Die Alte Apotheke stellt täglich bis zu 100 Liter Desinfektionsmittel her. Um die benötigten Inhaltsstoffe und auch Schutzmasken zu bekommen, sind telefonisches Verhandlungsgeschick und Hartnäckigkeit gefragt.

Feuerbach - Kein Desinfektionsmittel, kein Mundschutz“, Schilder mit dieser oder einer ähnlichen Nachricht hängen seit vielen Tagen an zahlreichen Apotheken. Immer noch herrscht in Deutschland ein Mangel an diesen wichtigen Hygieneartikeln. Nicht so bei der Alten Apotheke in Feuerbach: Selbst während der schlimmsten Zeit der Corona-Krise war dort beides zu haben. „Zeitweise haben die Menschen uns die Bude eingerannt“, sagt Apotheker Daniel Eidenmüller. Dass die äußerst gefragten Artikel stets vorrätig waren, hat mehrere Gründe: Bereits zu Jahresanfang, als es in China mit der Pandemie losging, hatte Inhaberin Dr. Petra Steinbeck eine große Anzahl Masken geordert – und immer wieder neue bestellt. Beim Desinfektionsmittel ist man gut aufgestellt, weil es von der Apotheke selbst hergestellt wird. Auch wenn es nicht immer einfach war und ist, die dafür benötigten Inhaltsstoffe und Flaschen zu bekommen.

 

Bereits am Jahresanfang wurden Masken geordert

„Ich telefoniere schon seit Wochen in ganz Deutschland umher und rede mir den Mund fusselig“, sagt Steinbeck. Da sie aus Altersgründen und weil sie Kontakt mit einer infizierten Person hatte zur Risikogruppe gehört, arbeitet sie von Zuhause aus. Dank Hartnäckigkeit, Verhandlungsgeschick und den guten Beziehungen zu vielen langjährigen Lieferanten ist es ihr bislang gelungen, Engpässe zu vermeiden. Als kleiner Abnehmer hat sie es dabei nicht gerade leicht. „Ab 45 Tonnen sind wir im Geschäft“, diesen Satz hat sie beispielsweise von einem Großlieferanten zu hören bekommen. Einmal hatte Steinbeck aber einen besonders netten Gesprächspartner am Telefon – der zweigte kurzerhand eine komplette Palette ab und schenkte sie der Apotheke. Steinbeck verteilte alles sofort an Pflegedienste vor Ort weiter – ebenfalls kostenlos.

„Wir wollen uns in dieser Situation keine goldene Nase verdienen“, sagt Eidenmüller und verweist auf den Berufsethos. Früher hatten die Schutzmasken 7,95 Euro pro Stück gekostet, nun werden sie drei Euro günstiger verkauft. „Alle Leute sollen sich die Masken leisten können“, erläutert der 42-Jährige. Da nun größere Mengen geordert werden, reduziert sich der Einkaufspreis. Das gibt man an die Kunden weiter. In Hochzeiten werden gut 100 Masken in der Apotheke verkauft, zudem beliefert man Heime, Pflegeeinrichtungen und ähnliche Institutionen.

Auf die richtige Mischung kommt es an

Drei Mitarbeiterinnen sind damit beschäftigt, im Galenik-Labor Desinfektionsmittel herzustellen. Sie mischen Ethanol, Wasserstoffperoxid, Glycerol und gereinigtes Wasser im richtigen Verhältnis und füllen die Flüssigkeit dann in kleine Flaschen ab, die etikettiert werden. Dabei müssen ähnliche Hygienevorgaben eingehalten werden wie beim Herstellen anderer Medikamente. Alles geschieht in Handarbeit, bis zu 100 Liter am Tag können auf diese Weise produziert werden.

„Langsam beruhigt sich die Lage“, sagt Eidenmüller. Hamsterkäufe gebe es kaum mehr. Gerade dieses Verhalten habe anfangs viele Probleme gemacht. Dadurch, dass sich manche Menschen mit übermäßig vielen Medikamenten und Hygieneartikeln eingedeckt hätten, sei für Krankenhäuser, Heime, Ärzte und Pflegedienste nicht mehr genug da gewesen. Es sei wichtig, dass sich jeder Bürger Gedanken mache, was er wirklich brauche.

136 Jahre gibt es die Alte Apotheke nun, nach dem Zweiten Weltkrieg hat sie solch eine Situation noch nicht erlebt. In die ferne Zukunft kann keiner blicken, für die nähere Zukunft ist man aber gerüstet: Gerade hat Steinbeck 10 000 weitere Masken bestellt – die dürften für die nächsten Tage und Wochen ausreichen.