Renningen - Jenseits des Längenbühl liegt der Meisenberg, wo sich einst die Meisenburg erhob. Glaubt man der Sage, hausten dort für lange Zeit Raubritter, denen die Dorfbewohner dienen mussten. Ab und an bekamen sie einen kargen Lohn, den ihnen der Schlossherr aber immer wieder abluchste. Dafür lud er sie ein zum Kartenspiel, setzte seine Gegner aber heimlich vor einen Spiegel, sodass er jederzeit einen Blick in ihr Blatt werfen konnte und jedes Spiel gewann. Das Geld verwahrte er in einer großen Truhe im Keller auf.

Als das Schloss eines Tages zerstört wurde, wollten natürlich viele Renninger den Schatz heben. Doch das war nicht so einfach. Es hieß, dass, wer das Schloss betrat, in Begleitung einer Jungfrau kommen musste und niemand ein Wort sprechen durfte. Ansonsten würde der Schutzgeist entweichen. Eines Tages wagte sich eine Gruppe junger Leute ins Gemäuer. Als das Mädchen niesen musste, sagte einer der Burschen zu ihr: „Warum schweigst nicht!“ Also mussten sie in einer anderen Nacht wiederkommen. Einen von ihnen ließen sie an einem Seil in ein Loch hinab, an dessen Ende sie den Schatz vermuteten. Wenn er am Seil zog, sollten sie ihn wieder hochziehen, sagte er. Doch als er wieder heraufkam, war er kreidebleich und konnte kein Wort sprechen. Irgendwann brachte er dann doch noch hervor, was ihm widerfahren war: Er hatte einen Saal gesehen und darin eine gedeckte Tafel mit Stühlen davor. Darauf saßen menschliche Gerippe, versammelt wie zu einem Trinkgelage. Der Modergeruch habe ihm fast den Atem verschlagen. Seine Freunde brachten ihn nach Hause. Aber er erholte sich nicht mehr und starb wenig später an dem Schrecken.