Seit 1991 ist bekannt, dass an der Bahnhofstraße in Leinfelden giftige Altlasten im Boden schlummern. Ebenso lang wird über die Sanierung des Geländes gesprochen. Nun ist offenbar wieder einmal Bewegung in der Sache.

Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)

Leinfelden - Dieses Problem hat Geschichte. An der Bahnhofstraße in Leinfelden schlummern Schadstoffe im Boden. Das ist seit 1991 bekannt. Ebenso lange wird eine Reinigung des Geländes angekündigt – mit einem bis zum Jahr 2017 ernüchternden Ergebnis: Der Boden ist nach wie vor verseucht – durch chlorierte Kohlenwasserstoffe (CKW) und Mineralöl. Eine früher dort ansässige Lösungsmittel- und Recyclingfabrik hatte den giftigen Müll offenbar in eine Grube gekippt.

 

Es wurde dies und das versucht – erfolglos

Das Grundstück zwischen Bahnhofstraße und Gleisen gehört seit 2003 der Aurelis Real Estate, doch der Vorbesitzer, die Deutsche Bahn, ist für die Bodenreinigung zuständig. In den vergangenen zweieinhalb Jahrzehnten wurden etliche Bodenproben entnommen, und es wurde dies und das versucht, zum Beispiel wurde das Grundwasser abgepumpt. Geholfen hat es nichts. Die Verfahren seien schlicht zu langwierig, sagt ein Bahn-Sprecher. Nun ist offenbar wieder Bewegung in die Sache gekommen.

Im Oktober hatte es ein Treffen zum Thema gegeben. Mit am Tisch: die Stadt Leinfelden-Echterdingen, die Bahn und Vertreter des Landratsamts. Die Bahn hat ein neues Reinigungsverfahren vorgeschlagen, das bisher noch nirgends ausprobiert worden sei, sagt Baubürgermeisterin Eva Noller. Ob es in Leinfelden erstmals zum Einsatz kommt, wird sich allerdings erst weisen. Das Landratsamt prüft derzeit.

Auch bei Anwohnern wurden Schadstoffe gemessen

Nach Informationen der Deutschen Bahn handelt es sich um rund fünf Tonnen Altlasten an der Bahnhofstraße – auf Höhe zwischen Markt- und Dreimorgenstraße. Messungen hätten ergeben, dass sich das Allermeiste zwischen Bahnhofstraße und Schienen befindet, allerdings eben in Spuren auch unter der Bahnhofstraße, sagt Eva Noller. Auf den westlichen angrenzenden Privatgrundstücken sei ebenfalls eine geringfügige Verunreinigung gemessen worden. „Unterhalb der Grenzwerte“, sagt Noller. Aber man habe nun Anhaltspunkte dafür, dass die Schadstoffe in der Lage seien, sich über das Grundwasser zu bewegen. Weshalb die Stadt darauf dränge, dass endlich etwas geschieht. 2018 könnte es losgehen. Die Reinigung würde etwa drei Jahre dauern, sagt der Bahn-Sprecher. Die Kosten werden auf einen einstelligen Millionenbetrag geschätzt.

Über Details zum neuen Reinigungsverfahren will weder Noller noch die Bahn sprechen. Zunächst solle die Entscheidung des Landratsamts abgewartet werden. Was Noller verrät: Die Bahnhofstraße müsste gesperrt werden. Dass dies nur für eine begrenzte Zeit möglich sei, habe die Stadt deutlich gemacht. Zudem dränge die Stadt im Fall der Fälle auf einen Probelauf des Verfahrens von zwei, drei Tagen, wenn es vom Landratsamt genehmigt wird.

Es gibt natürlich Pläne für das Gelände – wenn es sauber ist

Sollte der Boden an der Bahnhofstraße in irgendeiner Zukunft gereinigt sein, gibt es natürlich Pläne. Nach der Sanierung „wird Aurelis die Entwicklung und Vermarktung der Flächen auf Basis des bestehenden städtebaulichen Vertrages aufnehmen“, teilt eine Aurelis-Sprecherin mit. „Auf dem Areal ist eine Mischnutzung mit bis zu 10 000 Quadratmeter Geschossfläche geplant.“ Heißt: Wohnen und Gewerbe. Ein kleiner Teil, der an den Bahnhof grenzt, gehört der Stadt. Diese würde der Aurelis gern ein Stück abkaufen, um einen Busbahnhof zu bauen, sagt Noller.

Jene Altlasten sind übrigens nicht die einzigen in dieser Gegend. Südlich des Bahnhofs beim Kiosk ist der Boden ebenfalls verunreinigt – von einer anderen nicht mehr existierenden Firma. Die Flächen gehören der Stadt Leinfelden-Echterdingen, sie hatte sie von der Bahn gekauft. Und auch dort ist die Bahn verantwortlich für eine Sanierung. Die Pläne dafür scheinen aber nicht so weit gediehen zu seien. Am 14. Dezember tage die Altlastenbewertungskommission zu diesem Thema, teilt der Bahn-Sprecher mit. Danach werde man vielleicht mehr sagen können.