einem Kajalstift kaschieren können. Das Thema ist ihr wichtig: Sie will den erkrankten Menschen zumindest eine ihrer Sorgen abnehmen.

 

Doch um eine gute Echthaar-Perücke herzustellen, bei der andere nicht bemerken, dass es sich nicht um das eigene Haar handelt, müssen zuvor viele Menschen ihre Haare abgeschnitten haben. „Zehn bis 15 Zöpfe braucht es für eine einzige Perücke“, sagt Manuela Overmann-Frey. Und die besondere Herausforderung: Damit ein Zopf für eine Perücke verwendet werden kann, muss er mindestens 30 Zentimeter lang sein. „So lange Haare haben nur ganz wenige Erwachsene, es sind vor allem junge Mädchen.“ Deshalb kämen die meisten gespendeten Zöpfe auch von Schülerinnen. Allerdings: In den vergangenen zwei Jahren konnten in dem Degerlocher Salon lediglich 30 gespendete Zöpfe gesammelt werden.

Erlös der Haarversteigerung wird gespendet

Aus diesem Grund hat sich die Friseurmeisterin eine neue Aktion ausgedacht: Am Nachmittag des 13. März schneiden sie und ihre Kolleginnen alle Frisuren kostenfrei – sofern sich die Kunden oder Kundinnen mindestens 30 Zentimeter abschneiden lassen. Die Zöpfe bringt Manuela Overmann-Frey dann am 6. April zu einer Haarversteigerung nach Fulda. Seit mehr als zehn Jahren gibt es nämlich die Aktion „Rapunzel hilft“: Der Bundesverband der Zweithaarspezialisten sammelt abgeschnittene Zöpfe und versteigert diese an den meistbietenden Haarwarenhersteller. Der Erlös wird an eine Institution gespendet, die sich dem Wohl von erkrankten Menschen verschrieben hat.

„Wie viele Menschen an dem Tag kommen, kann ich bisher gar nicht einschätzen. Aber wenn noch einmal 30 Zöpfe zusammenkommen würden, wäre das der Knaller“, sagt Manuela Overmann-Frey.

Termin: Alle Friseurinnen des Salons Overmann sind am Freitag, 13. März, von 15.30 Uhr an im Einsatz, um lange Haare abzuschneiden und den Kunden eine neue Frisur zu schenken. Die Zöpfe müssen mindestens 30 Zentimeter lang sein. Eine Voranmeldung bei dem Friseursalon an der Jahnstraße 4 ist nötig, Telefon 0711/2 80 59 05.