Frag nicht, was Ludwigsburg für den Kreis tun kann, frag, was der Kreis für Ludwigsburg tun kann! Was gut ist für die Barockstadt, ist automatisch gut für den Kreis. Das zeigen neue und alte Beispiele.

Politik - Wie heißt der Kreis? Ludwigsburg! Wie heißt die Kreisstadt? Ludwigsburg! Wer hat das Sagen? Ludwigsburg! Als der Herrgott, in Gestalt der Kreisreform 1973, den heutigen Groß-Landkreis nach Ludwigsburg benannte, hat er sich dabei was gedacht. Ludwigsburg ist bis heute die elektromobilste, nachhaltigste, fairtradigste Mittelgroßstadt im gesamten Kreis. Also hat man im Rathaus Ludwigsburg auch per Definition die besten Ideen. Das Leitmotiv „Was gut ist für Ludwigsburg, ist gut für den Restkreis“ ist deutlich sichtbar – in Gestalt von leberwurstigen Planungen nach Gutsherrenart.

 

Jüngstes Beispiel ist die Diskussion über einen Ausbau des Nahverkehrsnetzes in Stadt, Kreis, aber vor allem: der Stadt Ludwigsburg. Der Rest der Welt mag denken: jetzt diskutieren die Kommunen Remseck, Markgröningen, Möglingen und (mit Abstrichen) Schwieberdingen gemeinsam mit der Stadt Ludwigsburg und dem Kreis gefühlte Jahrhunderte über den Bau einer Stadtbahn quer zur Nord-Süd-DB-Trasse. Und da kommt, kurz vor der Ziellinie, dem Gemeinderatsbeschluss in Ludwigsburg, die dortige Stadtverwaltung nonchalant um die Ecke und schlägt vor, alle Pläne in die Tonne zu kippen – weil moderne Elektrobusse viel billiger seien und zudem nicht viel weniger komfortabel als eine Stadtbahn. Menschen, die sich eine Niederflurbahn nach Straßburger Vorbild wünschen, ärgern sich, weil der Informationsabend vergangene Woche in Ludwigsburg zur reinen Werbeveranstaltung für eine SSB-Hochflurbahn mutiert sei. Aber das ist nur die halbe Wahrheit.

Ein Bus als Stadtbahn

Die Ludwigsburger Gutsherren-Lesart geht so: Mit ihren Plänen für ein Bus-Rapid-Transit-System (kurz: BRT) bewahren sie die Stadt und das unbedeutende Umland davor, eine historisch teure Fehlentscheidung zu treffen. Wenn man einen Bus fahren lässt und ihn einfach beharrlich „Stadtbahn auf Rädern“ nennt, dann spart man nicht nur an Fakten, sondern man spart auch viele Millionen Euro ein.

Wie das für die Nachbarkommunen verkehrlich funktionieren soll? Dass diese Frage irrelevant ist, merkte man auch daran, dass der von Ludwigsburg beauftragte Verkehrsplaner seine Trassen munter an Siedlungsschwerpunkten wie Pattonville vorbei zog. Das erinnert an eine Verkehrsdiskussion vor einigen Jahren: Der Ludwigsburger OB Werner Spec präsentierte den Bau einer Autobahnausfahrt Ludwigsburg-Mitte als Heilsbringer für alle Stauprobleme. Dass dieser Knoten großteils auf Gemarkung des Nachbarn Asperg lag, dem damit erheblich viel mehr Verkehr zugemutet werden sollte, und dass Asperg vorauseilend auf die Barrikaden ging – alles Peanuts, wenn man an die Devise denkt: „Was gut ist für Ludwigsburg . . .“