Fürst Albert hat Monaco in seiner zehnjährigen Herrschaft einen seriösen Außenanstrich verpasst. Der 57-Jährige nutzt den Glanz der Grimaldi-Dynastie geschickt und will das Schmuddelimage als Steuerparadies loswerden.  

Stuttgart - Es ist still geworden um ihn. Da ist nicht der Hauch einer Eskapade. Vorbei sind die Zeiten, da Albert II., von Umweltschutzsorgen getrieben, das Abschmelzen der Eiskappen an Nord- oder Südpol aus der Nähe betrachtete. Nicht einmal die Hundstage Anfang Juli konnten Monacos Fürsten zu erneuten Ausflügen ins Eis motivieren.

 

Eskapaden der Art, wie der Boulevard sie liebt, hat Fürst Albert in den vergangenen Jahren erst Recht nicht geliefert. Wer sich trotzdem Skandalöses zusammenreimt, muss das teuer bezahlen. Kürzlich erst ist die britische „Sunday Times“ zu Schadenersatz verurteilt worden, weil sie Unwahres oder jedenfalls nichts Beweisfestes übers fürstliche Eheglück mit Charlène verbreitet hatte. Der solide Sachwalter Albert hat dem Hof, ja dem Reich, in der zehnjähriger Regentschaft seinen Stempel aufgedrückt.

Alberts Vater hat noch ganz anders aufgetrumpft

Selbst gefestet wird mit Maß und Ziel. Zu Ehren des Thronjubiläums lässt der 57-jährige Herrscher am Samstagabend vor den Toren des Palasts einen „musikalischen Cocktail“ servieren. Alberts Vater hatte bei solchen Gelegenheiten noch ganz anders aufgetrumpft. Der charismatische Rainier III. hatte Monaco überhaupt erst erfunden. Zwei Quadratkilometer öde Küste waren unter seiner Herrschaft zu einer schillernden Bühne für Formel-1-Rennen, Fußball-, Zirkus- und Casinospektakel geworden, wo niemand Einkommens- oder Vermögenssteuer zu zahlen hat. Für Albert, der am 12. Juli 2005 den goldenen Thron bestieg, der vorn auf Löwenpranken und hinten auf Stelzen zu ruhen scheint, gab es da nicht viel hinzuzufügen – im Gegenteil.

Aus Sicht des Nachfolgers galt es Auswüchse zu kappen, Zurückhaltung zu üben. Steuerparadiesische Zustände, Casino-Glücksspiel, durch Wohngebiete donnernde Formel-1-Boliden, Gesetze, die mit der Formel „Wir, Albert II., Prinz Monacos von Gottes Gnaden“ unterzeichnet werden, ein mit bis zu fünf Jahren Haft geahndetes Delikt der Fürstenbeleidigung – was zu Rainiers Zeiten toleriert wurde, ja Bewunderung weckte, würde mittlerweile vor allem Befremden auslösen.

Statt Traumfabrik eine solide Mittelstandsfirma

Nicht, dass Albert Grundlegendes ändern, das vom Vater gelegte Fundament des Fürstentums einreißen wollte. Noch immer ruhen auf den 350 000 Konten des 36 000 Einwohner aus 125 Nationen zählenden Zwergstaats schätzungsweise 75 Milliarden Euro. Aber der Sohn versucht, dem Ganzen einen seriösen Anstrich zu verpassen und die Traumfabrik Monaco als solides Mittelstandunternehmen erscheinen zu lassen. So hat Albert die Bankenaufsicht gestärkt, Steuerabkommen mit anderen Staaten geschlossen und sich als engagierter Umweltschützer profiliert.

Das heißt, eines hatte der Nachfolger der Hinterlassenschaft seines Vaters doch noch hinzuzufügen. Wie alle Grimaldis hatte auch Seine Durchlaucht Albert Alexandre Louis Pierre der vornehmsten Fürstenpflicht zu genügen: nämlich zu heiraten und einen Thronfolger zu zeugen. Schon zu Lebzeiten des Vaters hatte es an Versuchen nicht gefehlt. Aber es waren eben untaugliche Versuche gewesen. Sowohl der 2003 aus der Verbindung mit einer afrikanischen Stewardess hervorgegangene Alexandre als auch die elf Jahre zuvor geborene Jazmin Grace, Spross einer Liaison mit einer amerikanischen Kellnerin, taugten nicht zum Erhalt der Dynastie. Allein eheliche Nachfahren männlichen Geschlechts sind laut monegassischer Verfassung zur Thronfolge berufen.

Der Fortbestand des Piratengeschlechts ist gesichert

Keine zehn Jahre nach Amtsantritt hat Albert dann freilich Versäumtes nachgeholt. Im Sommer 2011 heiratete der Herrscher die südafrikanische Olympiaschwimmerin Charlène Wittstock. Die freiheitsliebende Frau hat sich mittlerweile nicht nur mit den Protokollzwängen des Palastes und der französischen Sprache arrangiert, sondern im vergangenen Dezember auch den erhofften Erbprinzen zur Welt gebracht. Entgegen seinem Naturell war Albert diesmal übers Ziel hinausgeschossen und hatte Zwillinge gezeugt: der Thronfolger Jacques hat eine Schwester Gabriella. „Charlène ist eine fantastische Mutter, sie ist gern in der Nähe der Kinder“, hat Albert kürzlich seinen Untertanen verraten.

Ende gut, alles gut also. Der Fortbestand des Piratengeschlechts der Grimaldis ist gesichert. Das im Schatten des Herrscherhauses sein Vermögen mehrende Volk hat Grund, Alberts Amtsjubiläum zu feiern – maßvoll natürlich.