Die Albertville-Realschule ist zur 13. Weltethos-Schule ernannt worden. Die Stiftung Weltethos Tübingen verleiht den Titel für die Dauer von fünf Jahren. Um in den Kreis aufgenommen zu werden, müssen einige Kriterien erfüllt werden.

Manteldesk: Thomas Schwarz (hsw)

Winnenden - Am vergangenen Samstag ist in der Winnender Albertville-Realschule die Aufnahme der Einrichtung in den Kreis der Weltethos-Schulen gefeiert worden. „Aufgrund der Vorfälle in München habe ich natürlich meine Ansprache komplett umgeschrieben“, sagt der Schulleiter Sven Kubick. Und zu Beginn des Schulfestes wurde der Opfer des Amoklaufs in München gedacht. Anfragen von Medien seien bereits am Samstagmorgen bei ihm eingegangen, sagt Sven Kubick. „Wir halten uns bewusst zurück. Aus diesem Grund haben wir die Ernennung zur Weltethos-Schule auch nicht groß publik gemacht“, sagt der Schulleiter.

 

Unmittelbar nach dem Amoklauf an der Schule im März 2009 war eine Diskussion über die Art und Weise der Berichterstattung geführt worden. Angehörige aber auch Schüler und Lehrer der Albertville-Realschule waren vor dem Gebäude oder zu Hause von Reportern und Kamerateams bedrängt worden. Die Schulleitung ist seitdem darauf bedacht, die Schulgemeinschaft vor jeglichem öffentlichen Druck fernzuhalten. Das gilt für die jährlichen Gedenktage und es habe auch für die Feier am Samstag gegolten, sagt der Schulleiter.

Das Schulgebäude war nach dem 11. März 2009 umgebaut worden. Die Ansicht des Gebäudes wurde völlig verändert. Jene, die vor sieben Jahren weltweit bekannt wurde, gibt es nicht mehr. Die Klassenzimmer, die Tatorte waren, wurden zu einem Ort der Stille und der Seelsorge umgewandelt. Vor dem Gebäude erinnern Gedenksteine diskret an die Opfer.

Es waren einige Kriterien, die zur Ernennung zur Weltethos-Schule führten. Gegenseitiger Respekt spielt an der Albertville-Realschule eine ganz wichtige Rolle. So hängt in der Aula gut sichtbar die „Goldene Regel“ der Schule, der auch die Stiftung Weltethos folgt und die dem Religionsgründer Zarathustra zugeschrieben wird. „Behandle deine Mitmenschen, wie du selbst behandelt werden willst. Das ist ein Grundsatz, den man in sämtlichen Weltreligionen findet“, sagt Sven Kubick. Das passt wiederum zur Stiftung Weltethos, die von dem Theologen Hans Küng 1995 gegründet wurde und sich für den Dialog zwischen den Religionen einsetzt.

„Letztendlich sollte man vor allem über Werte sprechen, unabhängig von Religionen“, so Kubick. Insbesondere sei eine genaue Betrachtung dieser Werte wichtig zu einer Zeit, da sich Diskussionen um Islam und Islamismus drehen und Gewalt oft in einen Kontext gestellt und gerechtfertigt werde, der überhaupt nicht passend sei .

Zum ersten Kontakt mit der Stiftung Weltethos sei es während des Evangelischen Kirchentages vor zwei Jahren in Stuttgart gekommen, berichtet der Schulleiter. „Wir hatten unseren Stand direkt neben dem der Stiftung. So kamen wir ins Gespräch und wurden schließlich eingeladen, unser Konzept vorzustellen“, erinnert sich Sven Kubick. Erst dann sei der Entschluss gefasst worden, sich als Weltethos-Schule zu bewerben.

Die Albertville-Realschule ist nun die 13. Weltethos-Schule überhaupt und die bislang einzige im Rems-Murr-Kreis. Die Anforderungen hat die Stiftung in einer Satzung niedergelegt. Dazu zählt neben der „Goldenen Regel“ eine Verpflichtung zum „Prinzip Menschlichkeit“, das unter anderem Gewaltlosigkeit und die Gleichstellung der Geschlechter beinhaltet

Die Ernennung zur Weltethos-Schule erfolgt für fünf Jahre. Die Stiftung Weltethos Tübingen behält sich vor, danach den Titel zu verlängern. Die Albertville-Realschule hat ihr heutiges Konzept bereits vor Jahren erstellt und setzt es konsequent um. Es dürfte also keine Gefahr bestehen, dass ihr der Titel aberkannt wird, auf den sie berechtigterweise stolz sein kann.