Kultur: Jan Ulrich Welke (juw)

Alle 14 Alben wurden von James Guthrie digital remastert, was jenen Menschen, die sich 1994/95 die bereits damals komplett remasterten Pink-Floyd-Alben gekauft haben, offenbar zweierlei signalisieren soll: dass man sich von den damaligen Remasters distanzieren möchte, und dass Toningenieure wie der Ausnahmekönner Alan Parsons – er hat das vierzig Millionen Mal verkaufte „Dark Side of the Moon“ eingespielt – bei der Ersteinspielung schlechte Arbeit geleistet hätten.

 

Hören wir also spaßeshalber in die drei populärsten Pink-Floyd-Alben „Wish you were here“, „The Dark Side of the Moon“ und „The Wall“ von dieser Box rein. Die deutlich scharfe Höhenbetonung der Remasters ist augen- beziehungsweise ohrenfällig, und selbst wenn die Dynamikkompression nicht so krass überzeichnet wird wie etwa beim umstrittenen Album „Death Magnetic“ von Metallica, fehlt etwa bei Pink Floyds „Money“ der warme Basskörper im Vergleich zur 1973er-Erstpressung der Vinyleinspielung. Ähnlich das Bild bei „Shine on you crazy Diamond“ vom Album „Wish you were here“: spürbar geglättet sind die konturierten Übergänge zwischen Gitarren- und Keyboardintros, fast schon läutend geschärft, indes schieben sich Soloinstrumentalpassagen auf dem Remaster im Vergleich zur Vinyleinspielung nach vorne. „Another Brick in the Wall II“ vom „TheWall“-Album indes ist ganz im Gegenteil fast schon mit einem Eurodisco-Pumpbass aufgepeppt, die Kanaltrennung ist nivelliert worden, der berühmte Kinderchor wirkt abgeschliffen und schlaffer; wobei gerade bei dieser CD an einigen Stellen auch auffällt, wie geringfügig sich das Remaster dieses Albums vom Original unterscheidet. Generell ist bei allen Alben ein häufig bei Remasters zu Tage tretendes Problem zu beobachten, der kühl-unbeseelte Körper.

Wenngleich die neuen CDs teilweise auch mit filigranerer Staffelung aufwarten und von einigen Schmutzfrequenzen gesäubert sind, rechtfertigt dies alles aber ganz gewiss nicht den Preis. Er ist happig, aber angesichts von 14 lediglich wiederveröffentlichten Alben als Remasters fast schon dreist. Die Krönung des Ganzen ist allerdings die weitere Veröffentlichungspolitik in Sachen Pink Floyd. Bis zum Februar sollen nämlich alle Alben auch noch einmal als sogenannte „Experience Editions“ und „Immersion“-Boxen auf den Markt gebracht werden. Einige Alben liegen bereits in diesen beiden Versionen vor, sie enthalten – als „Experience“ – auf der zweiten CD eben jene und Alternativversionen und – als „Immersion“ – auch noch jene DVDs , die man sich in der „Discovery“-Box gewünscht hätte.

Der Preis der einzelnen „Immersion“-Boxen, dies nur am Rande, liegt bei jeweils hundert Euro.