Die Qualifikation für die Gruppenphase der Champions League ist für den Volleyball-Bundesligisten Allianz MTV Stuttgart nicht nur eine tolle Sache, sondern auch eine große Herausforderung – in dreierlei Hinsicht.

Stuttgart - Der Weg der Stuttgarter Volleyballerinnen in den VIP-Bereich der Scharrena, wo es nach jedem Heimspiel ein warmes Abendessen für sie gibt, führt durch das Foyer der Halle. Dort erlebten sie nach dem 3:0-Sieg und dem 15:7 im Golden Set über CS Volei Alba-Blaj eine Stimmung, wie es sie an dieser Stelle nie zuvor gegeben hatte: Minutenlang wurde jede Spielerin von den Fans lautstark bejubelt, beklatscht, bestaunt. Es war der Dank für eine außergewöhnliche Leistung und gleichzeitig die Versicherung der Anhänger, dass sie hinter dem Team stehen, egal was kommen wird. Denn die Qualifikation für die Gruppenphase der Champions League ist für den Verein nicht nur eine tolle Sache, sondern auch eine große Herausforderung – in dreierlei Hinsicht.

 

Die Vorfreunde ist groß, der Trainer optimistisch

Sportlich CS Volei Alba-Blaj ist im Volleyball keine Laufkundschaft. Im Gegenteil. Das Team aus Rumänien stand vergangene Saison im Finale der Champions League, und stimmen die Rechnungen der MTV-Verantwortlichen, dann wäre die günstigste Spielerin im Kader von Blaj die teuerste im Team des Bundesligisten. Trotzdem schafften die Stuttgarterinnen nach dem 1:3 im Hinspiel noch den Sprung in die Königsklasse. „Unsere Leistung war großartig, einfach perfekt“, sagte Trainer Giannis Athanasopoulos, „wir haben in den ersten drei Sätzen nur acht Fehler gemacht. Das gab es noch nie.“ Und es macht Mut: „Die Mannschaft hat gezeigt, welches Potenzial in ihr steckt. Und ich weiß, dass es sogar noch besser geht.“

Nun trifft Allianz MTV Stuttgart in der Gruppe A auf Titelverteidiger Vakifbank Istanbul, eines der besten Teams der Welt, sowie die Landesmeister Beziers VB (Frankreich) und Maritza Plovdiv (Bulgarien). „Das ist ein starkes Feld“, meint Athanasopoulos, „und dennoch glaube ich daran, dass wir am Ende sogar Zweiter werden können.“ Woher dieser Optimismus kommt? Der Coach ist davon überzeugt, in diesem Jahr 13 gleichwertige Spielerinnen zu haben und so die hohe Belastung durch sechs zusätzliche Spiele unter der Woche kompensieren zu können. „Champions League zu spielen ist die beste Möglichkeit, um zu wachsen – für die Spielerinnen, fürs Team und natürlich auch für den Trainer“, sagte Athanasopoulos. Entsprechend groß ist, trotz aller Risiken, die Vorfreude. „Es fühlt sich toll an, in dieser Mannschaft zu spielen“, sagt Außenangreiferin Julia Schaefer, „und es wird sich noch toller anfühlen, mit dieser Mannschaft Champions League zu spielen.“

Andere Spiele müssen verlegt werden

Organisatorisch Sportdirektorin Kim Renkema hatte nicht viel Zeit, um den Erfolg über CS Volei Alba-Blaj zu genießen. Schon ein paar Minuten nach dem Matchball saß sie in ihrem Büro in der Scharrena – und ärgerte sich, weil ihr Rechner abgestürzt war. Genau zum falschen Zeitpunkt. Denn eigentlich wollte Renkema so schnell wie möglich die ersten Punkte auf ihrer To-do-Liste abhaken.

Schon am nächsten Donnerstag, 22. November, findet das erste Champions-League-Spiel in Istanbul statt, dafür müssen Flüge und Hotel gebucht sowie Visa für die US-Amerikanerinnen beantragt werden. Gleichzeitig muss das Bundesliga-Spiel am Tag zuvor gegen NawaRo Straubing verlegt werden, ebenso wie das Pokal-Viertelfinale gegen den VC Wiesbaden. Dieses findet nun am Sonntag, 25. November (15 Uhr), in der Stuttgarter Scharrena statt. „Wir müssen nun ziemlich viel unter einen Hut bekommen“, sagt Geschäftsführer Aurel Irion, „aber irgendwie packen wir auch das.“ Weil es für die Verantwortlichen ein positiver Stress ist.

Am Ende soll eine schwarze Null stehen

Finanziell Rund 100 000 Euro wird die Teilnahme an der Königsklasse den Verein kosten. Mindestens. Am Ende soll trotzdem eine schwarze Null stehen. Die fünf wichtigsten Sponsoren haben ihre Unterstützung fest versprochen, und der SWR hat zugesagt, die Produktion des TV-Signals für zwei der drei Heimspiele zu übernehmen. Und womöglich, so die Hoffnung von Irion, überträgt der Sender sogar live.

„Finanziell“, sagt der Geschäftsführer, „haben wir die Gruppenphase der Champions League im Griff.“ Wobei der Imagegewinn noch gar nicht eingerechnet ist. Die Volleyballerinnen stellen das einzige Team der Stadt, das auch europäisch in der ersten Liga spielt. „Durch die Teilnahme an der Champions League werden unser Sport und unsere Leistung in Stuttgart noch sichtbarer“, sagt Irion.