42 Prozent der Viertklässler verfehlten den Regelstandard im Lesen. Das hat der neue IQB-Bildungstrend ergeben. Leseclubs sind eine Möglichkeit, gegenzusteuern. Einen solchen gibt es nun auch an der Albschule in Degerloch.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Es wirkt gemütlich. Die gelben Vorhänge sind teilweise zugezogen und tauchen alles in ein herbstlich warmes Licht. Ein bunter Teppich mit Buchstaben und ein Sofa laden dazu ein, den Alltag kurz zu vergessen und in andere Welten einzutauchen – am besten mit einem guten Buch. Und die stehen in den Holzregalen rundum. Denn bei dem Raum handelt es sich sozusagen um das neue Hauptquartier des Leseclubs an der Albschule Degerloch. Die Schulleitung hat diesen zusammen mit der Stiftung Lesen und der finanziellen Unterstützung der Porsche AG eingerichtet und vor Kurzem offizielle eröffnet.

 

Astrid Lindgren habe einmal gesagt: „Wie die Welt von morgen aussehen wird, hängt in großem Maß von der Einbildungskraft jener ab, die gerade jetzt lesen lernen“, zitierte die Rektorin Bärbel Kirdorf. Diese Einbildungskraft wolle man fördern und fordern, und dabei sei der neue Leseclub ein wichtiger Baustein. Die Konrektorin ergänzte: „Uns ist es ein großes Anliegen, möglichst viel Lesematerial zur Verfügung zu stellen. Denn lesen macht Spaß.“

Grundschüler können immer schlechter lesen

Der steht im Leseclub natürlich im Vordergrund. Doch es geht um mehr: So zeigt der Mitte Oktober veröffentlichte IQB-Bildungstrend, dass die Lesekompetenz von Kindern am Ende ihrer Grundschulzeit noch nie so schlecht war wie aktuell. 42 Prozent der Viertklässler verfehlten den Regelstandard. „Lesen ist aber eine Schlüsselkompetenz. Daher ist unser besonderes Anliegen, dass jedes Kind lesen und schreiben kann“, sagt Jörg F. Maas, der Hauptgeschäftsführer der Stiftung Lesen und ergänzt: „Wir haben in Deutschland dank der breit gefächerten Studien kein Erkenntnisproblem, sondern ein Umsetzungsproblem. Wir brauchen dringend eine bessere Lese- und Sprachförderung.“

Darum hat die Stiftung zusammen mit lokalen Partnern mittlerweile deutschlandweit etwa 620 Leseclubs eingerichtet, von denen mehr als 20 000 Kinder profitieren. In Stuttgart gibt es diese an der Grundschule am Stadtpark in Zuffenhausen, an der Raitelsbergschule und der Fuchsrainschule in S-Ost, an der Grundschule Burgholzhof in Bad Cannstatt und an der Fasanenhofschule in Möhringen.

An der Degerlocher Albschule ist der Leseclub eine freiwillige AG – und das Interesse ist groß. Andrea Kumm und Nina Bartsch leiten das Angebot. Die beiden Mütter, die früher ihre Kinder an der Degerlocher Grundschule hatten, sind ehrenamtlich tätig. Sie wollen den Kindern das Lesen näherbringen – und zwar nicht nur mit Büchern, sondern auch mit verschiedenen Spielen, die in dem neu eingerichteten Raum zu finden sind.