„Gleichberechtigung bei der Hausarbeit statt Blumen zum Valentinstag“ , fordert ein feministisches Bündnis bei einer Aktion in Stuttgart. Noch immer leisten Frauen mehr Care-Arbeit als Männer.

Stuttgart - Zwei Passantinnen nicken, während sie lesen, was da an der Wäscheleine baumelt. „Care-Arbeit ist die Arbeit, die man erst merkt, wenn sie nicht gemacht wird!“, heißt es auf einem Papierherz. Auf einem anderen prangt nebst lila Faustsymbol: „Liebe Männer, Frauen haben kein Hausarbeits-Gen, sie haben auch kein Pflege-Gen oder Ehrenamts-Gen. Auch ihr seid gefragt ...“. Aufgespannt zwischen zwei Pfosten in der Eberhardstraße haben sie die Mitglieder des Aktionsbündnisses 8. März Stuttgart, die seit 2019 mit Aktionen, Veranstaltungen und Demonstrationen auf die Situation von Frauen in der Gesellschaft aufmerksam machen.

 

Davor trugen die Leine knapp 20 Frauen aller Altersgruppen – von Schülerin über Mütter bis zu Großmütter – vom Karlsplatz über Marktplatz zum Standesamt vor sich her, zum 70er-Jahre-Schlager „Das bisschen Haushalt“ der Schauspielerin Johanna von Koczian.

Frauen arbeiten im Haushalt deutlich mehr als Männer

Sie verteilten Flyer und Luftballons als „feministischen Gruß zum Valentinstag“ statt Blumen, um für Gleichberechtigung bei der Hausarbeit zu protestieren. „Noch immer arbeiten Frauen pro Tag durchschnittlich 87 Minuten mehr im Haushalt als Männer“, so eine Aktivistin. „Der Gender Care Gap, also die ungleiche Verteilung von unbezahlter Haus- und Sorgearbeit, liegt nach dem Gleichstellungsbericht des Bundesfamilienministeriums in Deutschland bei 52,4 Prozent.“

In heterosexuellen Paarhaushalten mit Kindern sei die Differenz noch größer: Mütter brächten in dieser Konstellation dreimal so viel Zeit für Kochen, Putzen und Wäschewaschen auf wie Väter. Das habe sich in der Pandemie verstärkt, und die Folgen seien im Alter spürbar, ergänzte eine junge Mutter. Da Frauen deutlich häufiger in Teilzeit arbeiteten und ihre Erwerbstätigkeit länger unterbrächen, öfter in prekären Beschäftigungsverhältnissen und nicht sozialversicherungspflichtigen Jobs unterkämen, seien sie in Deutschland Frauen besonders stark von Altersarmut betroffen. „Ihre Renten sind um 59,6 Prozent niedriger als die von Männern.“