Zum traditionellen „Politischen Aschermittwoch“ der Landes-CDU werden einmal mehr 1500 Christdemokraten in der Fellbacher Alten Kelter erwartet. Die Veranstaltung hat zwar bundesweite Strahlkraft, sorgt bei Nachbarn aber dennoch für Verdruss.

Fellbach - Während andernorts am Aschermittwoch bekanntlich alles vorbei ist, geht’s in Fellbach erst so richtig los – speziell in der Alten Kelter. Denn am Vormittag des 14. Februar werden mindestens 1500 Christdemokraten die „Kathedrale aus Holz“ entern. Das mit der Großveranstaltung verbundene Verkehrschaos sorgt bei den Bewohnern umliegender Straßen wie im Kelterweg oder „Im Dorfweinberg“ für erhöhte Pulsfrequenz.

 

Die Häufung der Großveranstaltungen stößt vielen Nachbarn sauer auf

Zu ihrem 16. Politischen Aschermittwoch hat die CDU Baden-Württemberg erneut einen bundespolitischen Hochkaräter an Land ziehen können: Jens Spahn soll die Halle rocken. Dass der 37-Jährige sich auf große Auftritte versteht, war jüngst beim Wiener Opernball zu sehen, als er sich freudestrahlend mit seinem Lebensgefährten Daniel Funke den Kameras präsentierte. Nicht wenige in der CDU sehen in ihm einen „Mann mit großer Zukunft“ – und das nicht nur, weil der 1,91-Meter-Hüne mit Schuhgröße 49 kaum zu übersehen ist. Er gibt auch der Kanzlerin kräftig Contra. Mitunter wird der Finanzexperte aus dem konservativen Spektrum schon als Merkel-Nachfolger gehandelt – auch wenn er als bekennender Homosexueller nicht gerade typische CDU-Klischees erfüllt. Das Schaulaufen am Aschermittwoch ist allerdings nicht die einzige Veranstaltung mit großem Publikumszuspruch in der Alten Kelter. Vier Tage später folgt der Kabarettist Christoph Sonntag. Er hat den Prachtbau an der Untertürkheimer Straße für seine Show „Das jüngste Ger(i)ücht“ bucht, die am 17. Februar aufgezeichnet und am frühen Sonntagabend im Programm des Südwestrundfunks ausgestrahlt wird. Erneut großer Andrang ist am 3. und 4. März zu erwarten, beim erstmals veranstalteten „Fellbacher Umschlag“ – ein mittelalterliches Indoor-Spektakel mit Messecharakter.

Ständige Parkplatzchaos im Wohngebiet

Die Häufung der Großveranstaltungen stößt vielen Nachbarn sauer auf. Als direkte Anwohner, so klagt ein Bürger, „bekommen wir ständig die negativen Auswirkungen der dortigen Massenveranstaltungen zu spüren“. Obwohl man sich über einen Rechtsanwalt mit der Stadt auf eine Art Hausordnung geeinigt habe, „müssen wir uns jetzt nunmehr seit 16 Jahren immer wieder wehren, wenn zum Beispiel die zulässigen Veranstaltungsdauern überschritten werden“. Dazu komme „das ständige Parkplatzchaos im Wohngebiet“ und das Auf- und Abbauen mit Lastkraftwagen und Staplern, die über den Parkplatz kurven.

Gespräche mit dem auch für die Alte Kelter zuständigen Schwabenlandhallen-Direktor Jens Mohrmann brächten nur kurzfristig Linderung. Auch mit den zugelassenen Besucherzahlen haben die Anwohner so ihre Schwierigkeiten. Bei der CDU waren im Jahr 2016 beim Auftritt des damaligen Kanzleramtschefs Peter Alt-maier 2000 Leute in der Alten Kelter, hieß es zumindest in der überregionalen Presse. Mittlerweile dürfen maximal 1500 rein. Aus feuerpolizeilichen Gründen sei die Zahl begrenzt, begründete CDU-Kreischef Joachim Pfeiffer im vergangenen Jahr mit gewissem Bedauern, warum man Hunderte Interessenten habe abweisen müssen.

Veranstaltungen müssen bis 22 Uhr beendet sein

Diese 1500 werden es auch heuer sein, erläutert CDU-Landessprecher Hannes Griepentrog. Einige Doppelbuchungen würden durch andere Interessenten ausgeglichen. Angesichts vieler Busse aus CDU-Ortsverbänden, die ihre Passagiere direkt am Eingang der Alten Kelter aussteigen lassen, hält er das Problem mit dem Parkplatzsuchverkehr für nicht ganz so gravierend.Etlichen Nachbarn sind diese eineinhalbtausend Gäste aber deutlich zu viel: „In der Hausordnung für die Alte Kelter stehen maximal 500 Besucher“, erklärt ein er-boster Anwohner. Tatsächlich findet sich diese Angabe in der Benutzungsordnung. „Die Personenzahl für Theaterveranstaltungen, Vorträge, Musikveranstaltungen und andere Veranstaltungen ist auf 500 Personen beschränkt“, heißt es da. Im Übrigen müssten die Veranstaltungen bis 22 Uhr beendet sein, „einschließlich des Räumens des Parkplatzes“. Bei mehr als 200 Besuchern sei „nach Möglichkeit“ ein Buspendelverkehr zu den Parkplätzen beim Stadion einzurichten, „um Belastungen der Nachbarschaft zu minimieren“.

Ausnahmen von der 500-Besucher-Regel gibt es allerdings bei den sogenannten „seltenen Ereignissen“, erläutert die Fellbacher Rathaussprecherin Sabine Laartz. In der Regel seien „zehn dieser Ausnahmeereignisse pro Jahr“ möglich. Dazu gehört denn auch das CDU-Spektakel mit seiner landesweiten Attraktivität – zum Verdruss vieler Anwohner. Und wie versprach Kreischef Pfeiffer vor zwölf Monaten: Der Politische Aschermittwoch der CDU werde „auf ewig in der Alten Kelter in Fellbach“ bleiben.