Der Fan investiert sein Geld in der Gewissheit, viel dafür zu bekommen und behält auch diesmal Recht: Das Alan Parsons Live Project zeigt in der ausverkauften Liederhalle in Stuttgart mal wieder, wie gut es jenseits des Tonstudios funktioniert.

Stuttgart - Der Lebensraum von Alan Parsons ist eigentlich das Aufnahmestudio. In den Abbey Road Studios erlernte er, kaum zwanzig Jahre alt, den Job des Tontechnikers, assistierte den Beatles bei ihren späten Meisterwerken und Pink Floyd bei ihren frühen, avancierte zu einer der großen Produzentenpersönlichkeiten der Popszene. Aus dem Handwerker wurde ab Mitte der 70er Jahre dann der Künstler Parsons, aber auch dieser blieb lange ein Studiowesen. Erst Anfang der 1990er-Jahre entließ der Brite sein Alan Parsons Project als Liveensemble sozusagen in die freie Wildbahn – Beginn einer Erfolgsgeschichte, die unvermindert anhält. Obwohl sein letzter Stuttgart-Besuch weniger als zwei Jahre zurückliegt und trotz Preisen von bis zu 75 Euro ist die Liederhalle am Mittwochabend erneut ausverkauft.

 

Der Chef tritt an Mikro

Doch der Parsons-Fan investiert sein Geld in der Gewissheit, viel dafür zu bekommen und behält auch diesmal Recht. Dieses mit sicherer Hand zusammengestellte, in weiten Teilen vom 2015er-Auftritt in der Killesberger Freilichtbühne bestens bekannte Septett glänzt mit Understatement, positiver Routine und makellosem Handwerk, jeder Musiker zeigt sich zudem als Multitalent, der an mehreren Instrumenten überzeugt – und sogar als Vokalist: Gleich fünf Bandmitglieder mit dem Amerikaner P. J. Olsson als Frontmann wechseln einander als Sänger ab und ergänzen sich in makellosen Satzgesängen. Der Chef selbst tritt nur zwei, drei Mal ans Mikrophon, etwa im schon früh im Set platzierten „Don’t Answer Me“, organisiert das Geschehen ansonsten aus leicht erhöhter Position im Bühnenhintergrund.

Viel zu organisieren gibt es da allerdings gar nicht – auf Trap gehalten von dem exzellenten Drummer Danny Thomson und Bassist Guy Erez läuft die Band rund wie ein gut geölter Dieselmotor und besticht mit einer fein austarierten Mischung aus Prog- und Soft-Rock und hochmelodiösem Pop, an der zwar nichts modern, aber vieles zeitlos ist. Und die stets dann die stärksten Eindrücke hinterlässt, wenn sie etwas auf Distanz zu ihren Studioversionen geht oder – etwa in „Limelight“ vom 1985er-Album „Stereotomy“ – knisternd-düstere Psychedelic-Rock-Atmosphäre entwirft. Platz dafür gibt’s vor allem im zweiten Teil des Abends, das dem 77er-Werk „I Robot“ zu dessem vierzigsten Jubiläum viel Raum einräumt. Dazu: Hits wie „Games People Play“, „Eye In The Sky“ oder ein stupendes „Lucifer“ – gespielt so en passant, dass man sich immer wieder fragt, wo denn all die Musik herkommt.

Der Saal wird geflutet

Ebenso statisch wie stoisch verharren die Gitarristen Jeff Kollman und Dan Tracey, der Bassmann Erez sowie der Saxofonist Todd Cooper immer wieder am Bühnenrand, spielen gar nicht viel – und fluten mit einem ordentlich, wenngleich klanglich etwas eng und ohne rechten Höhenglanz abgemischten Sound die Liederhalle förmlich. Dazu trägt vor allem Keyboarder Tom Brooks bei, der Elektronisches im besten 70er-Jahre-Stil fingerfertigst mit Classic-Rock-Elementen voller Rachmaninoff-Referenzen mischt. Der etwas kraftmeierische P. J. Olsson hingegen übertreibt bei der Publikumsmotivation unnötigerweise etwas – die Stimmung im Beethoven-Saal ist auch ohne gestische Einpeitscherei bestens und steigert sich zum Finale auf beachtliches Niveau: Lohn für einen Abend, dem selbst 130 Minuten nicht genügten, um wirklich alle Hits zu spielen. Den Rest gibt’s dann bestimmt bei nächsten Mal.