„Lichtblicke“ tritt dafür ein, Menschen in Not schnell und unbürokratisch beizustehen.

Leonberg - Der journalistische Alltag erlaubt auch Blicke hinter die Kulissen und da ist nicht selten auch manches Unerfreuliche dabei. Auch in einem der reichsten Landkreise der Republik gibt es bedürftige Menschen, die unverschuldet in eine Notsituation geraten sind. Das Tragische daran ist, dass häufig Kinder die Leidtragenden sind. Das hat uns seinerzeit bewogen, die LKZ-Hilfsaktion „Kinder in Not“ ins Leben zu rufen, um über den Trägerverein „Bürger helfen“ schnell und unbürokratisch vor Ort helfen zu können.

 

Doch nach wenigen Jahren kam die bittere und erschreckende Erkenntnis dazu, dass nicht nur Kinder häufiger ein Armutsrisiko sind, sondern auch viele Menschen im Alter bedürftig werden. Das hat den Verein veranlasst, umzudenken und sich neu aufzustellen sowie die Hilfsaktion in „Lichtblicke“ umzufirmieren. Damit auch ältere Menschen einen Lichtblick im oft tristen und von Einsamkeit gezeichneten Alltag erfahren können.

Drei Kinder, drei Bedürfnisse

Da ist einerseits der Fall der Familie A., die nicht mehr weiter weiß. Das Paar hat drei Kinder. Alle haben unterschiedliche Schwierigkeiten. Da ist Jasmin (Name geändert): Vier Jahre alt und das Nesthäkchen. Leider kann sie immer noch nicht richtig sprechen und benötigt auch noch Windeln. Wenn ihr etwas nicht vertraut ist, dann pfeift sie ganz schrill und bewegt die Arme sehr schnell. Nach vielen Irrungen und Wirrungen ist sie seit einem Jahr in einem speziellen Kindergarten, der sie gezielt fördert.

Ihre älteren Zwillingsbrüder Aron und Stephan (Namen geändert) haben große Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren. Dies ist bereits im Kindergarten aufgefallen. Allerdings fiel es hier nicht so stark ins Gewicht. Die Erzieherinnen konnten gut mit Arons und Stephans Verhalten umgehen und beide in die Gruppe integrieren. Doch in der Schule funktioniert das nicht. Die beiden stören die anderen Kinder durch ihre Unruhe sehr und auch sie können dadurch nicht lernen. Sie haben große Mühe, sich in die Gruppe zu integrieren und geraten sehr schnell in Streit mit den anderen Kindern.

Fast täglich stand im Hausaufgabenheft eine Nachricht für die Eltern und es haben bereits viele Gespräche stattgefunden. Die Lehrerin hat die Eltern ermutigt, sich Hilfe beim Sozialen Dienst des Amtes für Jugend in Leonberg zu holen. Hier erhalten Familien Hilfen zur Erziehung – eine davon ist das Waldhaus Kinder- und Jugendhilfezentrum (Kidz) in Leonberg. Das wird auch von „Lichtblicke“ regelmäßig gefördert.

Hier werden Kinder und Jugendliche aufgenommen, die in belasteten Situationen leben und die eine spezielle Förderung benötigen. Die Kinder sind zwischen sechs und 14 Jahre alt. Insgesamt besuchen gegenwärtig 16 Kinder und ihre Familien das Kidz in Leonberg an zwei bis fünf Tagen in der Woche. Die pädagogischen Fachkräfte begleiten die Familie dabei, ihren Weg zu finden, wenn das „Familienschiff“ vom Kurs abgekommen ist oder manchmal auch schon sinkt. Das Kidz ist ein Gruppenangebot. Die Kinder haben hier die Möglichkeit, mit- und voneinander zu lernen.

Ein Wittwer weiß nicht mehr weiter

Auf der anderen Seite ist der Fall des 65-jährigen Witwers. Er und seine Ehefrau haben zwar zeitlebens gearbeitet, doch es waren keine hoch bezahlten Beschäftigungen, so dass die Rente nicht allzu üppig ausgefallen ist. „Alle Ersparnisse sind aufgebraucht, so dass der Mann inzwischen bei der Grundsicherung angelangt ist“, weiß Jürgen Rein von den Sozialen Diensten der Stadt.

Der Höchstbetrag für eine Person liegt hier bei 416 Euro und maximal 434 Euro Mietzuschuss inklusive 100 Euro Nebenkosten. Doch der 65-Jährige hat ein Problem, denn seit Jahrzehnten wohnt die Familie in einer 90 Quadratmeter großen Wohnung. Damit liegt der Rentner weit über der Mietobergrenze. Das Sozialamt zahlt in einem solchen Fall lediglich ein halbes Jahr lang die tatsächliche Miete, dann muss alles was über der Obergrenze liegt, von dem Geld bezahlt werden, das eigentlich für den Lebensunterhalt, für Kleidung, für Strom gedacht ist. Hinzu komme noch, dass bei der Grundsicherung jede Rentenerhöhung beim Regelbedarf gegengerechnet wird – sprich, jeder zusätzliche Euro aus der Rentenerhöhung wird wiederum beim Zuschuss gestrichen.

Es sei nicht so, dass der Mann sich nicht um eine kleinere Wohnung bemühe, doch auf dem Leonberger Immobilienmarkt sei das ein aussichtsloses Unterfangen, weiß Jürgen Rein aus langjähriger Erfahrung. Zudem ist für den 65-Jährigen inzwischen jede zusätzliche Ausgabe ein finanzieller Kraftakt, den er kaum stemmen kann. Besonders jetzt in der kalten Jahreszeit, offenbart sich die Bedürftigkeit des Mannes umso mehr. Das Geld reiche nicht für eine warme Jacke und Schuhe, weiß Jürgen Rein. „Lichtblicke“ will deshalb Abhilfe schaffen.