Die Situation rund um die große Kunstschau Documenta fifteen in Kassel ist verfahren. Nun soll mit dem neuen Leiter Rettung in Sicht sein. Wer ist der Interims-Chef mit baden-württembergischer Vergangenheit?

Kultur: Adrienne Braun (adr)

Vielleicht gelingt es ihm, die verfahrene Situation rund um die Documenta fifteen in Kassel zu klären. Nach dem Ausscheiden von Sabine Schormann ist Alexander Farenholtz zum Geschäftsführer der Documenta berufen worden. Der Aufsichtsrat der Documenta hat beschlossen, dass Farenholtz bis Ende September als Interims-Geschäftsführer in Kassel tätig sein wird. Er hat sein Amt bereits angetreten.

 

Farenholtz war im Kunstministerium in Baden-Württemberg tätig

Alexander Farenholtz war schon im Jahr 1989 Geschäftsführer der Documenta und bereitete damals die Documenta 9 unter der Leitung von Jan Hoet mit vor. Der 1954 geborene Verwaltungswissenschaftler arbeitete unter anderem für den Hamburger Senat, war in Pforzheim Referent des Oberbürgermeisters und Leiter des Ministerbüros im baden-württembergischen Kunstministerium. Bis zu seinem Ruhestand vor zwei Jahren war er Geschäftsführer der Kulturstiftung des Bundes.

Schormann hat sich bis zum Schluss nicht geäußert

Nach seiner Ernennung hat Alexander Farenholtz angekündigt, er wolle umgehend Gespräche mit der künstlerischen Leitung aufnehmen wie auch dem Team der Documenta gGmbH. Solcherlei Gespräche waren bisher mehrfach ohne Erfolg gefordert worden, weshalb am Wochenende bekannt gegeben wurde, dass der Vertrag von Sabine Schormann kurzfristig und einvernehmlich aufgelöst worden sei.

Schormann hatte die wiederholten Forderungen nach ihrem Rücktritt bis dahin abgelehnt mit der Erklärung, dass man das antisemitische Banner des indonesischen Kollektivs Taring Padi auf dem Friedrichsplatz in Kassel umgehend verhängt und schließlich abgehängt habe.

Eine Aufarbeitung der Ereignisse und die Suche nach möglichen weiteren antisemitischen Werken auf der Documenta fifteen erfolgte allerdings nicht, weshalb der 60-jährigen Schormann wiederholt Untätigkeit vorgeworfen wurde. So blieb sie dem ersten öffentlichen Diskussionsabend der Documenta zu dem Vorfall fern und meldete sich krank, als der Kulturausschuss des Bundestags über das Thema diskutierte. Schormann entschuldigte sich zwar öffentlich für den Vorfall, äußerte sich aber bis zuletzt nicht, wie es dazu hatte kommen können, nachdem Taring Padi doch schon früh in der Kritik gestanden hatte. Deshalb zog sich der Leiter der Bildungsstätte Anne Frank, Meron Mendel, auch aus Protest als Berater zurück.