Dem Auftritt der AfD-Fraktionsvorsitzenden in Ludwigsburg ist vielfältiger Protest vorausgegangen. Während zahlreiche Menschen friedlich demonstrierten, versuchten andere, sich den Veranstaltungsbesuchern in den Weg zu stellen.

Politik: Lisa Kutteruf (lis)

Ludwigsburg - Ludwigsburg am Freitagabend. In der hereinbrechenden Dunkelheit haben sich Hunderte Menschen vor der Ludwigsburger Musikhalle versammelt. „Wer schweigt, stimmt zu. Lasst Rassisten nicht in Ruh“ schreien sie, unterstützt von Trillerpfeifen und Sirenenheulen – und vom Hupen eines Busfahrers, der das Anliegen der Demonstranten auf seine Weise unterstützt. Das Getöse zielt auf die Personen ab, die hinter der Polizeiabsperrung auf den Eingang des Gebäudes zugehen: Besucher einer AfD-Veranstaltung in der Musikhalle.

 

Bei dem Event der AfD sollen die Bundestagsabgeordneten Volker Münz, Martin Hess, Markus Frohnmaier und die Fraktionsvorsitzende Alice Weidel unter der Losung „Sicherheit, Werte und Wohlstand für Deutschland!“ auftreten. Die Initiative Ludwigsburg gegen Rechts hat dies zum Anlass genommen, unter dem Motto „Solidarität statt Hetze – AfD raus aus Ludwigsburg!“ zu mobilisieren.

Veranstaltungsbesucher schlängeln sich durch die Menge

Laut Facebook-Veranstaltung stehen 15 Gruppierungen hinter der Demonstration, darunter antifaschistische Aktionsbündnisse, die Ludwigsburger Ortsverbände der Linken und der MLPD sowie Vereine und Gewerkschaften.

Auf den ersten Blick sieht es aus, als wären sich alle einig in der Sache. Auf den zweiten werden Unterschiede sichtbar. Es gibt diejenigen, die auf einer Stelle stehen und friedlich für mehr Liebe und Respekt eintreten. Und es gibt diejenigen, die ständig in Bewegung sind. Ihr Ziel ist es, den Besuchern der Veranstaltung, die sich vereinzelt durch die tobende Menge schieben, das Durchkommen so schwer wie möglich zu machen.

Aufgeheizte Stimmung

„Deutsche Polizisten schützen die Faschisten“, brüllen manche. „Das finde ich nicht gut, wenn die das schreien“, ärgert sich ein Mann, der ebenfalls gegen das AfD-Event demonstriert. „Die Polizisten müssen angemeldete Veranstaltungen schließlich schützen.“ Es kommt immer wieder zu Handgreiflichkeiten zwischen Demonstranten und der Polizei. Gegen 18.30 Uhr ist die Stimmung so aufgeheizt, dass die Einsatzkräfte ihre Helme aufsetzen. Unterdessen brüllen sich Veranstaltungsbesucher, die vor der Musikhalle stehen, und Teilnehmer der Kundgebung gegenseitig an. „Wir sehen uns später, ich hab viele Freunde!“, ruft eine Frau vom Eingang aus. „Komm doch her, ich versteh dich nicht!“, brüllt ein Mann zurück.

Wenige Stunden zuvor auf dem Marktplatz: „Die Gesellschaft muss lernen, mit Extremismus umzugehen“, sagt Axel Müller von „Ludwigsburg bleibt bunt“. Vor ihm knien sich immer wieder Passanten auf die Pflastersteine und hinterlassen Botschaften auf Schriftrollen – für ein buntes und demokratisches Ludwigsburg. Es sei zwar üblich, Gedenkkerzen aufzustellen oder Schweigeminuten abzuhalten, sagt Müller, „aber wir brauchen auch die Auseinandersetzung. Wir müssen die Debattenkultur neu entdecken.“

Die Auseinandersetzung suchen die Demonstranten vor der Musikhalle durchaus. Manchen Sprüchen auf den Schriftrollen wie „Anstand zeigen und Mund aufmachen – aber höflich“ werden hingegen nicht alle gerecht.