Im normalen Leben wären sie schon lange in Rente: 30 Staats-oder Regierungschefs sind in den Jahren 1930 bis 1939 geboren und immer noch aktiv. Immerhin acht sind in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts geboren. Auch Giorgo Napolitano, der nun geht.

Politik/ Baden-Württemberg: Christian Gottschalk (cgo)

Stuttgart - Die Nummer drei hat Platz gemacht. Italiens Präsident Giorgio Napolitano war nicht nur der älteste Spitzenpolitiker Italiens, auch im internationalen Maßstab hat der gestern zurückgetretene Präsident einen Spitzenplatz innegehabt. Weltweit gibt es in der Riege der Staatenlenker gerade zwei Kollegen, die noch häufiger Geburtstag gefeiert haben als der 89-jährige Italiener.

 

Den Spitzenplatz des ältesten Staatschefs beansprucht der Simbabwer Robert Mugabe. Mit 90 Jahren ist der soeben erst im Amt als Chef der Zanu-Parei bestätigte Präsident die unumstrittene Nummer eins, dicht gefolgt vom saudischen König Abdullah ibn Abd al-Aziz al-Saud. Beide erblickten im Jahr 1924 das Licht der Welt, der Araber im August, Mugabe bereits im Februar. Doch während König Abdullah gerade einmal vor neun Jahren den Thron bestieg – und derzeit im Krankenhaus liegt –, regiert Mugabe sein Land seit der Unabhängigkeit im Jahr 1980 – und erscheint überaus fidel.

30 Staatschefs sind zwischen 1930 und 1939 geboren

Von den 193 Staaten, die den Vereinten Nationen angehören, haben gut 20 Prozent Führer an ihrer Spitze, die in anderen Berufen schon lange in Rente gegangen wären. Insgesamt 30 Staats- oder Regierungschefs sind in den Jahren 1930 bis 1939 geboren worden, und damit zwischen 76 und 85 Jahre alt. Immerhin acht sind sogar in den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts auf die Welt gekommen – und heute immer noch aktiv.Ob Diktatoren langlebiger sind als Demokraten, ob das Leben im Osten gesünder ist als im Westen, das lässt sich aus der Statistik nicht herauslesen. Den Platz, den Napolitano am Mittwoch geräumt hat, nimmt nun ein Politiker ein, der erst Ende des vergangenen Jahres in Amt und Würden gekommen ist. Der tunesische Präsident Béji Caïd Essebsi feierte während des Wahlkampfes im November seinen 88. Geburtstag und strotzt nur so vor Tatendrang. Der ehemalige Premierminister ist für die kommenden fünf Jahre zum Präsidenten gewählt worden, und er vermittelt nicht den Eindruck, als plane er schon vorher in den Ruhestand zu gehen.

Eine beachtliche Langlebigkeit gibt es nicht nur bei Präsidenten, sondern auch in den Königshäusern dieser Welt. Elizabeth II. wird im kommenden April ihren 89. Geburtstag feiern. Viele verknüpfen den Fortbestand der britischen Monarchie mit der Königin, die nicht nur im Vereinigten Königreich offizielles Staatsoberhaupt ist, sondern in 15 weiteren Ländern von Kanada bis hin zur Südseeinselgruppe Tuvalu. Wenn Elizabeth über den 10. September 2015 hinaus Königin bleibt, wird sie die längste aller Regentschaften Großbritanniens innehaben. Den bisherigen Titel trägt noch Königin Victoria, die von 1837 bis 1901 auf dem Thron saß.Ein Jahr jünger an Lebensjahren ist der thailändische König Bhumipol, der die Queen allerdings in der Kategorie Amtszeit deutlich schlägt. Der schwer kranke und heute zurückgezogen lebende Monarch amtiert seit 1946. Im benachbarten Malaysia ist König Abdul Halim Mu’adzam zwar wie Bhumipol im Jahr 1927 geboren, steht allerdings sehr viel kürzer an der Spitze des Staates. Seit 2011 ist er Wahlkönig, seine Amtszeit endet im Dezember 2016. Ebenfalls in den 20ern des vergangenen Jahrhunderts geboren ist der Emir von Kuwait, Sabah al-Ahmad al-Dschabir as-Sabah, und Karlos Papoulias in Griechenland. Die Suche nach einem Nachfolger für den griechischen Präsidenten war erst im Dezember gescheitert.

Kaum Frauen dabei

Der Anteil an Frauen unter den betagten Führern auf dieser Welt ist im Übrigen gering. Ellen Johnson Sirleaf, die 1938 geborene Präsidentin Liberias, ist die älteste in dieser Riege. Zumindest dann wenn man die Generalgouverneurin von den Bahamas außen vor lässt. Die ständige Vertreterin der Queen auf der Karibikinsel, Generalgouverneurin Marguerite Pindling, hat als Geburtsjahr 1932 in ihren Papieren stehen. Auch auf Barbados und in Belize sind die Vertreter der Queen fast schon Altersgenossen. Die 1931 und 1932 geborenen sind aber wieder Männer.