Dauerbrenner Alte Poststraße zwischen Leinfelden-Echterdingen und Steinenbronn: Die Stadtverwaltung bekommt das Durchfahrtsverbot durch den Wald einfach nicht durchgesetzt. Eine Geschichte mit stattlichem Bart.

Leinfelden-Echterdingen - Das muss ein toller Anblick gewesen sein, wenn früher sechsspännige Postkutschen von Echterdingen aus auf der alten Poststraße ins Siebenmühlental preschten und sich die Pferde auf der anderen Seite steil hinauf nach Waldenbuch quälen mussten. Fürsten mit ihrem Gefolge waren hier unterwegs, Beamte und Offiziere reisten zwischen Stuttgart und Tübingen hin und her, Professoren und Studenten wurden gesehen und Händler, die Waren von der Schweiz nach Stuttgart und Frankfurt oder in die Gegenrichtung brachten– eine Art frühe Schnellstraße.

 

Heute ist das von der Stadt Leinfelden-Echterdingen und dem Naturschutz nicht mehr gewünscht. Autofahrer sollen die alte oder neue B27 nutzen und nicht die „Schweizerstraße“, wie die Verbindung an der Schlösslesmühle vorbei auch genannt wurde. Deshalb wird seit Jahrzehnten nach einer Lösung gesucht, die die Interessen der Anlieger in der Schlössles- und der Walzenmühle einbezieht, aber den Durchgangsverkehr heraushält. Das zumindest ist das erklärte Ziel, das Jutta Rößler, die stellvertretende Leiterin des Ordnungsamtes von Leinfelden-Echterdingen, formuliert. Das jedoch ist nichts Neues. Nur: Gelungen ist es bisher noch nicht. Obwohl die Geschichte schon einen stattlichen Bart hat. Denn niemand schert sich um die Absperrung – weil sie oft offen ist.

Ist der Versuch schlicht gescheitert?

Auch am vergangenen Montagmorgen ist die Schranke wieder geöffnet. Der auf ein Jahr ausgelegte Versuch, die illegale Durchfahrt mit einer durch ein Schloss abgesperrten Schranke, für das lediglich die Anlieger, die Stadt sowie Rettungsdienste einen Schlüssel haben, scheint gescheitert. Das Vorhängeschloss baumelt an einer Kette neben der weit geöffneten weiß-roten Barriere. Und die Verbotsschilder scheinen kaum jemanden davon abzuhalten, die holperige Verbindung mitten durch den Wald zu nutzen.

„Es ist jedoch besser als vorher“, sagt Rößler und berichtet von Kontrollen des Gemeindevollzugsdienstes, die dabei rund fünf Autos pro Stunde verzeichnet hätten. Dabei spiele nach ihren Worten auch die Unsicherheit eine Rolle, ob die Schranke wirklich geschlossen ist oder man wieder wenden muss und dadurch noch länger unterwegs ist. „Doch die Situation entspricht weder den Erwartungen der Kommune noch denen des Gemeinderats“, sagt die stellvertretende Leiterin. Im Januar werde es Gespräche mit den Anliegern geben, sagt Jutta Rößler. Man sei bemüht, einen Konsens zu finden – auch um einen möglichen langjährigen Rechtsstreit zu vermeiden.