Alfons Elfgang, der Architekt des rekonstruierten Pomeranzengartens, wird am Sonntag 80.

Leonberg/Weil der Stadt - Zu Leonberg in eine Wildtnus, wo zuvor nur Dornen und Hecken gestanden, den fürstlichen Lustgarten sampt Pomeranzenhaus und Brunnenkasten gebaut...“, schrieb 1609 stolz der herzogliche Baumeister Heinrich Schickhardt. Dass 410 Jahre später nicht wieder eine Wildnis mit Dornen und Hecken den Hang beim Schloss bedeckt, verdankt Leonberg dem engagierten Wirken eines Mannes: Alfons Elfgang. Der in Bonn geborene und heute in Weil der Stadt beheimatete Gartenfachmann, feiert am Sonntag seinen 80. Geburtstag.

 

Der gelernte Gärtner, Landschaftsarchitekt, Sachverständige für gartenhistorische Bewertungen und Landschaftsbau sowie Honorarprofessor an der Uni Stuttgart, kann auf ein erfolgreiches 60-jähriges Berufsleben zurückblicken. Als Referatsleiter der Vermögens- und Bauverwaltung Baden-Württemberg, die früher bei der Oberfinanzdirektion Stuttgart angesiedelt war, prägte er mehr als dreieinhalb Jahrzehnte die Entwicklung staatlicher Grün- und Freianlagen im Land.

Jubilar Alfons Elfgang hat Maßgebliches für die heutige Pracht alter Gartenanlagen geleistet. Foto: factum/Archiv
„Der Jubilar hat sich große Verdienste um den Pomeranzengarten erworben“, sagt die Leonberger Stadtarchivarin Bernadette Gramm. „Ohne seinen Einsatz wäre der Garten nicht rekonstruiert worden“, ist sie sich sicher. „Er hat immer wieder Führungen und Vorträge zum Garten gehalten und hat in Veröffentlichungen zum besseren Verständnis des Gartens beigetragen“, würdigt die Archivarin sein Wirken.

„Seine besondere Fürsorge haben stets die historischen Gärten genossen, die zu Beginn der 70er Jahre noch nicht ausreichend gesetzlich geschützt waren“, schreibt die ehemalige Kollegin und Amtsnachfolgerin, Rosemarie Münzenmayer, über den renommierten Fachmann. Als einer der Ersten habe er sich seinerzeit mit den noch offenen Fragen beschäftigt, ob historische Gärten denkmalwürdig seien und wie diese zu erhalten und zu pflegen sind. Mit der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftskultur (DGGL) veranstaltete und leitete er von 1978 bis 1986 die internationalen Gartenhistorischen Ludwigsburger Fachseminare. Bis 1992 war er Leiter des DGGL-Arbeitskreises für historische Gärten.

Das Engagement von Alfons Elfgang habe bewirkt, dass die historischen Gärten in den Verwaltungen Wertschätzung erfuhren und letztlich als Gartendenkmale anerkannt wurden, sagt Rosemarie Münzenmayer. So auch in Baden-Württemberg, das für die Unterhaltung und Pflege seiner mehr als 60 staatlichen Schlösser und Gärten eine Zentrale eingerichtet hat.

Verborgen unter wilden Hecken

Als Alfons Elfgang Anfang der 70er Jahre die Spuren des ehemaligen Lustgartens der Herzoginwitwe Sibylla suchte, fand er ein verwildertes Hanggelände am Schloss vor. Die Stadt wollte hier eine öffentliche Grünanlage mit Spiel- und Freizeitmöglichkeiten errichten. Dann 1974 die Überraschung: Als der alles überwuchernde Bewuchs weg war, kam der in seiner Architektur noch gut erkennbare ehemalige Pomeranzengarten zum Vorschein.

Zunächst wurde das verwilderte Gelände am Schlosshang gerodet. Foto: Archiv
Alfons Elfgang entdeckte im Archiv Schickhardts Originalpläne des ehemaligen Lustgartens. Jetzt musste neu geplant werden. Im April 1974 traf sich der damalige Oberbürgermeister Dieter Ortlieb mit Vertretern der Oberfinanzdirektion Stuttgart, des staatlichen Liegenschafts- sowie des Hochbauamtes, darunter Alfons Elfgang, um loszulegen. Die Oberfinanzdirektion machte 800 000 Mark locker, das Land erstellte Stützmauern und Treppen, die Stadt übernahm die Kosten für die Anlage und die Pflege der Grünanlagen. So wurde von 1978 bis 1980 nach wissenschaftlichen Erkenntnissen der erste deutsche Renaissancegarten wiederhergestellt – und erhielt den internationalen Denkmalschutzpreis.

Foto: Archiv
Auf gleiche Weise hat Alfons Elfgang in seiner Tätigkeit dazu beigetragen, dass eine Vielzahl schutzwürdiger staatlicher historischer Gärten erhalten geblieben sind. Ein weiterer Schwerpunkt seiner Tätigkeit war die Entwicklung der Grundlagen für die Ausschreibung und Vergabe von Baumpflege- und Erhaltungsarbeiten. Im Klima des Stadtbaumsterbens in den 70er Jahren war dies eine große Herausforderung. Es fehlte an anerkannten Baumpflegepraktiken. Nach Jahren der Diskussion und Abwägung gelang es mit sachverständigen Mitstreitern 1981 ein erstes praktikables Konzept für die Baumpflege und deren vertragsrechtliche Ausschreibungsgrundlagen vorzulegen. In den 1980er Jahren gründete und leitete Alfons Elfgang zusammen mit Kollegen die Godesberger Baumpflegeseminare. Erfolgreich sind auch seine Bemühungen für einen fachlich qualifizierten Nachwuchs gewesen. Es gelang ihm, die Gartendenkmalpflege am Institut für Kunstgeschichte der Uni Stuttgart fest zu verankern.

Wo das Glück auf Erden zu Hause ist

Seine Liebe zu alten Gärten und dem Pomeranzengarten lassen den Jubilar nicht los. Zum 400. Jubiläum des Lustgartens 2009 hat er neue Pflanzpläne entwickelt, in die aktuellste Forschungsergebnisse zu Renaissancegärten eingeflossen sind. Es ging um die Sehnsucht nach dem verlorenen Paradies, die die Menschen aller Kulturen leitete: Über Jahrhunderte hinweg versuchte man, diese Vorstellung einer idealen Welt in den Gartenanlagen umzusetzen. Die galten als Symbole für religiöses Heil im Jenseits, aber auch als ganz irdische Traumorte, an denen das Glück auf Erden zu Hause sein sollte.