Vor der Kommualwahl Ende Mai will die Stuttgarter CDU erkunden, wo den Bürgern der Schuh drückt. Dazu gab es einen Aktionstag in verschiedenen Stadtbezirken – auch in Stuttgart-Mitte. Wir haben ihn besucht.

Stuttgart - „Ich bin 83, ich habe keine Wünsche mehr für das Jahr 2030“, teilt eine ältere Dame den CDU-Mitgliedern mit, die am Samstag an der Ecke Kirch-/Stift-straße die Stellung halten. „Es ist aber schön, dass Sie so etwas machen“, fügt sie hinzu. Der Stand an der alten Platane ist eine von 19 Anlaufstellen, die die Partei anlässlich ihres Aktionstags Vision Stuttgart 2030 in verschiedenen Stadtbezirken aufgebaut hat. „Wir wollen im Vorfeld der Kommunalwahlen wissen, was die Bürger bewegt“, erklärt Romen Link, Chef der CDU Stuttgart-Mitte. „Sie sind eingeladen, zu äußern, was sie stört oder was sie sich wünschen.“ Wer mag, kann direkt vor Ort ein Kärtchen ausfüllen und abgeben. Postalische Einsendung ist ebenfalls möglich. „Die meisten bevorzugen es, die Karten mitzunehmen und in Ruhe auszufüllen“, sagt Link.

 

Viele Passanten, wenig Interesse

Angesichts der Betriebsamkeit in der Fußgängerzone ist die Zahl derer, die den CDU-Stand frequentieren insgesamt überschaubar. Das Gros der Passanten scheint ganz aufs Shoppen konzentriert. „Ich finde diese spürbare Politikverdrossenheit schon ein bisschen bedenklich“, meint Bezirksbeirat Timo John, „dabei kann man die dunklen Wolken am Horizont ja durchaus erkennen.“ Glücklicherweise zeigen einige Standbesucher deutlich, wie sehr sie die Möglichkeit schätzen, direkt zu äußern, was sie bewegt. Die Themen sind größtenteils bekannt: Die Sauberkeit in der Stadt lasse zu wünschen übrig, Fahrradwege müssten ausgebaut werden, der öffentliche Nahverkehr sei zu teuer. Anja Dreesbach stört sich zudem an der ihrer Meinung nach am Wochenende ausgestorbenen Innenstadt, dem schlecht genutzten Markt- und Schillerplatz und dem Mangel an Flair. „Ich finde Stuttgart einfach nicht schön“, stellt sie fest. Am liebsten würde sie der Stadt wieder den Rücken kehren und zurück nach Hamburg. Ein paar Visions-Karten nimmt sie dennoch mit. „Ich finde diese Aktion gut“, so Dreesbach. „Wenn es die Chance gibt, direktes Feedback zu geben, dann sollte man sie unbedingt nutzen.“

Persönliche Schicksale

Auch ganz persönliche Geschichten werden an die CDU-Mitglieder herangetragen. „Wir hatten einen Herrn hier, der 40 Jahre lang bei der Abfallwirtschaft tätig war“, berichtet Romen Link. „Er ist finanziell sehr belastet, und nun wird er so in den Ruhestand entlassen, dass er wegen weniger Tage kein Weihnachtsgeld mehr erhält. Wir wollen dem nachgehen.“